Kantonsgericht – Bedenken wegen Denkmalschutz
Der Umbau des Kantonsgerichts könnte sich verzögern und etwas teurer werden als bisher angenommen. Dies, weil der geplante Anbau wegen denkmalschützerischer Einwände redimensioniert wird.
Janis Erne
In einem ...
Kantonsgericht – Bedenken wegen Denkmalschutz
Der Umbau des Kantonsgerichts könnte sich verzögern und etwas teurer werden als bisher angenommen. Dies, weil der geplante Anbau wegen denkmalschützerischer Einwände redimensioniert wird.
Janis Erne
In einem Jahr soll die Erneuerung des Kantonsgerichts am Liestaler Bahnhofsplatz beginnen. Das Herzstück ist ein würfelförmiger Anbau, von dem eine Ecke in das bestehende Gebäude integriert wird. Der Anbau entsteht an der Nordseite, wo momentan das Provisorium und der Parkplatz liegen (siehe Bild).
Das Geld für die Projektierung sprach der Landrat bereits im Januar 2021. Laut Zeitplan soll er bis Mitte dieses Jahres auch den Baukredit bewilligen, ehe die Ausschreibung der Bauarbeiten folgen würden. Doch es könnte zu Verzögerungen kommen, wie die «Volksstimme» erfahren hat. Die landrätliche Bau- und Planungskommission habe noch keine entsprechende Vorlage von der Regierung erhalten, bestätigt deren Präsident Urs Kaufmann (SP) auf Anfrage.
Die terminlichen Unsicherheiten gründen in Einwänden gegen den geplanten Anbau, der von einem Architekturbüro aus dem Kanton St. Gallen entworfen wurde. In seiner ursprünglichen Form war er für die Stadt Liestal und die Kantonale Denkmal- und Heimatschutzkommission überdimensional und zu hoch. Das Dach des Anbaus hätte nämlich über den Giebel des bestehenden Kantonsgerichts hinausgeragt und das Gebäude an der Nordseite somit teilweise verdeckt. Das wäre insofern problematisch, als das 1854 erbaute Gerichtsgebäude sowohl kommunal als auch im Bundesinventar als schützenswert gilt. In der Regierungsvorlage zum Umbau heisst es, dass das Gebäude in «Substanz, Konstruktion und Erscheinung» möglichst zu erhalten sei.
Zwei Gerichtssäle unabdingbar
Laut Daniel Muri, im Liestaler Stadtrat zuständig für den Hochbau, wird der Anbau nun «ungefähr» ein Stockwerk tiefer. Dafür werde mehr «in den Boden» gebaut, der Anbau also abgesenkt, wie es auf Anfrage auch beim Kantonsgericht heisst. Infolgedessen könnte das Projekt, das aktuell auf 38,6 Millionen Franken veranschlagt ist, teurer werden. Denn es fallen möglicherweise mehr Planungs- und Aushubarbeiten an. Die Baselbieter Bauund Umweltschutzdirektion (BUD) als Bauherrin teilt auf Anfrage mit, dass sie zur Projektänderung noch keine Stellung nehmen könne. Es sei aber eine gute Lösung mit der Stadt Liestal gefunden worden und man sei nun daran, die Pläne zu überarbeiten.
Mit dem angepassten Projekt, also mit der Absenkung des Anbaus, könnte das Kantonsgericht als Nutzer leben, wie es auf eine entsprechende Nachfrage heisst. Würde jedoch ein Obergeschoss wegfallen und gleichzeitig nicht mehr Raum im Untergrund geschaffen, hätte es zu wenig Platz für einen zweiten Gerichtssaal, was den Betrieb beeinträchtigen würde.
Umzug wurde verworfen
Ob sich der Umbau durch die Anpassung der Pläne tatsächlich verzögern wird, ist nicht klar. Man werde wohl noch vor den Sommerferien über den Stand der Dinge informieren, heisst es bei der BUD. Klar scheint hingegen: Die Sanierung und die Erweiterung des Kantonsgerichts sind überfällig. Die Regierung schreibt in ihrer Vorlage denn auch, dass die bestehenden Räumlichkeiten «die Bedürfnisse eines zeitgemässen Gerichtsbetriebs in keiner Weise erfüllen».
Wie der Liestaler Stadtrat Daniel Muri sagt, habe man dem Kanton angeboten, dass das Kantonsgericht in eines der neuen Hochhäuser beim Bahnhof zügeln könnte. Einen Standortwechsel habe der Kanton aber abgelehnt. Die Begründung: Laut Regierungsvorlage soll sich das Kantonsgerichtsgebäude künftig wieder mit «Selbstverständlichkeit» und «Würde» präsentieren.
Nach dem Umbau soll es Platz für 58 Angestellte bieten sowie zwei Gerichtssäle und eine Tiefgarage mit mindestens 20 Parkplätzen umfassen. Es wird damit Teil einer völlig neuen Umgebung rund um den Liestaler Bahnhof. So soll bei der Allee ein Stadtpark entstehen, auf dem Lüdin-Areal eine neue Wohnüberbauung und auf dem Bahnhofsplatz ein neues Postgebäude – bei diesem Projekt regt sich Widerstand im Einwohnerrat. Ein FDP-Vertreter bekämpft alleine die geplante Höhe von 25 Metern. Die Gebäudegrösse gibt also nicht nur beim Kantonsgericht zu reden.