Aus reiner Freude am Brauen
11.08.2023 Bezirk Sissach, HäfelfingenOberbaselbieter Bier | Teil VI: Die Häfelfinger Brauerei Rauchloch
Was als Idee am Regio-Brauereitag begann, wurde in drei Jahren grösser als gedacht. Mittlerweile sind bei «Rauchloch» durch Freude und Leidenschaft sieben Biersorten entstanden. Geniessen kann man sie ...
Oberbaselbieter Bier | Teil VI: Die Häfelfinger Brauerei Rauchloch
Was als Idee am Regio-Brauereitag begann, wurde in drei Jahren grösser als gedacht. Mittlerweile sind bei «Rauchloch» durch Freude und Leidenschaft sieben Biersorten entstanden. Geniessen kann man sie morgen Samstag am Brauereifest in Häfelfingen.
Brigitt Buser
Marcel Schoch (56) und Michel Indelicato (34) lernten sich als Nachbarn kennen. Aus Leidenschaft zur Musik begannen die beiden zusammen Gitarre zu spielen. Bei einem Besuch eines Regio-Brauereitags, bei dem auch Luca Schoch dabei war, wurde bei ein paar Bier über das Brauen diskutiert. Die Idee kam auf, einmal eigenes Bier zu brauen.
Als ob das Schicksal zugehört hätte, ergab sich die Möglichkeit, günstig eine Ausrüstung der Brauerei Zipfelbier zu erwerben. Ohne eine geeignete Lokalität zu besitzen, ergriff Marcel Schoch die Chance und kaufte den «Zipflern» Pfannen, Brenner, Gärtank und weitere Utensilien ab. Fast gleichzeitig wurde in der Gemeinde Häfelfingen das ehemalige «Milchhüsli» frei, das die Gemeinde sanft renovierte und den angehenden Brauern vermietete.
Das Bier reicht nicht
Im Sommer 2020 besuchten Michel, Marcel und Luca einen Braukurs. Kurz darauf wurde unter der Anleitung von zwei Freunden der Brauerei Zipfelbier das erste Bier gebraut. Ein Pale Ale. Bald wurde eine Kühlzelle benötigt, auf Ricardo wurden die Brauer fündig. Später kam eine grössere, ebenfalls aus zweiter Hand stammende hinzu, die zerlegt auf Paletten geliefert wurde und in mühsamer Kleinarbeit gereinigt und aufgebaut werden musste.
Dass im Dorf gebraut wird, sprach sich schnell herum, und so war das nach drei Wochen Lagerung trinkreife Bier schnell weg. Daher wurde am nächsten Brautag ein Sud mit der doppelten Menge angesetzt. Dies reichte jedoch auch nicht weit, und so wurde bald häufiger gebraut. «Die Ausgangsprodukte dazu beziehen wir wenn immer möglich in Bioqualität. Biozertifiziert haben wir unser Bier jedoch nicht, da es immer wieder einmal vorkommt, dass einzelne Ausgangsprodukte nicht in Bioqualität erhältlich sind», erklärt Marcel Schoch.
In den drei Braujahren entstanden sieben Biersorten, die nach Flurnamen Häfelfingens benannt sind: Isental, Cheibacher, Hänsel und Gforli, Himmelsgrund, Zmatte, Munimatt und Tüüflete. Sechs davon sind immer erhältlich. Der Name der Brauerei, «Rauchloch», rührt daher, dass gegen Ende des 17. Jahrhunderts in fast allen Baselbieter Dörfern stattliche Dreisässenhäuser mit Kaminen und Ziegeldächern gebaut worden seien – nur in Häfelfingen noch nicht. Hier habe sich die alte Bauweise des Ständerbaus mit seinen Strohdächern und Rauchküchen länger als anderswo gehalten, und so habe das abgelegene Dorf den scherzhaft gemeinten Spitznamen «Rauchlöcherdorf» erhalten.
«Sind gutes Bier schuldig»
Seit Anfang 2023 wird alle zwei Wochen gebraut. Das Brauen ist ein Hobby. Michel, Marcel und Luca sind zu 100 Prozent berufstätig. Damit sie ihre Leidenschaft betreiben können, helfen alle Familienmitglieder kräftig mit. «Wir sind Brauer, aber keine Braumeister. Bei den Brauvorgängen wird immer ein Protokoll geführt, dem wir explizit folgen. Dies gewährleistet eine hohe Qualität und einen konstant gleichbleibenden Geschmack des Endproduktes. Wichtig ist, sauber zu arbeiten und exakt vorzugehen. Wir können und wollen uns keine Fehler erlauben. Wir sind es unseren Kunden schuldig, dass sie einwandfreies Bier erhalten», so Michel Indelicato.
Reich wird man mit dem Brauen von Bier nicht. Wichtig ist den Brauern, dass sie mindestens kostendeckend produzieren können. Und bleibt etwas übrig, fliesst dies in neue Investitionen und allenfalls in einen Brauereiausflug.
Brauerreifest: Samstag, 12. August, 15 Uhr, Hauptstrasse 29, Häfelfingen.
Oberbaselbieter Bier – eine Serie
wis. Mehr als 1200 Einträge sind bei der Eidgenössischen Zollverwaltung im «Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien» vermerkt. 400 Liter Bier dürfen pro Kalenderjahr zum unentgeltlichen Eigenkonsum gebraut werden, Vereine dürfen 800 Liter steuerfrei brauen. Wer mehr produziert, muss in diesem Verzeichnis eingetragen sein.
Auch nach dem Konkurs der Brauerei Farnsburg gibt es im Oberbaselbiet zahlreiche Brauereien, die Bier in grösseren Mengen produzieren und es verkaufen. Die «Volksstimme» stellt in loser Folge Oberbaselbieter Biere und ihre Macher vor. Bisher erschienen: Kraftstoff (Sissach), Engibeer Brauerei Leue (Waldenburg), Hopster und Malzer (Rickenbach), Hopferei (Sissach), Geissheiri (Oltingen), Eibachbraui (Gelterkinden)
Bier-Facts
Name: Brauerei Rauchloch, Häfelfingen
Gründung: 2020
Output pro Brauvorgang: rund 240 Liter, 650 bis 700 Flaschen
Output pro Jahr: Plan 2023: 35 Hektoliter
Sorten: Blond, Red Ale, Pale Ale, Kloster, Amarillo, IPA, Brown.
Verkauf: Infos bezüglich Rampenverkauf in Häfelfingen über WhatsApp-Gruppe und Instagram; Abnehmer: Alte Latärne (Häfelfingen), Bad Ramsach, Regiokäse, Bierfabrik (beide Gelterkinden), Pizzeria Faniuolo (Läufelfingen), Garage Strub (Buckten), Privatkunden.