Eisenplastik als politisches Andenken
19.09.2023 ZunzgenErinnerung an die Arbeiter- und Angestellten-Union Zunzgen sowie die Bemag
Im Auftrag der mittlerweile aufgelösten Arbeiter- und Angestellten-Union Zunzgen hat der Zunzger Kunstschmied Fritz Kupferschmid die Eisenplastik «Mechanismus» geschaffen. Mit einer kleinen Feier wurde ...
Erinnerung an die Arbeiter- und Angestellten-Union Zunzgen sowie die Bemag
Im Auftrag der mittlerweile aufgelösten Arbeiter- und Angestellten-Union Zunzgen hat der Zunzger Kunstschmied Fritz Kupferschmid die Eisenplastik «Mechanismus» geschaffen. Mit einer kleinen Feier wurde das Kunstwerk offiziell eingeweiht.
Sander van Riemsdijk
Die kurz nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1949 von Paul Wagner (1917–1997) gegründete Arbeiter-Union – 1980 zur Arbeiter- und Angestellten-Union (AAU) erweitert – hatte zusammen mit den Mitgliedern der Sozialdemokratischen Partei während fast 73 Jahren die Interessen der arbeitenden Bevölkerung in allen öffentlichen Ämtern in ihrem Wohnort vertreten. Die prägende Figur Wagner sass von 1963 von 1987 für die SP im Nationalrat.
Als sich allmählich abzeichnete, dass es für die AAU – von einer Überalterung begleitet – immer schwieriger wurde, Mitglieder für Ämter sowohl im Präsidium als auch im Gemeinderat zu gewinnen, wurde die politische Interessengemeinschaft am 22. August vergangenen Jahres aufgelöst.
Bezüglich der nach der Auflösung übrig gebliebenen Gelder wurde nach reiflicher Überlegung entschieden, als Ehrung der Arbeiterschaft der ehemaligen Basler Eisenmöbelfabrik AG (Bemag) – im Volksmund auch «Stängelibiegi» genannt – am früheren Standort an der Hauptstrasse ein Kunstwerk zu errichten. Die Geschichte der Bemag, die in Zunzgen als Arbeitgeberin viele Jahre immer eine wichtige Stellung eingenommen hatte, geht zurück auf die Gründung am 1. November 1899 als erste Eisenmöbelfabrik der Schweiz in Basel.
Der Zunzger Kunstschmied Fritz Kupferschmid erhielt den künstlerischen Auftrag. Dieser erschuf an der Südseite der zur Wohnsiedlung «Mühlematten» umgebauten Fabrik eine Eisenplastik mit dem Namen «Mechanismus». Die einstige Fabrik beherbergt heute 18 Loftwohnungen.
Einweihung zelebriert
Am vergangenen Freitag wurde das geschmiedete, abstrakte Kunstwerk mit einer kleinen Feier eingeweiht, dies im Beisein von früheren Mitgliedern der AAU mit ihrem langjährigen Präsidenten Hanspeter Misteli. Mit dabei war auch Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich sowie Einwohnerinnen und Einwohner von Zunzgen – darunter auch Bewohnerinnen und Bewohner der Wohnsiedlung.
Zur künstlerischen Vision seiner Skulptur liess Fritz Kupferschmid vor Ort verlauten, dass die beiden Bögen, die schmal parallel verlaufen und scheinbar ins Nichts führen, symbolisch für den Zahn der Zeit stehen und auch für die in der Fabrik hergestellten elektrisch betriebenen Spitalbetten. Ein Männlein auf der Skulptur schleppt als Symbol für die Arbeiterschaft ein Zahnrad hoch, während ein zweites Männlein oben auf der Plastik mit seiner winkenden Bewegung den Abschied einer monumentalen Fabrikarbeiterepoche mit verborgenen Erinnerungen verkörpert.
Mit der geschichtsträchtigen Plastik ist die AAU symbolisch definitiv der Vergangenheit übergeben worden und Zunzgen ist zugleich um ein «epochales Kunstwerk» reicher. Oder wie es Gemeindepräsident Hansruedi Wüthrich ausdrückte: «Das Kunstwerk ist eine Bereicherung für Zunzgen.» Ein kleiner Apéro rundete die schlichte Feier ab.