Waldrundgang der besonderen Art
20.06.2023 NiederdorfForstbetriebe Frenkentäler zeigen ihre Arbeit
Die Forstbetriebe Frenkentäler luden zu einem Waldrundgang ein. Ausgewählte Projekte, aktuelle Waldthemen und neue Arbeitsverfahren beeindruckten am gut besuchten Anlass, der sich auch als Kulturrundgang ...
Forstbetriebe Frenkentäler zeigen ihre Arbeit
Die Forstbetriebe Frenkentäler luden zu einem Waldrundgang ein. Ausgewählte Projekte, aktuelle Waldthemen und neue Arbeitsverfahren beeindruckten am gut besuchten Anlass, der sich auch als Kulturrundgang entpuppte.
Elmar Gächter
Müsste man eine der wesentlichsten Charakteristiken der Forstbetriebe Frenkentäler hervorstreichen, so würde man mit dem Begriff «Innovation» auf jeden Fall richtigliegen. Neues anzufassen, neue Wege zu gehen, schreibt sich das Team nicht erst seit der Zusammenlegung der beiden Reviere Oberer Hauenstein und Hohwacht Anfang 2021 auf die Fahne. Und so ist es wenig überraschend, dass auch die Waldbegehungen vom Freitag (für die Behörden) und vom Samstag (für die Bevölkerung) sich alles andere als «normgemäss» entpuppten. Inspirierende und zum Nachdenken anregende Lieder des bekannten, in Hölstein aufgewachsenen Musikers Flavian Graber und spannende Anekdoten aus dem Mund von Historiker Rémy Sutter aus Ziefen umrahmten den gut besuchten Anlass und machten ihn zu einem eigentlichen Kulturrundgang.
«Zwischenflüh», dieses «Seitentäli» auf dem Fussweg von Niederdorf auf den Lampenberg mit seinen fast überhängenden Felspartien, war vorübergehend wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Dank Projektförster Andreas Sager und seiner Gruppe konnte das Gebiet gesichert werden. Zwei seiner Mitarbeiter beeindruckten die Besuchenden mit ihrer schweisstreibenden Arbeit hoch an den Seilen hängend. Allein das Bohrgerät, um die Stäbe für das Befestigen des Netzes zu verankern, wiegt an die 45 Kilogramm. «Wir erstellen Sicherheitskonzepte und haben Mitarbeiter als Industriekletterer ausbilden lassen», sagte Sager zu diesem neuen Betriebszweig der Forstbetriebe Frenkentäler.
Der Rundgang zeigte ein von Magerwiesen, Rebberg, Gehölzgruppen, Hecken und Tümpel geprägte Landschaft. «Das war nicht immer so. Die ersten Bauern, die hier angesiedelt waren, mussten als eigentliche Forstwarte diese Kulturlandschaft erst entwickeln», warf Rémy Sutter einen Blick zurück in die Jungsteinzeit vor rund 8000 Jahren. Der Forstbetrieb will laut Projektförster Philipp Zehntner die Biodiversität und die Strukturvielfalt aktiv fördern, unter anderem mit dem Aufschichten von Asthaufen und abgestuften Waldrändern.
Wald muss «umgebaut» werden
Mit Unterstützung einer Stiftung ist vor rund 15 Jahren im Gebiet Brunnenstieg in Niederdorf eine Fläche des dortigen uniformen Hochwaldes in einen sogenannten Mittelwald umgewandelt worden. Der Forstbetrieb ist nun daran, diese uralte Bewirtschaftungsform mit dem Unterholz, das als Brennholz dient, und den grosskronigen Föhren, Eichen oder Tannen, die Konstruktionsholz liefern, zu erweitern. «Rein ökonomisch ergibt dieser Mittelwald zwar keinen Sinn, aber er ist aus Sicht der Biodiversität wertvoll, vor allem für Vögel, Insekten und Kleinsäuger», erklärte Simon Tschendlik, Co-Leiter des Forstbetriebs. Solche biodiversitätsfördernde Projekte machen mittlerweile gegen einen Viertel des Betriebsumsatzes aus.
Auffallend beim Rundgang sind die relativ vielen Buchen mit ihren lichten Kronen. Die Dürre der vergangenen Jahre macht ihnen gemäss André Minnig, dem anderen Co-Leiter des Forstbetriebs, sehr zu schaffen. Das Risiko, dass Kronenteile und Äste abbrechen, habe stark zugenommen, und damit einhergehend auch jenes für die Forstleute, die ohnehin seit jeher ganz besonders unfallgefährdet sind. Statistisch gesehen verunfallt ein Forstwart durchschnittlich alle drei Jahre. Das A und O ist neben der Einhaltung der zehn lebenswichtigen Regeln die Sicherheitsausrüstung, insbesondere die Schnittschutzhosen, wie die beiden Ausbildner Andreas von Rohr und David Mory festhielten. Dabei kommen auch laufend neue Einsatzmittel auf den Markt wie der mechanische Keil für das Fällen der Bäume, der aus der nötigen Distanz mit einer Fernbedienung ausgelöst werden kann.
Laut den beiden Co-Leitern weist im besuchten Gebiet ein hoher Anteil an Bäumen bereits klare Anzeichen einer Kronendurchlichtung auf und wird in den nächsten zehn Jahren absterben. Die gravierenden Veränderungen forderten den Forstbetrieb heraus, den Waldumbau voranzutreiben. «Wir wissen zwar, in welche Richtung die Reise geht und dass wir handeln müssen, aber es sind noch verschiedene Fragen offen. Sicher aber wäre es falsch, Alarmstimmung zu verbreiten oder in Panik zu verfallen», so Simon Tschendlik.
Weitere Fusion ist in Planung
emg. Der Zweckverband Forstbetriebe Frenkentäler ist auf den 1. Januar 2021 aus den beiden ehemaligen Revieren Hohwacht und Oberer Hauenstein hervorgegangen. Er bewirtschaftet zudem seit 2018 im Mandatsverhältnis das Forstrevier Dottlenberg. Die gesamte Waldfläche in den insgesamt elf Gemeinden beläuft sich auf rund 3000 Hektaren. Die Forstbetriebe Frenkentäler beschäftigen 13 Mitarbeitende sowie 5 Lernende.
Ihr breites Portfolio beinhaltet neben der eigentlichen Waldbewirtschaftung Holzprodukte, Sicherheitsarbeiten, Naturschutzprojekte, Baumpflege, Weiterbildungen und Events sowie Privatwald-Dienstleistungen. Der Zweckverband ist finanziell sehr erfolgreich unterwegs und konnte in den ersten beiden Jahren bereits namhafte Erträge erwirtschaften.
Laut Benjamin Schweizer, Präsident der Revierkommission Dottlenberg, ist eine Arbeitsgruppe daran, den Zusammenschluss des Forstbetriebsverbands Dottlenberg mit den Forstbetrieben Frenkentäler voranzutreiben und «zeitnah» zu vollziehen. Zur Revierkommission Dottlenberg gehören die Forstbetriebe der Bürgergemeinden Oberdorf, Arboldswil, Liedertswil, Titterten, Niederdorf und Lampenberg.