HERZBLUT
19.12.2023 GesellschaftAuf der Suche
Jeder bekommt gerne Geschenke. Auch ich. Doch manchmal freue ich mich viel mehr, anderen eine Freude zu machen und bin dann sogar ganz aufgeregt, wenn ich mein Geschenk überreichen kann. Auch an Weihnachten ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich die ...
Auf der Suche
Jeder bekommt gerne Geschenke. Auch ich. Doch manchmal freue ich mich viel mehr, anderen eine Freude zu machen und bin dann sogar ganz aufgeregt, wenn ich mein Geschenk überreichen kann. Auch an Weihnachten ist es jedes Mal ein Highlight, wenn ich die schön eingepackten Geschenke für meine Familie unter den Christbaum meiner Grossmutter stellen kann und darauf warte, bis sie von der beschenkten Person ausgepackt werden.
Ein passendes Geschenk zu finden, ist aber gar nicht so einfach. Während ich für das Geschenk meiner Schwester zig Ideen und dann eher Schwierigkeiten habe, mich zu entscheiden, finde ich es echt schwierig, für gewisse Personen passende Geschenke zu finden. Das liegt jedoch nicht daran, dass ich diese Personen schlecht kenne. Vielleicht kenne ich sie sogar zu gut und weiss daher auch, was ihnen alles nicht gefällt. Jahr für Jahr ist es für mich eine Herausforderung, für meinen Vater und meine Onkel ein Geschenk zu finden. Während man Kindern und Jugendlichen einfach Geld schenkt, wenn man keine Idee hat, fände ich es verstörend, Männern, die viel älter sind als ich, Bargeld zu schenken. Noch komischer fände ich es, wenn ich ihnen einen Geldbetrag twinten würde. Klar, das wäre praktisch und Geld kann jeder brauchen. Es würde sich trotzdem nicht richtig anfühlen.
Ein Geschenk zu basteln, kommt für mich auch nicht infrage, da ich zwei linke Hände habe. Wein haben alle schon genug im Keller und Schmuck tragen sie nicht. Meinen Onkeln könnte ich eigentlich auch eine Stange Zigaretten kaufen – die könnten sie gut gebrauchen. Ihre Sucht zu unterstützen, kann ich aber moralisch auch nicht vertreten. Ein zusammengestelltes Set aus Duschmittel, Deo und Crème ist auch ein Klassiker. Doch das wäre mir unangenehm. Nicht, dass es wie ein Wink mit dem Zaunpfahl wirkt und sie denken, dass ich sie nicht riechen kann. Süssigkeiten zu schenken, wäre in der Weihnachtszeit wohl auch keine gute Idee, da man sonst schon genug isst. Kleidung finde ich auch sehr heikel, da ich kein gutes Auge für Konfektionsgrössen habe und mich darum meistens verschätze. Beliebt sind auch Gutscheine für gemeinsame Erlebnisse und Abendessen. Erfahrungsgemäss werden diese aber nur selten eingelöst und gehen vergessen, was auch nicht der Sinn eines Geschenkes ist. Auch Utensilien für ihre Hobbies finde ich eine heikle Sache. Mein Vater spielt Tischtennis. Ihm aber einen neuen Schläger zu kaufen, der ihm dann möglicherweise schlecht in der Hand liegt, wäre unsinnig.
Da es so schwierig und mühsam ist, passende Geschenke zu finden, verzichten viele Familien mittlerweile aufs Schenken. Das finde ich eigentlich eine tolle Sache – und trotzdem machen wir es nicht, weil wir Geschenke lieben. In fünf Tagen ist Heiligabend und ich habe immer noch nicht alle Geschenke zusammen. Dieser Umstand ist eigentlich super, denn unter Druck arbeite ich am effizientesten, habe aber auch die doofsten Ideen. Wie zum Beispiel das elektrische Brotmesser vom vergangenen Jahr.
Luana Güntert, Sportredaktorin «Volksstimme»