Die Zwetschgenernte ist in vollem Gang

Die Zwetschgenproduzenten sprechen von einer guten Ernte. Sie kann je nach Sorten und Standorten jedoch ganz unterschiedlich ausfallen, wie ein Blick in die Oberbaselbieter Zwetschgenlandschaft zeigt.

Elmar Gächter

Die Zwetschgenernte ist auch im Baselbiet angelaufen und die Liebhaberinnen und Liebhaber der blauen Königin, wie die Zwetschge auch genannt wird, dürfen sich in den Läden an der köstlichen Herbstfrucht erfreuen. Der Schweizer Obstverband (SOV) spricht von guten Ernteaussichten und rechnet mit einer Produktion von etwas mehr als 3000 Tonnen. Aufgrund der hohen Temperaturen in den vergangenen Wochen seien die Schweizer Zwetschgen aussergewöhnlich süss und von hoher Qualität.

Dies können auch die Oberbaselbieter Obstproduzenten Stefan Ritter in Buus und Hansruedi Wirz in Reigoldswil bestätigen. Laut Stefan Ritter, Produzentenvertreter beim Produktzentrum für Kirschen und Zwetschgen des Schweizer Obstverbands, werden im Raum Nordwestschweiz knapp 600 Tonnen Zwetschgen erwartet, etwas weniger als vergangenes Jahr, aber deutlich mehr als 2021.

Allerdings fallen die Mengen je nach Sorte und Standort ganz unterschiedlich aus. Während die einen Bäume prallvoll schwer behangen sind und teilweise sogar durch Herausnehmen von Früchten entlastet werden mussten, sind andere nur sehr mager bestückt.

Für die Niederstammplantage mit rund 900 Bäumen auf dem «Breitfeld» in Buus trifft heuer Letzteres zu. Eigentümer Stefan Ritter von der «Hinteren Rotmatt» führt dies auf das kühle und nasse Wetter während und nach der Blüte zurück: «Dies haben einzelne Sorten gar nicht gern. Die Früchte werden in ihrem Wachstum gebremst oder sie wachsen gar nicht erst.» Ein neues Phänomen sei ein magerer Zwetschgenbestand nicht, das komme ab und zu vor. Speziell sei eher, dass das Problem nur sehr lokal auftrete und ein klares Muster, weshalb dies so ist, nicht erkennbar sei.

Mehrere Sorten bewirtschaften
Ertragsunterschiede stellt auch Hansruedi Wirz, Vorstandsmitglied des SOV, auf seiner Anlage in Reigoldswil fest. Es gebe grosse Unterschiede von Sorte zu Sorte, nicht jede sei gleich empfindlich, zudem spiele der Blütezeitpunkt eine Rolle. «In der letzten Juliwoche konnten wir die Sorte Tegera ernten und anschliessend die ‹Cacaks Schöne›, die beide sehr ertragreich waren. Jetzt kommt die Sorte Jofela, bei der wir nur gegen 10 Prozent der normalen Ernte erwarten», sagt Wirz. Wichtig sei, dass man als Produzent mehrere Sorten anbaue und so auch Schwankungen auffangen könne.

Diesen Schwankungen ist auch Stefan Ritter in Buus ausgesetzt. Anstelle von 15 bis 20 Tonnen Zwetschgen geht er heuer von einer Menge von 5 bis 6 Tonnen aus, ein Ernteausfall, der nicht versicherbar ist. Ritter will jedoch nicht klagen: «Unser Betrieb hat verschiedene Standbeine. Wir hatten heuer eine sehr gute Kirschenund Beerenernte und vergangenes Jahr einen guten Zwetschgenertrag.»

Zu schaffen machten dem Obstbauern auch heuer die Schädlinge, weniger die Kirschessigfliege, als vielmehr der Pflaumenwickler. Dieser lasse sich jedoch relativ gut mit der Verwirrungstechnik bekämpfen, bei der das Männchen so verwirrt werde, dass es das Weibchen nicht findet und umgekehrt. Hansruedi Wirz betont, dass die Obstbauern bereits vor Jahrzehnten als eine der ersten mit der integrierten Produktion begonnen hätten. Ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gehe es jedoch nicht, denn wer wolle schon Zwetschgen mit Würmern kaufen. Im Übrigen gebe es nur von gepflegten Bäumen schöne und gute Früchte.

Hochstammbäume erhalten
Ganz auf Hochstämme setzen Jürg und Marianne Gysin vom «Spielhof» in Oltingen. Ihre rund 200 Zwetschgenbäume sind vor allem mit Hauszwetschgen besetzt, ein kleiner Teil mit Bühler-Zwetschgen. «Die Bäume hängen voller schönen Früchte», freut sich Jürg Gysin. Er ist überzeugter Hochstamm-Obstbauer und hat vor ein paar Jahren junge Bäume gepflanzt. Im Gegensatz zu den Niederstammbäumen, deren Plantage er aufgegeben hat, denn «die Bäume brachten nach 20 Jahren keinen Ertrag mehr», weisen einzelne seiner Hochstämme ein Alter von gegen 100 Jahren auf.

Ein grosser Teil der Ernte des «Spielhofs» wird zu Schnaps verarbeitet, etwas mehr als eine Tonne geht an die Posamenter GmbH, bei der sich die Produzenten und Verarbeiter im Förderverein Hochstammprodukte Oberbaselbiet zusammengeschlossen haben. Im Rahmen des Posamenter-Projekts verarbeitet der Verein in seiner Obstmanufaktur in Gelterkinden die Früchte zu attraktiven Produkten mit dem Ziel, dass die Hochstammbäume im Oberbaselbiet auch in Zukunft erhalten bleiben. Auch heuer finden wieder zahlreiche gemeinsame und öffentliche Zwetschgenrüsten statt.

Gegen 12 Tonnen Zwetschgen von rund 20 Lieferanten sind es, die in hochwertige Produkte umgewandelt werden. «Wir könnten eigentlich noch mehr verarbeiten, uns fehlen jedoch die nötigen Hände», ruft Dora Meier, die Begründerin der Posamenter-Idee und nach wie vor aktives Mitglied des Projektteams, zum Mitmachen an einem der geselligen Anlässe auf.

Interessierte am Zwetschgenrüsten können sich im Doodle auf der Website www.posamenter.ch, via E-Mail an info@posamenter oder telefonisch per 079 203 81 43 anmelden.

Die blaue Königin ist zum Genuss bereit

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