Grünliberalen fehlten nur 895 Listenstimmen für Nationalratssitz

Beinahe wäre es am Sonntag zu einer Sitzverschiebung gekommen. Profitiert hätte die GLP, die zulasten der Grünen in den Nationalrat eingezogen wäre.

Janis Erne

Die Grünliberalen durften bis zum Schluss hoffen. Auch mit der letzten Gemeinde, deren Resultat noch nicht ausgezählt war, war ein Sitzgewinn rechnerisch noch möglich. Thomas Tribelhorn, Manuel Ballmer und Sabine Bucher steckten die Köpfe hinter einem Notebook zusammen und warteten gespannt auf die Resultate aus Binningen. Doch am Ende reichte es nicht, um im Baselbiet erstmals in den Nationalrat einzuziehen.

Denn die Grünen konnten dank der starken Resultate ihrer Listenpartnerin SP und ihrer Jungpartei den Sitz von Florence Brenzikofer hauchdünn verteidigen. Es war bereits 18.30 Uhr, als die Oltingerin endlich jubeln durfte. Zuvor musste sie stundenlang um ihre Wiederwahl bangen.

Enttäuscht und zufrieden zugleich
Wie knapp es wirklich war und wie wenig gefehlt hat, dass der Grünen-Sitz zu den Grünliberalen gewandert wäre, zeigt eine Rechnung von GLP-Nationalratskandidat Manuel Ballmer. Demnach fehlten gerade einmal 0,2 Prozentpunkte, dass ein Mandat der linken Listenverbindung zu derjenigen der Mitte-Parteien gewandert wäre. Oder anders gesagt: 895 Listenstimmen hätten anstatt zur SP und den Grünen zur GLP, der «Mitte» und zur EVP gehen müssen.

Die provisorischen Wahlresultate bestätigen Ballmers Rechnung: Der Koeffizient der linken Allianz lag bei der Vergabe des einzigen Restmandats bei 2,428; derjenige der Mitte-Allianz bei 1,408. Es fehlte also nur wenig, dass die Mitte-Allianz näher bei einem zweiten Mandat gewesen wäre als die linke Allianz bei einem dritten Mandat. Wäre das der Fall gewesen, hätte es eine Sitzverschiebung gegeben. Gewählt gewesen wären dann Eric Nussbaumer, Samira Marti (beide SP), Elisabeth Schneider-Schneiter («Mitte») und Thomas Tribelhorn (GLP).

Entsprechend enttäuscht ist man bei den Grünliberalen. «Hätte die SP nur etwas weniger zugelegt, wären wir nun im Nationalrat vertreten», sagt Manuel Ballmer. Als Verliererin sieht er seine Partei aber nicht: «Trotz eines vergleichsweise kleinen Wahlkampfbudgets und entgegen dem nationalen Trend konnten wir unseren Wähleranteil um 1,7 Prozentpunkte steigern.» Die GLP liegt neu bei 7 Prozent.

Bei den Grünen gab es vorgestern bereits eine erste Aufarbeitung der Beinahe-Wahlschlappe. Den massiven Einbruch um 8 Prozentpunkte auf 10 Prozent erklärt sich die Partei mit der Themenkonjunktur, die gegen sie sprach. Und die schwach besetzte Liste tat ihr Übriges. Ohne Maya Graf und Ex-Landrat Philipp Schoch fehlte die Breite: So liegen zwischen Florence Brenzikofer und dem zweitplatzierten Michael Durrer mehr als 13 000 Stimmen.

Überraschung hauchdünn verpasst

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title