AUSGEFRAGT | ANJA WEYENETH, KOMMUNIKATION EINGLIEDERUNGSSTÄTTE BASELLAND
23.06.2023 Gesellschaft«Es ist ein Fest für alle»
Die Eingliederungsstätte Baselland (ESB) hat 1983 einen Produktionsbetrieb auf dem Schild-Areal in Liestal eröffnet. Es ist einer ihrer insgesamt 18 Standorte. Das 40-Jahre-Jubiläum wird heute Freitag gefeiert. Ein ...
«Es ist ein Fest für alle»
Die Eingliederungsstätte Baselland (ESB) hat 1983 einen Produktionsbetrieb auf dem Schild-Areal in Liestal eröffnet. Es ist einer ihrer insgesamt 18 Standorte. Das 40-Jahre-Jubiläum wird heute Freitag gefeiert. Ein Gespräch über die Institution und das Fest.
Paul Aenishänslin
Frau Weyeneth, seit wann gibt es die ESB und was ist ihre Mission?
Anja Weyeneth: Die Institution existiert seit 1975. Menschen mit Unterstützungsbedarf erhalten hier die Chance, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und Eigenverantwortung zu übernehmen. Auf diese Weise bekommen sie auch eine Teilhabe an der Gesellschaft.
Weshalb hat man vor 40 Jahren das Schild-Areal als Standort für einen Produktionsbetrieb ausgewählt?
Durch die immer effizienter werdenden Maschinen der Schild AG entstanden freie Flächen an zentraler Lage in Liestal und die ersten Mietverträge konnten unterzeichnet werden. Die ESB, die seit ihrem Start 1975 stark gewachsen war und deren Räumlichkeiten an der Schauenburgerstrasse zu eng geworden sind, war deshalb froh, ab jenem Jahr im Schild-Areal einen Produktionsbetrieb einzurichten.
Was fertigt die ESB heute noch an diesem Standort?
Dort sind die Bereiche Mechanik, Metallbau, Montage sowie Verpackung als Auftragsarbeiten für verschiedene Wirtschaftskunden aus der Region angesiedelt. Im Schild-Areal stehen für die ESB rund 180 Mitarbeitende – Menschen mit Unterstützungsbedarf – und Fachpersonal im Einsatz. Ein wichtiges Anliegen der ESB ist es, die Arbeitsintegration mittels einer Integrationsbrücke in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern.
Wie viele Standorte unterhält die ESB insgesamt?
Wir haben 17 Standorte in Baselland und einen in Basel-Stadt. Unser Hauptstandort ist Liestal, wobei sich der zentrale Sitz an der Schauenburgerstrasse befindet. Weitere Niederlassungen haben wir unter anderem in Laufen, Arlesheim, Reinach, und Gelterkinden. Die ESB bietet damit eine Vielfalt an Wohn-, Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten an, von der eigenen Wohnung bis zum Betrieb «promonta», der für Endress und Hauser arbeitet.
Wie vielen Menschen mit Unterstützungsbedarf bietet die ESB einen Arbeitsplatz?
Es sind dies rund 480 Mitarbeitende und über 100 Bewohnende, die in verschiedenen WGs in Liegenschaften der ESB leben. Hinzu kommen 250 Fachpersonen, die für unsere Institution arbeiten. Die ESB bietet momentan 55 Lehrstellen für Lernende mit Unterstützungsbedarf an, auf vier verschiedenen Niveaus.
Welches Einkommen erhalten die Mitarbeitenden mit Unterstützungsbedarf?
Es ist ein Gesamtpaket – bestehend aus der IV-Rente, Ergänzungsleistungen und einer Leistungskomponente je nach Arbeitspensum, das von der ESB monatlich ausgerichtet wird und das den Mitarbeitenden erlaubt, ihre Ausgaben zu bestreiten.
Wie kommen Mitarbeitende in die ESB?
Zukünftige Mitarbeitende können sich direkt bei uns melden, oder sie tun dies auf Empfehlung der IV, der Sozialbehörde einer Gemeinde, eines Beratungscenters wie das Mosaik in Pratteln oder eines IV-Berufsberaters. Es gibt Mitarbeitende, die nur für einige Jahre bei der Eingliederungsstätte verbleiben, und solche, die uns jahrzehntelang treu bleiben.
Welcher Verkaufsertrag wird mit den ESB-Produktionsbetrieben pro Jahr erzielt?
2022 waren es knapp 7,3 Millionen Franken, also fast 22 Prozent der gesamten Einnahmen der ESB im gleichen Jahr.
Wie hoch ist das Gesamtbudget? Wie wird es finanziert?
2022 verzeichnete die Institution Einnahmen von 33,4 Millionen Franken. Es besteht eine Leistungsvereinbarung mit dem Kanton. Die Kantonsbeiträge und die Leistungsabgeltungen durch die Nutzenden beliefen sich 2022 zusammen auf knapp 21 Millionen Franken. Der Ertrag der IV-Beiträge und der Gemeinden (IV-Massnahmen und Ausbildungen) erreichte 4,56 Millionen Franken. Dazu kamen die 7,3 Millionen an Erlösen aus der Produktion.
Wann und wie feiern Sie das 40-jährige Bestehen?
Gefeiert wird heute Freitag ab 14.30 bis 22.30 Uhr. Es können Gäste mit und ohne besondere Einladung und alle ESB-Angehörigen, also sowohl Mitarbeitende als auch das Fachpersonal, teilnehmen. Es ist ein Fest für alle. Zuerst gibt es eine Betriebsbesichtigung, danach folgt ein Auftritt des ESB-Chors ab 17 Uhr, und das Konzert «Chill Bill» startet um 19.30 Uhr. Köstlichkeiten aus der ESB-Küche sorgen für das leibliche Wohl.
Die ESB zeichnet sich auch noch durch kulturelle Aktivitäten aus. Was ist in dieser Hinsicht geplant?
Im Oktober wird während zehn Tagen an unserem Hauptsitz an der Schauenburgerstrasse in Liestal die «artESB» stattfinden, mit 36 Kunstschaffenden, darunter auch Mitarbeitende der ESB. An jedem ersten Mittwoch des Monats verwöhnt das öffentliche Kulturrestaurant «L’ambiente» der ESB die Gäste kulinarisch und musikalisch. Dies auch am Hauptsitz an der Schauenburgerstrasse in Liestal.
Zur Person
pae. Anja Weyeneth (47) arbeitet seit 25 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Eingliederungsstätte Baselland (ESB). Von der Ausbildung her ist sie Fachfrau Betreuung im Behindertenbereich. Sie ist bei der ESB für Kommunikation und für Veranstaltungen zuständig. Die ESB feiert dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen.