AUSGEFRAGT | HEIKO HOFMANN, BETRIEBSLEITER HALLEN-FREIBAD GELTERKINDEN
12.05.2023 Gesellschaft«Wir haben auf eine Preiserhöhung verzichtet»
Die Gäste des Gelterkinder Freibads können sich in der morgen beginnenden Saison auf neue Sprungbretter und tibetanische Spezialitäten im Bistro freuen. Bademeister Heiko Hofmann erklärt zudem, ...
«Wir haben auf eine Preiserhöhung verzichtet»
Die Gäste des Gelterkinder Freibads können sich in der morgen beginnenden Saison auf neue Sprungbretter und tibetanische Spezialitäten im Bistro freuen. Bademeister Heiko Hofmann erklärt zudem, weshalb trotz gestiegener Energiekosten auf eine Erhöhung der Eintrittspreise verzichtet wurde.
Christian Horisberger
Herr Hofmann, morgen Samstag geht die Freibad-Saison los. Die Wetterfrösche sagen für die kommenden zwei Wochen Regen voraus. Ärgern Sie sich über so etwas?
Heiko Hofmann: Nein, denn eigentlich ist es ja normal, dass der Mai nicht besonders einladend ist, um im Freibad schwimmen zu gehen. Der sehr warme Mai im vergangenen Jahr mit Temperaturen bis zu 30 Grad war eine Ausnahme.
Vergangenes Jahr eröffnete Ihr Schwimmbad die Freibad-Saison bereits am 1. Mai. Warum erfolgt der Start dieses Jahr zwei Wochen später?
Wir lancieren die Aussen-Saison flexibel zwischen Anfang und Mitte Mai. Voriges Jahr hatten wir sehr warme Frühlingstage, daher entschieden wir uns für einen frühen Termin. Dieses Frühjahr war es bisher meistens kühl, und man muss ja auch die Wassertemperatur in den Becken bedenken. Daher haben wir Mitte April beschlossen, erst am 13. Mai zu eröffnen.
Früher war im Sommer entweder das Hallenoder das Freibad geöffnet. Heute sind stets beide Bereiche immer offen. Wie behält der Bademeister da die Übersicht?
Mit zusätzlichem Personal. Eine Aufsichtsperson befindet sich jeweils im Hallenbad und mindestens eine draussen.
Wäre es nicht einfacher und auch kostengünstiger, die Halle bei schönem Wetter zu schliessen?
Schliessen können wir sie nicht, da die Besucher, die von der Garderobe ins Freibad gelangen wollen, das Hallenbad durchqueren müssen. Das ist so gewollt. Es ist heute normal, dass im Sommer Aussen- und Innenbad parallel geöffnet sind. Für die Badegäste ist es positiv, wenn sie die Wahl haben und für unseren Umsatz mit dem Einheits-Eintrittspreis auch.
Ein Hallenbad verbraucht viel Strom, die Energiepreise sind erheblich angestiegen. Warum haben Sie die Eintrittspreise nicht erhöht, wie beispielsweise Sissach?
Diese sind mit den 8 Franken für Erwachsene bereits eher teuer, daher haben wir darauf verzichtet. Glücklicherweise haben sich die Preise für Pellets, mit denen wir das Hallenbad und das Innenbecken heizen, nach einem starken Anstieg wieder beruhigt, und die Strompreiserhöhung in unserem Versorgungsgebiet war im Gegensatz zu anderen Regionen moderat.
Wenn wir schon beim Geld sind: Das Hallenbad wird für die roten Zahlen der Gemeinde mitverantwortlich gemacht. Können Sie das noch hören?
Offen gestanden bin ich von Badegästen noch nie persönlich darauf angesprochen worden. Wäre dies geschehen, hätte ich gesagt, dass man im Vorhinein gewusst hat, dass der Hallenbadbetrieb stark defizitär sein wird.
