Familienmensch und KMU-Förderer
15.08.2023 Bezirk Sissach, Ormalingen, PolitikNeu im Landrat: Dario Rigo («Mitte»), Ormalingen
Zu seiner eigenen Überraschung hat der politische Neuling Dario Rigo die Wahl in den Landrat geschafft. Der Mann der «Mitte» will sich in Liestal für die Familie, fürs Gewerbe und für den Ausgleich zwischen den politischen Polen ...
Neu im Landrat: Dario Rigo («Mitte»), Ormalingen
Zu seiner eigenen Überraschung hat der politische Neuling Dario Rigo die Wahl in den Landrat geschafft. Der Mann der «Mitte» will sich in Liestal für die Familie, fürs Gewerbe und für den Ausgleich zwischen den politischen Polen engagieren.
Christian Horisberger
Als professioneller Vermieter von Geschäftsräumen für KMU könnte der Unternehmer Dario Rigo Mitglied der FDP sein. Weil er gleichzeitig grossen Wert auf Energieeffizienz im Gebäudebereich legt und Photovoltaikanlagen forciert, würde er auch gut zu den Grünliberalen passen. Aber als gläubiger Katholik mit italienischen Wurzeln, Familienmensch mit vier Kindern und seinem Wunsch, etwas gegen die zunehmende Polarisierung in der Gesellschaft zu tun, hat sich der Ormalinger der «Mitte» angeschlossen. «Die ist für mich genau richtig», sagt er. Denn: «Die Menschen und die Familien sind wichtiger als die Wirtschaft.» Die Wirtschaft sei für die Bereitstellung der Ressourcen wichtig, bleibe aber immer nur Mittel zum Zweck.
Von Wahl selber überrascht
Im Februar dieses Jahres ist der 53-Jährige bei seinem zweiten Anlauf mit 379 Stimmen ins Kantonsparlament gewählt worden – zu seiner eigenen Überraschung, wie er sagt: Nicht nur sei das Oberbaselbiet für die CVP beziehungsweise «Mitte» historisch gesehen ein hartes Pflaster. Auch sei er auf der Liste seiner Partei gegen bekanntere Persönlichkeiten angetreten. Umso mehr habe ihn die erfolgreiche Wahl gefreut, und er werde sich in Liestal voll engagieren. Da seine vier Kinder mit 15, 18, 20 und 22 Jahren nun «gross» seien, habe er jetzt auch die dafür nötige Zeit – neben seinem Beruf als Betreiber von Businesscenters, versteht sich.
Die Ausbildung Rigos deutete auf eine Karriere in Richtung Pharmaindustrie oder Forschung: Nach einer Lehre als Chemielaborant bei der Bachem in Bubendorf absolvierte er zunächst an der damaligen Ingenieurschule HTL in Muttenz und anschliessend an der ETH in Zürich ein Chemiestudium. Anstatt einer Dissertation und mehrjährigen Engagements an Universitäten im Ausland entschied er sich für die Familie, heiratete 1998 Erika und kehrte von seinem damaligen Wohnort Zürich zurück ins Baselbiet, wo er (in Lausen) als Kind einer italienischen Einwandererfamilie aufgewachsen war.
Politischer Neuling
Dario Rigo gründete vor 20 Jahren zusammen mit seinem Bruder Henri, dem heutigen Ormalinger Gemeindepräsidenten, ein Immobilienunternehmen, das Gewerbeflächen an KMU und Start-ups vermietet. Die «Rigo & Rigo» betreibt in Liestal, Lausen und Hölstein Geschäftshäuser und zählt eine dreistellige Anzahl Mieter aus «eher stillem Gewerbe» zu ihren Kunden. Darunter: Ingenieurbüros, Geologen, Buchhalter, Architekten, Elektriker, Photovoltaikunternehmen, Wartungsfirmen für Autos, Elektroniker, Kundenmaurer und, und, und. Ein viertes Geschäftshaus ist in Ormalingen geplant. Die Rigos haben dafür im Gebiet «im Langen Loh», am Dorfausgang Richtung Hemmiken, ein Grundstück erworben. Hier soll erschwinglicher Gewerberaum für voraussichtlich rund 100 Betriebe entstehen.
Das Landratsmandat ist Rigos erstes politisches Amt. Sein bisheriges Engagement im öffentlichen Leben galt der katholischen Kirche Gelterkinden als Kirchenrat sowie diversen Schwingfesten, bei denen er im Organisationskomitee mitwirkte. Sein Interesse für die Politik habe der Blick über die Landesgrenze hinaus geweckt: In Italien, der Heimat seiner Eltern, führe eine überregulierte Wirtschaft zu einer schwachen Wirtschaft und hohen Jugendarbeitslosigkeit. Selbst mit einer guten Ausbildung sei es dort schwierig, einen Job zu bekommen. Ihm sei wichtig, dem in der Schweiz funktionierenden System Sorge zu tragen, sagt Rigo – «für unsere Jugend und weil wir damit auch die notwendigen Ressourcen für Soziales, Umweltschutz und Energiewende haben».
Mit seinem unternehmerischen Hintergrund und ohne Einbindung in die kommunale Politik könne er eine andere Sichtweise in den Landrat bringen, ist er überzeugt. Er wolle dies auch zugunsten der Gemeinden tun, die oftmals finanzieren müssten, was «Liestal» beschliesse.
Der Mensch im Zentrum
Rigo sieht den Menschen und dessen Autonomie als Zentrum der Gesellschaft. Der Staat solle sich mit Eingriffen möglichst zurückhalten, um dem Individuum die optimale Entfaltungsfreiheit zu ermöglichen. Das gelte auch für die Familien. Diese Werte würden sein politisches Denken und Wirken massgeblich prägen. Ebenso beeinflussen würden ihn seine beruflichen Erfahrungen in den Bereichen Bau, Raumplanung und Gebäudesanierungen sowie mit KMU, deren Sorgen er täglich direkt mitbekomme.
In der Raumplanung kritisiert Dario Rigo die hohe Regelungsdichte mit zum Teil restriktiven Vorgaben. In Kombination mit dem starken Bevölkerungswachstum führten die staatlichen Auflagen dazu, dass nicht dem Bedarf entsprechend Wohnraum realisiert werden könne. «Die hohen Wohnkosten sind zu einem guten Teil politisch konstruiert», so der Ormalinger weiter; gerade für junge Familien werde es zunehmend schwieriger, adäquaten Wohnraum zu finden.
In den Bereichen Klima und Energie mahnt er, dass die Energiestrategie des Bundes nicht dazu führen dürfe, dass energieintensive Unternehmen ins Ausland abwandern und diese Güter in der Folge importiert werden müssten. «Der Effekt wäre eine Deindustrialisierung ohne Nutzen fürs Klima.» Mit seinem strategischen und analytischen Denken, seiner Ruhe und Besonnenheit – so charakterisiert Erika Rigo ihren Ehemann – hofft der frischgebackene Landrat einen Beitrag leisten zu können, Lösungen zu finden, um dies zu verhindern.