Holzkasten rettet abgestürzten Waldweg
22.08.2023 Bezirk Sissach, KänerkindenForstrevierbegehung des Zweckverbands Oberes Diegtertal
Bei der Forstrevierbegehung des Reviers Oberes Diegertal zeigte Revierförster Martin Krähenbühl unter anderem, wie mit einem Holzkasten eine abgerutschte Strasse repariert wird.
André ...
Forstrevierbegehung des Zweckverbands Oberes Diegtertal
Bei der Forstrevierbegehung des Reviers Oberes Diegertal zeigte Revierförster Martin Krähenbühl unter anderem, wie mit einem Holzkasten eine abgerutschte Strasse repariert wird.
André Frauchiger
Revierförster Martin Krähenbühl konnte im Gebiet Lauch in Eptingen Eindrückliches zeigen: Die dortige, einzige Verbindungsstrasse durch Wald und über Wiesen ist auf einer Länge von rund dreissig Metern den Steilhang hinuntergerutscht. Das abgerutschte Erdmaterial hatte sich sogar ein Stück über die darunterliegende Wiese verteilt, dies sehr zum Missfallen insbesondere der betroffenen Landbesitzer. Was tun? Diese Situation schilderte Krähenbühl anlässlich der traditionellen Forstrevierbegehung des Reviers Oberes Diegtertal, die am Freitag stattfand – dieses Jahr auf Einladung der Gemeinde Känerkinden. Gemeinde- und Bürgerräte der Reviergemeinden Diegten, Eptingen, Tenniken und Känerkinden sowie Kantonsvertreter nahmen daran teil.
Die betroffene Gemeinde Eptingen beauftragte den Zweckverband mit der Wiederherstellung des Weges. Dies mit einer Technik, wie sie insbesondere in den Schweizer Alpen Anwendung findet: Mit dem Bau eines turmartigen Holzkastens als Grundlage und Halt für die Strasse. Für den in diesem Fall 30 Meter langen, 9 Meter breiten und 7 Meter hohen Holzkasten werden 200 Kubikmeter Weisstanne verwendet. Ausserdem werden 1500 Kubikmeter Erde benötigt: Denn der Holzturm muss letztlich von Erdmasse luftdicht zugedeckt werden. Es handelt sich übrigens um die Erde, die vor rund einem Jahr abgerutscht ist. Sie wird mit dem Bagger hochgeschaufelt und im Holzkasten fixiert.
Auf langen Stämmen werden quer dazu kürzere Stämme aufgeschichtet, darauf folgen dann wieder die langen. Dies wiederholt sich, bis die für die Strassensanierung notwendige Höhe von sieben Metern erreicht ist. Und alles wird in Erde gehüllt, was dem Verrotten der Baumstämme entgegengewirkt. Eine Entwässerung und eine Sickerpackung sorgen für den Abfluss des auftretenden Wassers und verhindern ebenfalls ein Faulen der Bäume. Auf dem Holzkasten als «Fundament» wird dann schliesslich die Strasse wieder hergestellt.
Die Arbeiten sind schwierig – und zum Teil auch ziemlich gefährlich. Dies insbesondere dann, wenn es darum geht, zur Stabilisierung der Bäume Eisenstäbe in diese und in die darunterliegenden Bäume zu rammen. Der Revierförster ist aber überzeugt, dass die Bauarbeiten von der beauftragten Baselbieter Baufirma in 17 Tagen abgeschlossen werden können. Das ganze Konstrukt mit dem Holzkasten dürfte nach Krähenbühls Einschätzung und Erfahrung 30 bis 50 Jahre halten.
Welche Baumarten pflanzen?
An der Begehung wurden weitere Themen angeschnitten. Zum Beispiel, wie sich die Forstwirtschaft in Anbetracht der Klimaerwärmung bei der Baumpflanzung verhalten soll. Welche Baumarten haben eine Überlebenschance und welche nicht? Für Martin Krähenbühl ist dies ein fliessender Prozess; bei keiner der heutigen Baumarten in unseren Wäldern lasse sich mit Sicherheit sagen, ob diese eine Zukunft hat oder nicht. Als Beispiel nannte er die Buche: Die Buchenart, die bisher in Mitteleuropa heimisch war, werde wohl verschwinden. Aber es gebe im Mittelmeerraum andere Buchenarten, die der grossen Hitze und Trockenheit im Sommer trotzen und trotz widriger Umstände gross und stark würden. Ein Buchenart, die in Albanien vorkomme, sei für die Schweiz geeignet.
Auf dem Känerkinder Gemeindebann gibt es an einer Stelle die höchste Dichte an Eiben – rund 200 Bäume, wie Revierförster und Betriebsleiter Martin Krähenbühl erklärte. Diese seien national bekannt und absolut zukunftsträchtig.
Krähenbühl bilanzierte: «In unseren Wäldern ist eine gute Mischung der Baumarten wichtig.» Erwünscht seien Laub- und Nadelhölzer. Fichten haben es laut dem Revierförster in Zukunft schwer, langfristig zu bestehen. Es komme aber auch hier auf die spezifische Art an. Lärchen, Föhren, Bergahorn und Edelkastanie hätten gute Karten, langfristig zu überleben. Generell wichtig sei im Wald, dass der Boden beschattet sei und nicht zu schnell austrockne. Hier seien Laubbäume gegenüber Nadelhölzern im Vorteil. Am Beispiel eines Thuja-Waldabschnitts zeigte der Forstfachmann auf, dass grosse Bäume ausreichend Platz benötigen, um zu wachsen und sich im Lauf der Jahrzehnte zu entfalten. Dies bedinge, dass Bäume auch gezielt gefällt werden müssten, um eben Raum für die verbleibenden gesunden Bäume zu schaffen. Dafür brauche es aber viel Verständnis seitens der Bevölkerung. Krähenbühl wies ferner darauf hin, dass eine Artenvielfalt in den Wäldern auch in wirtschaftlicher Hinsicht wichtig ist. Die Waldwirtschaft sei auf Einkünfte über Holzverkäufe angewiesen.
Thomas Grüter, Gemeindepräsident von Tenniken und Präsident des Forstreviers Oberes Diegtertal, zeigte sich am Schluss der Führung «stolz auf die Mitarbeiter des Forstreviers», die ganze Arbeit leisteten.