Hoch organisierte Staaten im Kleinformat
11.05.2023 ZiefenHeinz Döbeli und Brigitte Braschler liefern Einblick in die Welt der Ameisen
Am diesjährigen Anlass in Heinz Döbelis Garten ging es um die Ameise. Dazu lud er Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Ziefen und der «Gesellschaft Schweizerischer Rosenfreunde Regio ...
Heinz Döbeli und Brigitte Braschler liefern Einblick in die Welt der Ameisen
Am diesjährigen Anlass in Heinz Döbelis Garten ging es um die Ameise. Dazu lud er Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Ziefen und der «Gesellschaft Schweizerischer Rosenfreunde Regio Basel» ein.
Brigitt Buser
«Interessant zu wissen ist, dass Ameisen in zweierlei Hinsicht für unsere Erde und somit auch für uns enorm wichtig sind», begann Referentin Brigitte Braschler, die momentan als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig tätig ist, die Exkursionen. Einerseits sind sie sogenannte Ökosystem-Ingenieure, welche die Umgebung durch ihr Verhalten so verändern, dass sie, aus eigennützigen Überlegungen, für andere Arten Lebensräume schaffen. Vor allem im Boden lebende Ameisenarten verändern diesen nachhaltig, was die Bodenfruchtbarkeit fördert. Zudem legen Ameisen viele Gänge im Boden an, wodurch der Boden gut durchlüftet wird und Regenwasser besser einsickern kann.
Der zweite Grund ist, dass sie Dienstleistungen, wie die Verbreitung von Samen, beispielsweise von Veilchen, Schneeglöckchen oder Lerchensporn, erbringen. Dazu haben die Samen ein sehr fetthaltiges Anhängsel, das Elaiosom, das nach totem Tier riecht, was die Ameisen anzieht. Auch übernehmen sie die Pflege von Schmetterlingsraupen aus der Familie der Bläulinge. Zudem melken sie Blattläuse, genau genommen saugen sie Honigtau direkt vom Hinterteil von diesen. Als Gegenleistung schützt die Ameise die Blattlaus vor natürlichen Feinden wie Marienkäfern und Florfliegenlarven.
Einzigartiges Geben und Nehmen
Ameisen sind staatenbildende Insekten, die je nach Art mit bis zu mehreren Millionen anderen Individuen zusammenleben und Tausende Königinnen beherbergen. Grössere Staatengebilde bestehen sogar aus mehreren Haufen, die mit Ameisenstrassen verbunden sind. «Wie bei den mit den Ameisen verwandten Honigbienen oder Papierwespen haben auch die Ameisen in ihrem Staatengebilde unterschiedliche Aufgaben», erklärte Braschler. «Die Königin und die Männchen sind zuständig für die Reproduktion. Zudem beherbergt der Staat Arbeiterinnen, die ausnahmslos weiblich sind, sich aber nicht selbst fortpflanzen.» Diese haben unterschiedliche Aufgaben. Sie umsorgen die Eier, Larven und Puppen bis zum adulten Insekt, bauen das Nest aus, sind zuständig für die Verteidigung von diesem, sind Bestatter – es gibt eine Art Ameisenfriedhof –, Futtersucher oder Kundschafter, so Braschler weiter.
Dies alles tun sie fürs eigene Nest, was eine hohe Form der Sozialität zeigt. Interessant ist, dass die Weibchen aus befruchteten, die Männchen aus unbefruchteten Eiern hervorgehen. In einem jungen Nest werden noch keine Männchen produziert, da diese nichts tun, ausser Königinnen zu begatten. Bei den Arten, die nur eine Königin pro Nest beherbergt, kann diese bis 20 Jahre und älter werden. Leben in einem Nest mehrere Königinnen, so werden die Königinnen je nach Art nur drei bis vier Jahre alt.
Übrigens: Gartenliebhaber und Gartenliebhaberinnen haben sich vielleicht schon gefragt, warum Ameisen an den Knospen der Pfingstrose zu finden sind. Grund dafür ist, dass die Pfingstrose Zuckersaft ausscheidet. Die Ameisen lecken diesen ab, was es der Blüte erleichtert, sich zu öffnen. Später verbreiten die Ameisen die Samen der Pfingstrose.
Heinz Döbeli ist unserer Leserschaft als Autor der Kolumne «Ist Ihr Garten fit für den Klimawandel?» bekannt.