Vom «Hauenstein» ins Kitsch-Hotel
17.08.2023 Bezirk Sissach, WenslingenLuca Décoppet spielt im diesjährigen Stück der «Rattenfänger» mit
Im vergangenen Jahr hatte der junge Wenslinger Luca Décoppet beim Freilichttheater «Hauenstein» in Läufelfingen mitgespielt. Als ihn der Regisseur anfragte, beim Stück «Das Rosa Einhorn» der Theatergruppe ...
Luca Décoppet spielt im diesjährigen Stück der «Rattenfänger» mit
Im vergangenen Jahr hatte der junge Wenslinger Luca Décoppet beim Freilichttheater «Hauenstein» in Läufelfingen mitgespielt. Als ihn der Regisseur anfragte, beim Stück «Das Rosa Einhorn» der Theatergruppe Rattenfänger mitzumachen, musste er überlegen – aber nicht lange.
Brigitte Keller
Theaterspielen gehört schon lange zu den Leidenschaften von Luca Décoppet. «Bereits in der Sekundarschule und später am Gymnasium in Liestal habe ich Theater gemacht, wo immer ich nur konnte», sagt er. Mit 16 Jahren hatte er schon selber ein Weihnachtstheater aufgeführt und mehrere eigene Stücke lagen in der Schublade zur Inszenierung bereit. Für eine gewisse Zeit konnte sich der junge Mann mit Jahrgang 1998 gar vorstellen, die Schauspielerei zu seinem Beruf zu machen. Er hatte die Aufnahmeprüfung an einer Schauspielschule gemacht. Die Ausbildung zum Lehrer stand dazumal jedoch zur Debatte und ganz besonders reizte ihn ein Theologie-Studium.
Die Entscheidung fiel zugunsten der Ausbildung zum Theologen und gleichzeitig dafür, daneben weiterhin die Leidenschaft fürs Theater auszuleben und voranzutreiben. Deshalb meldete er sich 2021 auf den Aufruf aus Läufelfingen für das Stück «Hauenstein», wo Danny Wehrmüller Regie führte. Ihn kannte er damals erst vom Hörensagen. «Zum Glück habe ich es gemacht. Eine super Erfahrung. Ich habe enorm viel dazugelernt.»
Alles, was Décoppet bisher gelernt hat, kann er jetzt einsetzen bei der neusten Aufführung der Theatergruppe Rattenfänger in Muttenz. Diese ist bekannt dafür, ihre Freilichtbühne jedes Jahr an einem anderen Standort aufzubauen. In diesem Jahr ist es der Hölderlin-Park in Muttenz und dort wird intensiv geprobt. Morgen Freitag ist Premiere.
Think pink
Die Bühne fällt schon von Weitem ins Auge. Sie besteht aus einem zweistöckigen Konstrukt und leuchtet, angestrahlt von der Sonne oder beim Eindunkeln von Scheinwerfern, in grellem Pink und Regenbogenfarben. Das Ganze stellt das Hotel «Das Rosa Einhorn» dar, weshalb auch zuoberst der Kopf eines Einhorns prangt.
Ganze neun Türen, zwei Treppen, eine Leiter und – als wäre das nicht schon genug – eine Rutschbahn fordern die Darstellerinnen und Darsteller. Neben diesen teils schon beinahe akrobatischen Einlagen treibt Regisseur Wehrmüller das Ensemble auch in allen anderen Bereichen zu Höchstleistungen an. Genau diese Herausforderung, und auch das gegenseitige Anspornen innerhalb der Gruppe, suchte der Theologiestudent und Schauspieler Luca Décoppet. Beim Stück handelt es sich gemäss Ankündigung um eine «Kitsch-Revue» samt Musik aller Art und Unart, eine Melange aus Boulevard, Kriminalkomödie, Operette und Schwank und setzt damit einen Kontrast zu den klassischen Stoffen der vergangenen Jahre.
«Musik aller Art und Unart» steht gemäss Regisseur und Autor Wehrmüller einerseits für gefühlsbetonte Schlager aus neun Jahrzehnten, andererseits auch für Operettenarien und fast vergessene Volkslieder. Die Gesangstexte sind passgenau überschrieben, sodass sie sich nahtlos in die Handlung einfügen. Décoppet hat extra noch Gesangsunterricht genommen, um den hohen Anforderungen, die er auch selbst an sich stellt, gerecht zu werden. «Man weiss nie, wer im Publikum sitzt», sagt er. Er wolle den Schock abdämpfen, den Leute mit einem sehr guten Musikgehör sonst haben könnten.
Es wird gefordert vom ganzen Ensemble: Viel Vorstellungskraft zu Beginn bei den Proben, um sich die Dimensionen der Bühne und Höhenunterschiede vorstellen und vergegenwärtigen zu können, viel Zeit für das Einstudieren von Text und Liedern sowie die Entwicklung der Rolle. «Wenn man gute Ideen einbringt, kann man die eigene Figur mitgestalten oder etwas kreieren, was nicht von Anfang an im Skript stand», freut sich der Neuling im Ensemble. Eigeninitiative wird erwartet, aber ein Zuviel davon manchmal auch wieder gestoppt. Das letzte Wort hat der Regisseur.
Luca Décoppet stellt sich noch einer weiteren Herausforderung: Zur Erleichterung der gesamten Crew springt er ein für einen kurzfristig ausgefallenen Kollegen und übernimmt noch eine zweite Rolle. Zusätzliche akrobatische Einlagen hinter der Bühne beim schnellen Kostümwechsel sind damit programmiert. Und der Schatz an Erfahrungen, die der Schauspieler sammeln kann, um ein paar Episoden reicher.
«Das Rosa Einhorn», 18. August bis 9. September, Hölderlin-Park, Muttenz.
www.theatergruppe-rattenfänger.ch