Dennoch war kürzlich auch die Badi bei den Bemühungen, die Gemeindekasse zu entlasten, im Fokus. Was haben Sie unternommen oder zumindest versucht, um das Badi-Defizit von gegen 1 Million Franken zu reduzieren?
Wir haben mehrere Varianten geprüft. Zum Beispiel kürzere Tagesöffnungszeiten, um Personalkosten einzusparen, oder einen Betrieb entweder nur in der Halle oder nur im Freien. Dadurch würden uns voraussichtlich aber mehr Einnahmen entgehen, als wir beim Personal einsparen könnten.
Eine Änderung aber gibt es im Zusammenhang mit den Defizit-Diskussionen: beim Badi-Bistro.
Ja. Dieses wird seit Februar wieder von einem Pächter anstatt von der Gemeinde angestelltem Personal geführt: Es handelt sich um die Firma «Süss und Salzig», die auch in anderen Freizeitanlagen Imbisse betreibt. Als Spezialität werden unter anderem Momos – tibetanische Teigtaschen – angeboten. Für die Speisen bietet das Badi-Bistro auch einen Lieferservice an.
Worauf können sich die Freibad-Gäste sonst noch freuen?
Wir haben alle drei Sprungbretter ersetzt.
Wurde der Rasen erneuert? Das scheint überfällig zu sein. Vergangene Saison war er in einem traurigen Zustand …
Der Rasen wurde wie vor jeder Saison von einer Spezialfirma vertikutiert und gedüngt. In trockenen Sommern wie im vergangenen Jahr leidet der Rasen aber sehr, da wir ihn nur sehr reduziert bewässern können. Es wäre fragwürdig, für den Schwimmbadrasen bei grosser Trockenheit hektoliterweise Wasser zu opfern, wenn die Gemeinde die Bevölkerung gleichzeitig zum Wassersparen aufruft.
Schielt man als Bademeister eigentlich zur Konkurrenz? Gehen Sie in anderen Bädern in der Umgebung «spionieren»?
Nein. Wenn ich ins Schwimmbad gehe, dann zur Erholung und ohne professionellen Hintergrund. Hingegen stehe ich als Betriebsleiter mit anderen Schwimmbädern in der Region in Kontakt. Dieses Netzwerk dient dem Austausch von Informationen. Wenn beispielsweise in einer Badi ein neues Kassensystem eingeführt werden soll, kann der entsprechende Betriebsleiter von den Kollegen Rat einholen.
Stichwort Kassensystem. Das in Gelterkinden kann Verwirrung stiften: Da steht ein moderner Automat, doch der Münzeinwurf und der Banknoteneinzug sind abgeklebt …
Am Automaten kann nur noch mit Karte bezahlt werden. Die Bargeld-Bezahlfunktion haben wir aus betrieblichen Gründen gesperrt. Wer bar zahlen möchte, kann dies beim Bistro-Personal tun. Es besteht zudem die Möglichkeit, sämtliche Tickets – selbst Saison-Abos mit Foto – online im Webshop zu kaufen. Mit einem QR-Code auf Papier oder dem Smartphone verschafft man sich dann Zutritt zum Bad.
Nur Sissach erhöht Eintrittspreise
ch. Morgen Samstag lanciert nicht nur die Badi Gelterkinden die Freibad-Saison, auch in Sissach und Waldenburg geht der Betrieb los. Das Liestaler «Gitterli» hat die Aussenbecken bereits vor einer Woche freigegeben. Die Badi Itingen startet den Betrieb am 20. Mai, jene in Buus und Zunzgen schliesslich am 27. Mai. Trotz stark gestiegener Strompreise hat nur Sissach die Eintrittspreise erhöht, wie eine Umfrage bei den Badis in der Umgebung ergab. Der Einzeleintritt für Erwachsene beträgt neu 6 Franken. Das ist 1 Franken mehr als bisher. Das Saison-Abo wurde um 15 auf 70 Franken für Einheimische und 95 Franken für Auswärtige angehoben. Die Preise für Kinder und Jugendliche bleiben unverändert.