MUNDART
24.08.2023 RegionHüenerhut
E Fründ vo mir us em untere Baselbiet säit ganz sälbverständlig zume Chessel «en Eimer». Zu der Stääge säit er «Träppe», statt «wäge däm» oder «doorum» säit er ...
Hüenerhut
E Fründ vo mir us em untere Baselbiet säit ganz sälbverständlig zume Chessel «en Eimer». Zu der Stääge säit er «Träppe», statt «wäge däm» oder «doorum» säit er immer «deswääge»! Und statt Geiss – das schiesst für mi der Vogel ab – säit er Ziege!
Deswääge. Er übernimmt diräkt es Wort us em Dütschen und säit das uf Mundart. Ich ghör au immer mehr, ass men im Baselbiet «Waschbecken» oder «Gänsehut» statt Hüenerhut säit. Das tschuuderet mi grad chly. My Spruch uf der Bühni, es syg «in der Schweiz alles etwas kleiner – die Gänsehaut heisst dort Hühnerhaut» goht denn au nümm, wenn mir eifach vom Huen zu der Gans wächsle.
Settig dütschi Wörter dööne für mi e bitz so, wie wenn chlyyni Chind im Spiil versueche Hochdütsch z reeden und denn so luschtigi Sache wie «ich gange jetzt d Steegen deruffen» säge. Mys Nichtli het scho ganz früeh aagfange, so mit myne Chind z reede. Und die häi sich Müeh gee, mögligscht Schwyyzerdütsch z schwätze, wenn si im Baselbiet uf Bsuech sy. Denn au wenn si ammen e chly Hemmige häi, si chönne rächt guet Mundart schwätze. Das halb Mundart, halb Chlyychind-Hochdütsch git ammen es heerrligs Chuuderwälsch.
Ich sett do aber nid z lut lache. Ich, wo us Gwohnet ganzi Satzstelligen us em Dütschen übernimm. Zum Byyspiil froog ich immer wiider «wie spoot isch?» Statt «was isch für Zyt?» Aber – das isch denn my liebscht Usreed – ich läb jo schliesslig sit über 15 Joor in Bayern. Do cha me jo fascht froh sy, ass i nid no Bayrisch schwätz.
Denn in Bayern säge si ganz vill «Erna». «Kon i erna was zeigen?», het my Noochber im erschte Winter bim Schneeschuufle gfroggt. Ich ha am Aafang ächt nid gwüsst, was er vo mir will. Denn het er mir zeigt, wie me der Schnee vor de Garage gschickt uf ei Huffe buxiert.
Die andere Noochbere häi im Verbyygoh immer wiider «wie geht’s erna?» gfroggt. Jo, was weiss denn ich, wies deeren Erna goht? Ich kenn keini … Bis i kapiert ha, ass die Erna «Ihnen» heisst. Jo mei, des Bayrisch, des is hoid a weng schwer, i sogs erna!
Aber in der Schwyyz und vor myne Chind gib i mir meischtens Müeh, d Wörter richtig z sääge. Guet, der Flo Schneider lacht jetz sicher. Immer wiider het er mir gsäit, es heisst nid «weil» sondern «wil» in öiser Mundart. Und er het jo rächt. Ich will statt weil jo wil säge, aber wil i in mym Alltag immer weil säg, will mir das wil denn eifach nid über d Lippe choo!
Das find ich aber alles nid so schlimm wien en Oberbaselbieter, wo «Kartoffle» säit, als geebs keini Härdöpfel me! Oder ebbe my Unterbaselbieter Fründ mit sym Eimer und deswääge. Wäge däm säg ich äxtra wytter Chessel, Brünneli, Stääge, und wenns mi friert, han ich e Hüenerhut!
Marianne Lindner-Köhler, 1981 im Baselbiet geboren und aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie in München. Als Mary Long tritt sie auf bayerischen und Schweizer Poetry-Slam- und Kleinkunstbühnen auf.