Erste Feier der Ergolz-Befreier
15.09.2023 Bezirk Liestal«IG A22 unter den Boden» wirbt mit Fest für ihr Ziel
Der ältere Teil der A22 soll unter den Boden verlegt und dafür die Ergolz wieder ans Tageslicht befördert werden. Um dieses «Generationenprojekt» dereinst zu realisieren, wollen die Initianten die Bevölkerung mit einem Fest ...
«IG A22 unter den Boden» wirbt mit Fest für ihr Ziel
Der ältere Teil der A22 soll unter den Boden verlegt und dafür die Ergolz wieder ans Tageslicht befördert werden. Um dieses «Generationenprojekt» dereinst zu realisieren, wollen die Initianten die Bevölkerung mit einem Fest morgen in Liestal hinter sich bringen.
Jürg Gohl
Um einen so namhaft besetzten Vorstand dürfte sie von mancher Interessengemeinschaft, von manchen Verbänden und Vereinen benieden werden. Als die «IG A22 unter den Boden» am 12. Juni dieses Jahres gegründet wurde, schlossen sich ihrer Führungsriege etwa der Liestaler Stadtpräsident Daniel Spinnler, der Lausner Gemeindepräsident Peter Aerni, der Liestaler Bauverwalter und SP-Landrat Thomas Noack, die beiden Nationalrätinnen Sandra Sollberger (SVP, Liestal) und Florence Brenzikofer (Grüne, Oltingen) sowie weitere Persönlichkeiten jeder politischen Couleur an.
Diese breite Ab- und Unterstützung ist auch nötig, wenn in frühestens 30 Jahren aus der Vision der neu gegründeten IG Realität werden soll. Peter Aerni spricht deshalb von einem «Generationenprojekt», dessen Ziel bereits aus dem Namen der IG hervorgeht: Die Umfahrungsstrasse A22, die von Sissach bis Pratteln das Ergolztal vom Durchgangsverkehr entlastet, soll prioritär in Liestal und Lausen ganz unter den Boden verschwinden und dafür der Fluss wieder ans Tageslicht befördert werden. «Damit das Projekt in 30 Jahren realisiert werden kann, braucht es jetzt das Engagement von Politik und Bevölkerung», ist auf der Website der IG zu lesen.
Vor 30 Jahren gesündigt
Als die A22 vor zehn Jahren ab Frenkendorf nach Pratteln verlängert wurde, führte sie durch einen Tunnel. Doch der obere, ältere Teil verläuft im Freien und zerschneidet die Gemeinden Liestal, Lausen, Itingen und letztlich auch einen Teil von Sissach. Die Strasse ist inzwischen im Besitz des Bundes. Bereits zum Jahresbeginn weibelte die IG vor den Medien ein erstes Mal für ihre Idee. Was da vor 30 Jahren gebaut wurde, würde heute bestimmt nicht mehr bewilligt, lautete der Tenor.
Die Ergolz wurde unter der Umfahrungsstrasse «versteckt», die Einmündung der Frenke kennt kaum jemand, ebenso den kleinen Wasserfall im Liestaler Kessel. Stützen für die marode Schnellstrasse, die sich längst zum Dauer-Sanierungsfall entwickelt hat, wurden in den Fluss gerammt. Eine A22 unter dem Boden würde gerade Liestal und Lausen städtebaulich neue Möglichkeiten eröffnen, wurde damals dargelegt. «Unsere Ergolz befreien – die A22 unter den Boden» lautet denn auch die Überschrift des «Ergolzfeschts», das morgen Samstag in der Liestaler Allee über die Bühne gehen soll. «Wir würden in unserem Tal und in unserer Gemeinde einen Naherholungsraum zurückerhalten», schreibt Peter Aerni in seinem Aufruf.
Neben dem Fluss zählen auch die tägliche Lärmbelästigung und die störenden Lärmschutzwände zu den Argumenten. Doch lärmen will die IG vor allem in Bern. Auch wenn man noch weit davon entfernt ist, konkrete Baupläne, Budgets und Zeitraster vorzulegen, soll es die Not im Ergolztal in Bundesbern zumindest einmal auf den Radar der Politik und der Planer schaffen. «Es wird oft darüber geklagt, dass die Probleme der Nordwestschweiz in den nationalen Räten gerne zurückgestellt werden», sagt Peter Aerni. Und er fordert: «Die A22 muss es in den Strassenentwicklungsplan schaffen.»
Die Bevölkerung überzeugen
In einem nächsten Schritt gelte es, so Aerni, die Bevölkerung für das Projekt zu gewinnen. In einem Aufruf im Gemeindeanzeiger fordert er «Lausner Power» und stellt erfreut fest, dass Nachbarin Itingen den Aufruf in ihrem Gemeindeanzeiger ebenfalls publiziert hat. Der Lausner Gemeindepräsident verfolgt damit drei Anliegen: Ein möglichst breiter Teil der Bevölkerung soll sich mit den Zielen der «IG A22 unter den Boden» auseinandersetzen und am besten von ihnen überzeugt werden.
Zweitens wirbt die IG intensiv um Mitglieder. Der jährliche Beitrag von zehn Franken ist eher symbolischer Natur, und es sei sogar erwogen worden, ihn bei fünf Franken zu belassen. Vergangene Woche stiess die IG mit ihrem Stand im Liestaler «Stedtli» bereits auf ein positives Echo.
Unweit von dort möchte sie – und das ist Aernis drittes Anliegen – diesen Erfolg wiederholen. In der Allee in Liestal steigt morgen Samstag von 13 bis 19 Uhr ein erstes «Ergolzfescht». Dort treten unter anderem Sänger Florian Schneider, Kabarettist Dominik Muheim und die Tanzgruppe «Move in Arts» auf. Es wird eine Festwirtschaft geführt und mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Tourismus und Naturschutz über die Vorteile einer unterirdischen A22 diskutiert. Neben den beiden Vorstandsfrauen Brenzikofer und Sollberger wird auch ihr Ratskollege Eric Nussbaumer befragt werden. Interviewer ist Radiomann Jonathan Noack, Sohn von Thomas Noack.
Es ist kein Zufall, dass dieses erste Fest im Kantonshauptort stattfindet, denn Stadtpräsident Daniel Spinnler ist der Motor dieser Initiative. Doch Peter Aerni verspricht schon heute: «Das nächste Fest der ‹IG A22 unter den Boden› steigt in einem Jahr in Lausen.»