HERZBLUT
29.08.2023 GesellschaftNicht nur Klischees
Mein Redaktionskollege hat vergangene Woche in seiner Kolumne berichtet, dass er ein Aargauer ist – zumindest in seinem Pass. Auch ich bin in meinem Pass mit Heimatort Mumpf (was sonst mit diesem Nachnamen?) offiziell eine Aargauerin. Doch anders ...
Nicht nur Klischees
Mein Redaktionskollege hat vergangene Woche in seiner Kolumne berichtet, dass er ein Aargauer ist – zumindest in seinem Pass. Auch ich bin in meinem Pass mit Heimatort Mumpf (was sonst mit diesem Nachnamen?) offiziell eine Aargauerin. Doch anders als mein Kollege bin ich auch im Aargau, besser gesagt im unteren Fricktal, geboren und aufgewachsen.
Als Aargauerin bin ich den Rüebliländer-Klischees oft ausgesetzt. Doch sind es wirklich nur Klischees? Ich kann nur von mir sprechen und muss zugeben, dass bei mir schon einiges zutrifft. Zum Beispiel sind meine Autofahrkünste so eine Sache. Ich halte mich natürlich immer an die Verkehrsregeln und fluche selten im Auto. Doch wie mir damals schon an der Fahrprüfung gesagt wurde, ist mein Fahrstil «eher undynamisch». Vor allem beim Kuppeln schüttelt es meine Mitfahrer regelmässig ordentlich durch. Was ich auch absolut nicht gut kann, ist Einparkieren. Vorwärts geht ja noch, aber seitwärts? Seit wir rund um die«Volksstimme»- Redaktion eine Baustelle haben und ich meinen kleinen Fiat seitwärts in der Sissacher Begegnungszone abstellen muss, bekomme ich morgens Schweissausbrüche.
Wir Aargauer werden oft als Rüebliländer bezeichnet. Das finde ich toll, denn ein Rüebli ist doch das praktischste Gemüse, das es gibt. Man muss es weder schälen noch rüsten noch gross von Erde und Sand befreien. Dazu sind Rüebli sehr günstig und gesund. Deshalb esse ich fast jeden Mittag ein Rüebli.
Das Klischee, dass das einzig Gute am Aargau die Trennung von Basel und Zürich ist, stimmt aber überhaupt nicht, denn wir haben sehr viel mehr zu bieten! Unserem Idol Peach Weber ist das schon lange bekannt, hat er doch schon vor Jahren gesungen: «Millione vo Touriste wend in Aargau cho, doch vor luter Begeisterig blibets am Baregg stoh.» Wo er recht hat, hat er recht.
Jedoch hat der Aargau nicht nur das zu bieten, was mein Kollege aufgezählt hat und wohl die Highlights von Aargau Tourismus sind. Als Lokalpatriotin liegt mir das Fricktal sehr am Herzen, wo es viele Naturhighlights, architektonische Schönheiten und gastronomische Vielfältigkeiten zu geniessen gibt. Zum Beispiel die Mumpfer Fluh mit einem phänomenalen Ausblick über den Rheinbogen, Teile des Schwarzwalds und bis nach Basel. Oder die Altstädte von Rheinfelden und Laufenburg, die zum Flanieren einladen und immer wieder einen Blick auf den Rhein freigeben. Oder aber ein Essen im «La Palma» in Oeschgen, wo es die besten Pizzen weit und breit gibt.
Mit einer Grossmutter aus Zuzgen und einem Grossvater aus Hellikon habe ich als Kind viel Zeit im Wegenstettertal verbracht. Somit bin ich am Wochenende natürlich auch am Dorffest in Wegenstetten dabei, wenn es heisst «alles, ausser gewöhnlich». Dieser Slogan trifft aber anscheinend nicht nur auf ein Dorf zu, sondern auf den ganzen Kanton.
Luana Güntert, Sportredaktorin «Volksstimme»