Gemeinden mit mehr Kompetenzen gegen versiegelte Böden

Der Regierungsrat möchte den Gemeinden mehr Kompetenzen geben, um Massnahmen gegen die Entstehung von Hitzeinseln im Siedlungsgebiet zu treffen. Dies bedingt eine Änderung des Raumplanungs- und Baugesetzes. Ein öffentliches Vernehmlassungsverfahren wurde eröffnet.

Sander van Riemsdijk

Es ist warm in den vergangenen Wochen, wobei es insbesondere in den Städten und Gemeinden noch wärmer ist als auf dem Land. Diese ächzen förmlich unter der Frühlings- und Sommerhitze. Wenn in diesen Siedlungsgebieten Hitzetage und damit die Tropennächte, die uns den Schlaf rauben, zunehmen, entstehen sogenannte Hitzeinseln. Eine Entwicklung, die sich in den kommenden Jahren häufen wird, wie die Klimamodelle voraussagen. Die Temperaturen werden bedingt durch den Klimawandel mit grösster Wahrscheinlichkeit, insbesondere in ausgeprägten Hitzeperioden, stark ansteigen. Bei hohen Temperaturen heizen sich dicht besiedelte Gebiete übermässig auf, wobei versiegelte Böden die Erwärmung zusätzlich begünstigen.

Um das zu vermeiden, sollen die Gemeinden im Rahmen ihrer zwingenden Anpassung an den Klimawandel in ihren Zonenreglementen künftig konkrete Bestimmungen festschreiben können, um das Klima vor Ort zu verbessern, die Qualität des Wohnumfelds zu erhöhen und um einen ökologischen Ausgleich für bebaute Flächen zu schaffen. Dies liess der Regierungsrat in einer Medienmitteilung verlauten und möchte damit den Gemeinden mehr Kompetenzen geben, um mehr Massnahmen als bisher gegen die Entstehung von solchen Hitzeinseln in verdichteten Siedlungsgebieten zu treffen. Aus diesem Grund hat er das öffentliche Vernehmlassungsverfahren mit einer Frist bis 30. September für die Änderung des Raumplanungs- und Baugesetzes (RBG) eröffnet.

Flächen werden geprüft
Bäume wirken wie natürliche Klimaanlagen gegen Hitzeinseln und lassen uns die Hitze besser ertragen. So auch Grünflächen. In diesem Sinne und mit dem Ziel, solche Hitzeinseln künftig zu reduzieren, hat die Gemeinde Sissach im Bereich Tiefbau begonnen, gemeindeeigene öffentliche und versiegelte Flächen darauf zu prüfen, ob diese Flächen geöffnet und anschliessend begrünt werden können, wie Gemeinderat Stephan Marti auf Nachfrage sagt. Dafür aber mit einer Einschränkung: «Es muss aus Verkehrssicht auch Sinn ergeben.»

Wie Hitzeinseln mit ihren wärmespeichernden Materialien entstehen, hängt von der Vegetation und von der Bodenfeuchte in den Städten und Dörfern ab. Mit der Pflanzung von einigen Bäumen ist es nicht getan. In grösserem Masse aber können diese – zusammen mit einer flächendeckenden Begrünung – unterstützend wirken, um die Raum- und Aufenthaltsqualität zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. Hier könnte die Bevölkerung einen wertvollen Beitrag leisten, da nahezu jede Begrünung eine sinnvolle Investition für eine höhere Lebensqualität ist. In diesem Sinne erarbeitet die Sissacher Fachstelle Umwelt und Energie im Rahmen des kantonalen Projekts «Grüne Siedlung» (die «Volksstimme» berichtete) eine Klimastrategie mit Fokus auf die Klimaanpassung – dazu gehören unter anderem die Hitzeinseln. Mit einem Kommunikationsprogramm soll den Menschen die Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie und womit sie selber zur Bekämpfung von Hitzeinseln beitragen können, wie die verantwortliche Leiterin Nicole Itin sagt: «Wir erarbeiten Massnahmen, um zu überprüfen, wo diese Hitzeinseln sind und wer betroffen ist und was man dagegen machen kann.» Hitzeinseln trifft man oft in Gewerbegebieten an, in Sissach ist auch die Begegnungszone betroffen.

Hitzeinseln als ernstes Problem
In dicht bebauten Siedlungsgebieten stellen Hitzeinseln ein ernstes Problem dar. Die Gemeinde macht sich in der Problemlösungsfindung dazu konkrete Überlegungen, wie Marti sagt: «Im Bereich Hochbau werden im Rahmen der Zonenplanrevision Siedlung – worüber letztlich an der Einwohnergemeindeversammlung abgestimmt wird – in Zukunft generell bei allen Neu- und Hochbauten Umgebungspläne eingeordnet, womit wir konkret Einfluss nehmen wollen, wie die Umgebung gestaltet wird und spezifische Vorschriften erlassen, wie insbesondere die Flachdächer zu begrünen sind.»

Die Gemeinde geht zusammen mit ihrer Fachstelle Umwelt und Energie noch einen ökologischen Schritt weiter. Was die Bodenfeuchte betrifft, wird im Zug der Sanierung der Hauptstrasse Ost das Konzept «Schwammstadt» umgesetzt. «Dort geht es darum, dass wir bei dieser Sanierung Bäume pflanzen und diese durch Abwasser (Dachwasser) von den angrenzenden Liegenschaften bewässert werden», so Marti und weiter: «Ein relativ neues Konzept, das wir bewusst einmal testen möchten, ob dies effektiv so umsetzbar ist.»

Hitzeinseln sollen verschwinden

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