Mahnwache gegen Zwangsimpfung
Rund 150 Menschen haben in Sissach gegen eine Zwangsimpfung von zwei Buben demonstriert. Vor Ort waren auch bekannte Corona-Skeptiker.
Janis Erne
Plötzlich erklangen aus der Ferne Kuhglocken und das Geräusch kam immer näher. Die ...
Mahnwache gegen Zwangsimpfung
Rund 150 Menschen haben in Sissach gegen eine Zwangsimpfung von zwei Buben demonstriert. Vor Ort waren auch bekannte Corona-Skeptiker.
Janis Erne
Plötzlich erklangen aus der Ferne Kuhglocken und das Geräusch kam immer näher. Die «Freiheitstrychler» – während Corona schweizweit bekannt geworden – schritten durch Sissach. Ihr Ziel: Die Geschäftsstelle der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Gelterkinden-Sissach, wo sich gestern schätzungsweise 150 Personen zu einer Mahnwache einfanden, um gegen eine behördlich angeordnete Zwangsimpfung zu demonstrieren.
Zur Mahnwache aufgerufen worden war in einschlägigen Gruppen auf der Social-Media-Plattform Telegram. Hunderte Nutzer ereiferten sich dort über einen Entscheid des Bundesgerichts. Demnach sollen ein neun- und ein elfjähriger Knabe, ohne dass sie dies laut ihrer Mutter möchten, gegen Masern geimpft werden. Vor Gericht gelangte der Fall, weil sich die Eltern in der Impffrage uneinig sind. Läuft heute die gesetzte Frist ab, soll die Impfung notfalls mithilfe der Polizei vollzogen werden, wie es in der Verfügung der Kesb heisst.
Die Menschenmenge, die gestern in Sissach anzutreffen war, war bunt gemischt: besorgte Eltern mit kleinen Kindern, Verschwörungstheoretiker und Impfgegnerinnen reisten aus fast allen Landesteilen an – aus Bern, Schwyz oder Graubünden. Aber auch Menschen aus der Region nahmen teil.
Eine Frau aus Waldenburg wollte gegen die «Übergriffigkeit» der Behörden demonstrieren. Ein Herr mittleren Alters sagte, er wolle für das «Recht auf Selbstbestimmung» eintreten. Unter die Menge hatte sich auch ein bekanntes Gesicht aus Luzern gemischt: Nicolas Rimoldi, Kopf der coronaskeptischen Bewegung «Mass-Voll». «Ich bin hier, um ein Zeichen für die körperliche Unversehrtheit zu setzen. Jeder Mensch soll selbst entscheiden können, ob er geimpft werden möchte», sagte er. Nicht vor Ort waren die Mutter der betroffenen Kinder und die Buben selbst.
Um 15 Uhr, zwei Stunden nach dem Beginn der friedlichen Mahnwache – die Polizei war nicht zu sehen –, löste sich der Pulk auf. Erneut ohrenbetäubend verabschiedeten sich auch die «Freiheitstrychler».