«Wappen schaffen Identität»
16.05.2023 BaselbietDie zehn Züge der Waldenburgerbahn wurden am Samstag getauft
Mit den Taufen haben der Neubau der Waldenburgerbahn und die Beschaffung neuen Rollmaterials ihren Abschluss gefunden. Trotz Regens waren die zehn liebevoll inszenierten Zeremonien am Samstag gut besucht. In Waldenburg ...
Die zehn Züge der Waldenburgerbahn wurden am Samstag getauft
Mit den Taufen haben der Neubau der Waldenburgerbahn und die Beschaffung neuen Rollmaterials ihren Abschluss gefunden. Trotz Regens waren die zehn liebevoll inszenierten Zeremonien am Samstag gut besucht. In Waldenburg schauten und hörten wir uns besonders gut um.
Lorenz Degen
Gut 200 Personen waren am Samstagvormittag zum Bahnhof Waldenburg gekommen, um den ersten Taufakt der neuen WB-Züge mitzuerleben. Zwar fahren die gelben Kompositionen der Baureihe «Tramlink» schon seit Monaten mit seitlich montierten Gemeindewappen durchs Waldenburgertal, doch nun wurden sie auch offiziell von «ihren» Gemeinden getauft. Dafür wurde der reguläre Bahnbetrieb während einiger Stunden stillgelegt; stattdessen verkehrten Ersatzbusse.
Waldenburg machte um 11 Uhr den zeremoniellen Anfang, die neun Dörfer talabwärts inklusive Liestal folgten am frühen Nachmittag. Im Fall von Bennwil und Hölstein sowie Lampenberg und Ramlinsburg fanden die Feierlichkeiten gemeinsam statt, die anderen Gemeinden feierten für sich allein. Ausgespart blieb einzig Langenbruck, das sich Hoffnung macht, bei einem vielleicht elften Fahrzeug auch berücksichtigt zu werden.
Hochwertiges Material
Am Bahnhof Waldenburg wurde ein abwechslungsreiches Programm geboten. «Die Zeit der Kinderkrankheiten ist vorbei», rief BLT-Chef Andreas Büttiker in seiner Rede dem Publikum zu. Mit dem heutigen Tag fange ein geregelter Betrieb an, vorbei seien nun die leidigen Zugsausfälle und Verspätungen. Der Akt der Taufe sei auch mit der Bitte um den Segen verbunden. Er wünsche sich daher, dass die neuen Fahrzeuge ihre Passagierinnen und Passagiere sicher und zuverlässig an ihr Ziel bringen werden.
Der BLT sei es wichtig gewesen, dass die Züge nicht nur ihre Nummer, sondern auch einen Gemeindenamen erhalten würden: «Wappen schaffen Identität.» Und die Bevölkerung im Waldenburgertal sei ja auf ganz enge Art mit der WB verbunden und habe sich immer mit Vehemenz für den Erhalt der Bahn eingesetzt. Zwar würden immer noch einige Stimmen bedauern, dass der Dampfzug nicht mehr fahre, aber wenn er im «Talhaus» die Lokomotive «Gedeon Thommen» sehe, so sei er sicher, dass mit der Remise eine gute Lösung für deren dauerhaften Erhalt gefunden wurde.
Büttiker wies auf die hochwertige Machart der Tafeln hin: «Wir wollten keinen Micky-Mouse-Abziehkleber, sondern bestellten eine aus Stahl gefräste Platte, die handbemalt wurde.» Auf jeder Seite eines Fahrzeugs prangt nun, etwa mittig, das jeweilige Wappen der jeweiligen Nummern: 101 Waldenburg, 102 Bennwil, 103 Hölstein, 104 Niederdorf, 105 Liedertswil, 106 Oberdorf, 107 Lampenberg, 108 Ramlinsburg, 109 Bubendorf, 110 Liestal.
Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann dankte in ihrer Ansprache allen Beteiligten. «Die Bauarbeiter haben bei Hitze, Regen und Schnee eine hervorragende Arbeit geleistet.» Die neue WB stehe für Tradition und Fortschritt und weise den Weg in die Zukunft. Aus dem befreundeten Waldenburg/Hohenlohe in Baden-Württemberg kam eine Delegation angereist, allerdings auf der Strasse. Der erste stellvertretende Bürgermeister Heinrich Schütz überbrachte die besten Wünsche seiner Stadt und berichtete von Elektrifikationsplänen der Strecke, an der Waldenburg/Hohenlohe liegt. Auch die Wiederinbetriebnahme einer heute stillgelegten Stichbahn sei im Gespräch. Er hoffte, es werde auch einmal eine Gruppe aus seinem Ort mit dem Zug anreisen, um die neue Waldenburgerbahn zu sehen.
Wagen «stinken» nach neu
Gemeinderätin Andrea Sulzer moderierte den von musikalischen Darbietungen umrahmten Taufanlass. So sang der junge Chor Femtastix einige moderne Lieder, die vereinigten Musikvereine Oberdorf-Waldenburg-Langenbruck brachten mit dem Baselbieterlied heimatliche Klänge zu Gehör.
Vor dem Taufakt versammelten sich Schulkinder von Waldenburg, die ihre persönlichen Wünsche für die neue Bahn mitteilen durften. Die liebevolle Art, die WB wie eine vertraute Person anzusprechen, wirkte bewegend auf die Zuschauerinnen und Zuschauer. Ein Kind verlangte die baldige Verlängerung der Linie bis zum Schwimmbad, ein anderes hoffte, dass die Wagen bald nicht mehr «so nach neu stinken», was Gelächter hervorrief.
Die Kinder zeigten mit ihren guten Wünschen eine echte Verbundenheit, die für die Zukunft hoffnungsvoll stimmt: Hier sprachen die zukünftigen WB-Unterstützerinnen und -unterstützer. Unter Trommelwirbel wurde dann ein Blumenbouquet an der Front montiert. Dort begann sofort ein Fotomarathon, um den besonderen Augenblick dauerhaft festzuhalten.