Rückschläge sind Chancen
An Leistungssport ist im Moment nicht zu denken, obwohl ich doch genau das so sehr liebe. Nach meiner grossen Bauchoperation im Juni, bei der mir unter anderem aus einem Teil meines Dünndarms eine Ersatzblase geformt wurde, arbeite ...
Rückschläge sind Chancen
An Leistungssport ist im Moment nicht zu denken, obwohl ich doch genau das so sehr liebe. Nach meiner grossen Bauchoperation im Juni, bei der mir unter anderem aus einem Teil meines Dünndarms eine Ersatzblase geformt wurde, arbeite ich zurzeit in der Rehaklinik, um meine verlorene Kraft zurückzuerlangen. Es ist ein anstrengender Weg und es geht sehr langsam, aber immerhin stetig voran. Dieses Spiel kenne ich zur Genüge, da ich in den vergangenen Jahren über einige gesundheitliche Hürden gehen musste und der Reha-Alltag stets Teil des Genesungsprozesses war.
Auch wenn ich sehr viel lieber selber Sport treibe als dabei zuzuschauen, motivierte es mich zum Beispiel, die Kletter-WM oder jene der Fussballerinnen zu verfolgen. Die unglaubliche Schweizer Sportkletterin Petra Klingler, die 2016 Weltmeisterin im Bouldern wurde, war mit ihren Leistungen an der Heim-WM in Bern nicht ganz zufrieden, strahlte aber eine tiefe und berührende Dankbarkeit aus. Ihre 14-jährige Karriere und mehr als 150 Wettkämpfe sind ein bemerkenswertes und starkes Ergebnis. Die Beharrlichkeit des diesjährigen französischen Boulder-Weltmeisters Mickaël Mawem beeindruckte mich ebenfalls sehr. Auch er ist seit Jahren mit dabei, ist sehr fleissig und musste immer wieder einstecken. Doch er hat nie lockergelassen. Nun hat alles gepasst, ein sensationeller Titelgewinn. Das habe ich ihm sehr gegönnt.
Aus diesen beiden Geschichten kann ich viel mitnehmen. Die Rückschläge, die uns allen widerfahren, sei es im Sport, in der Gesundheit, im Beruf oder sonst wo, können wir nur bedingt beeinflussen. Jedoch haben wir es in der Hand, wie unsere Reaktion darauf ausfällt. Sehen wir einen Rückschlag als Niederlage und zerbrechen daran oder nehmen wir ihn als Chance, zu wachsen, um stärker aus der schwierigen Situation hervorzugehen?
Ich möchte wachsen! Genau dies versuche ich mir in meiner Situation immer wieder vor Augen zu führen, wenn ich in der Rehaklinik zum achten Mal meine Fähigkeiten während Monaten in langsamen Schritten zurückerkämpfen muss. Mit Dankbarkeit für die tolle medizinische Lösung, der Hoffnung auf eine stabile Zukunft und der starken Überzeugung, bald wieder auf dem Snowboard zu stehen. Den Hang hinunterzubrettern und das Kribbeln im ganzen Körper zu spüren – herrlich! Dafür lohnt sich der schwere und mühsame Weg allemal.
Vom Rollstuhl aufs Snowboard: Die Sissacherin Romy Tschopp (29) ist die erste Schweizer Para-Snowboarderin, die an Paralympischen Spielen teilnehmen konnte, und aktuelle Vizeweltmeisterin im Snowboardcross.