Kunst, die unter die Haut geht
13.06.2023 Bezirk LiestalFabio Colombo ist als Tätowierer international unterwegs
Renommierter Tätowierer – so darf sich Fabio Colombo nennen. Mit seinem Talent für fotorealistische Tätowierungen machte er sich im Baselbiet einen Namen. Hygiene und höchste Qualität sind die Leitmotive im Studio «Living ...
Fabio Colombo ist als Tätowierer international unterwegs
Renommierter Tätowierer – so darf sich Fabio Colombo nennen. Mit seinem Talent für fotorealistische Tätowierungen machte er sich im Baselbiet einen Namen. Hygiene und höchste Qualität sind die Leitmotive im Studio «Living Dead».
Melanie Frei
Von Liestal bis nach Rumänien – so weit ist Fabio Colombo schon gereist, um seine Tattoo-Künste unter Beweis zu stellen. Der 34-Jährige ist nämlich als Gasttätowierer an Conventions und Events in ganz Europa gefragt. Was zu Beginn nicht mehr als ein Hobby war, wurde durch viel Übung und Hingabe zum Beruf. «Living Dead», wie sein Studio am Wasserturmplatz in Liestal heisst, führt er zusammen mit seiner Frau Vanessa und Arbeitskollege Jonas Testa, und es gehört nach eigenen Angaben zu den meistbesuchten Studios in der Schweiz. Dem renommierten Tattoo-Künstler liegt seine Kundschaft am Herzen und er sucht bei jedem Werk die Perfektion. Natürlich den zu Stechenden zuliebe, aber auch für sich selbst.
Qualität hat oberste Priorität
Der in Ramlinsburg aufgewachsene Colombo machte zunächst eine Ausbildung als Hochbauzeichner. Das wurde ihm aber bald zu technisch. Er vermisste den kreativen Aspekt. Zu dieser Zeit kam er in Kontakt mit der Tattoo-Szene – gelernt hatte er während eines Jahres in einem Studio in Liestal. Als die Studiobesitzerin auswanderte, musste Colombo eine wichtige Entscheidung treffen: entweder weiter mit einem Architekturstudium oder mit dem Tätowieren. Die Wahl fiel ihm aber überhaupt nicht schwer: «Das Tätowieren lag auf der Hand, denn auf das Studium hatte ich gar keinen Bock», drückt sich der Künstler aus und lacht.
In Retrospektive war dies in jeglicher Hinsicht die richtige Entscheidung, denn nach Eröffnung seines Studios lief es auf Anhieb gut. Aufgrund noch geringer Berufserfahrung holte er sich zwei erfahrene Tätowierer ins Studio. Profitieren konnte er von ihnen ungemein, und mit viel Zeit und Übung eignete er sich seinen eigenen Stil an. Für genau diesen ist er heute bekannt: schwarz-weiss, starke Kontraste und fotorealistisch. Farbe käme bei ihm nicht in die Nadel. «Ein Auge kann schon mal farbig werden, aber es gibt andere Tattoo-Künstler, die das viel besser hinkriegen», erzählt der gebürtige Ramlinsburger.
Wenn er sich in einer Sache nicht zu 100 Prozent wohlfühlt, lässt er die Finger davon. Dieses Unbehagen färbe auf die Qualität der Tattoos ab, und Qualität steht neben Hygiene im «Living Dead» an oberster Stelle. Nicht nur das Vertrauen auf das eigene Bauchgefühl ist wichtig, es muss genügend Zeit eingeplant werden von der Konzeptfindung bis zum Stechen auf dem Stuhl.
Zwei Sprechstunden werden vor dem eigentlichen Tattoo-Stechen eingeplant, in denen Colombo in enger Zusammenarbeit mit seinen Kundinnen und Kunden ein zufriedenstellendes Produkt kreiert. Ohne Zeitdruck zu arbeiten zeichnet sich ebenfalls in der Qualität der Tattoos ab. Oft entsteht nicht mehr als ein Hautkunstwerk pro Tag unter Colombos geübter Hand – fünf in einer Woche.
«Wenn ich bei jedem zu stechenden Tattoo schon an das nächste denke, kann ich mich nicht vollkommen auf das aktuelle Werk konzentrieren», geht der 34-Jährige auf seine Arbeitsweise ein. Der Zeitaufwand ist relativ selbsterklärend, wenn man die Grösse der Tätowierungen betrachtet. Einige bedecken einen gesamten Oberschenkel, andere sogar den kompletten Rücken. Von Blumenarrangements bis hin zum Zombie ist im Studio am Wasserturmplatz schon einiges entstanden. «Ich steche auch immer wieder kleine Motive wie einen Schriftzug oder eine kleine Uhr. Ich freue mich über die Abwechslung», fügt der Künstler hinzu.
Das Arbeitsklima zählt
Der langjährige Mitarbeiter Jonas Testa und Colombo kennen sich schon seit geraumer Zeit. Damals, während der Berufsmatur im Bereich Gestaltung in Basel, wurden sie Freunde. Ihre Wege trennten sich, als Colombo in die Tattoo-Szene «rutschte» und Testa ein Studium in Illustration anfing. Nach seinem Abschluss fasste er ebenfalls Fuss im «Tattoo-Business» und nahm die Arbeit in Colombos Studio auf.
«Ich hatte schon einige Mitarbeiter hier im Studio. Bei diesem kreativen Beruf, der eine enge Zusammenarbeit voraussetzt, muss das Zwischenmenschliche stimmen», erklärt Colombo. Wenn man nicht gut miteinander auskommt, verschlechtere dies das Arbeitsklima und färbe auf die Arbeit ab. Mit Testa funktioniere die Zusammenarbeit ohne Probleme.
Eine Zweitperson bei der Arbeit sei enorm wichtig, betont Colombo. Sobald ein Austausch mit anderen stattfindet, entwickle man sich weiter und bekomme Inspiration und probiere Neues aus. Der rege Austausch und die konstante Auseinandersetzung mit anderen Künstlern hätten ihn auf sein heute hohes Niveau gebracht – und nach halb Europa.
Mehr Informationen zum Studio und Colombos persönlichem Blog: www.living-dead.ch