«Das Diegtertal muss zusammenhalten»
03.05.2023 Eptingen, KircheMyrta Stohler plädiert für einen Zusammenschluss der Kirchgemeinden
Die Kirchgemeinde Diegten-Eptingen möchte mit den Gemeinden Zunzgen und Tenniken fusionieren, um gestärkt in die Zukunft zu gehen. Dies die Vorstellung von Myrta Stohler, die vom Kirchenrat als Geschäftsführerin ...
Myrta Stohler plädiert für einen Zusammenschluss der Kirchgemeinden
Die Kirchgemeinde Diegten-Eptingen möchte mit den Gemeinden Zunzgen und Tenniken fusionieren, um gestärkt in die Zukunft zu gehen. Dies die Vorstellung von Myrta Stohler, die vom Kirchenrat als Geschäftsführerin eingesetzt worden ist. Die Kirche in Eptingen muss ihrer Meinung nach geschlossen werden.
André Frauchiger
Der Kirchgemeinde Diegten-Eptingen fehlt es an freiwilligen Mitarbeitenden, an Mitgliedern in der Kirchenpflege und letztlich auch an Kirchenbesucherinnen und -besuchern. In den vergangenen Jahren hatte die Kirchgemeinde auch mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Was tun? Der Kirchenrat der Reformierten Kirche Baselland reagierte – und setzte im November vergangenen Jahres die bekannte Diegter SVP-Politikerin, frühere Gemeindepräsidentin und Landrätin Myrta Stohler als Geschäftsführerin der Kirchenpflege ein. Mehrere Mitglieder der Kirchenpflege waren zuvor ohne Nachfolgerinnen und Nachfolger zurückgetreten – alle ausser zwei Mitgliedern, die aber zugleich Mitarbeitende der Kirche sind.
Der Kirchenrat hatte und hat nun die Hoffnung, dass Myrta Stohler als «alteingesessene» Bewohnerin mit ihrem guten Netzwerk in den beiden Dörfern Leute finden kann, die bereit sind, sich für die Belange der Kirche zu engagieren. Myrta Stohler, die sich als «überzeugte Familienfrau» bezeichnet, ist aber auf sehr «steinigen Boden» gestossen: Bisher bekam sie nur Absagen, wie sie kurz und trocken erklärt. Vor einiger Zeit sei sie dazu übergegangen, die Leute zu Hause zu besuchen, um sie für ein kirchliches Mandat oder eine generelle Freiwilligenarbeit zu gewinnen. An diesem Anklopfen an der Haustür will sie weiterhin festhalten. Der Aufenthalt und das Besprechen in der Privatsphäre seien sehr wertvoll.
Dass Myrta Stohler neue Helferinnen und Helfer für die Belange der Kirche, gerade auch für die vielen sozialen Aufgaben, gewinnen will, liegt auf der Hand. Sie will aber auch das Interesse an der Institution Kirche wecken und eine Zunahme der Gottesdienstbesuchenden bewirken.
Im Jahr 2024 erfolgt die Gesamterneuerungswahl der Kirchenpflege. Vielleicht brauche es diesen neuen Auftakt, um neue Personen für dieses Amt zu gewinnen, meint Stohler – und: «Es braucht neue Köpfe mittleren Alters.»
Kommt der Zusammenschluss?
Ein Resignieren und Aufgeben kommt für Myrta Stohler jedenfalls überhaupt nicht infrage. Sie sei weiterhin motiviert, intensiv auf der Suche nach Freiwilligen und grundsätzlich optimistisch. Für das Jahr 2022 sei auch der Rechnungsabschluss der Kirchgemeinde Diegten-Eptingen gar nicht so schlecht – bei Ausgaben von rund 353 000 Franken könne ein Überschuss von 70 000 Franken verzeichnet werden. Allerdings sei zu berücksichtigen, dass etliche Ausgaben aus verschiedenen Gründen nicht haben getätigt werden können.
Myrta Stohler gibt sich aber keinerlei Illusionen hin: Wenn weiterhin zum Teil nur zwei Personen in einem Sonntagsgottesdienst anzutreffen seien und sich niemand in den kirchlichen Gremien mehr engagieren wolle, gebe es in wenigen Jahren keine Ortskirche in der heutigen Form mehr. Wie also weiter? Für Myrta Stohler ist klar: Es braucht einen Zusammenschluss mit der Kirchgemeinde von Zunzgen und Tenniken. Zunzgen hat gar keine eigene Kirche. Und die Kirche in Eptingen muss ihrer Meinung nach an die kantonale Kirchenstiftung zurückgegeben werden. Sie sehe, Stand heute, keine andere Möglichkeit als die Schliessung. Dabei rechnet Myrta Stohler allerdings mit erheblicher Opposition aus der Bevölkerung. Denn es wäre, wie sie unterstreicht, die erste Kirche im Kanton, die aufgegeben würde. Der Kirchenrat habe ihren Vorschlag mit Interesse zur Kenntnis genommen. Zusammen mit der Kirche von Tenniken gäbe es nach einem Zusammenschluss der vier Kirchgemeinden immer noch zwei Kirchen.
Ein wichtiges Datum für das weitere Vorgehen ist eine auf den 9. Juni anberaumte Sitzung mit den Verantwortlichen der Kirchgemeinde von Zunzgen und Tenniken. Dabei werde auch die Frage eines Zusammenschlusses der Kirchgemeinden zur Sprache kommen, erklärt Myrta Stohler. Sie werde das Thema auf jeden Fall einbringen. Wie die Reaktionen aus Tenniken und Zunzgen ausfallen werden, sei allerdings noch völlig offen. Sie wolle da nicht vorgreifen, unterstreicht Stohler. Ihr schwebt ein ähnliches Vorgehen wie im Waldenburgertal vor, wo sich Langenbruck und Waldenburg zusammenschliessen wollen (die «Volksstimme» berichtete).
Benötigt werde, falls der Wille hierfür bestehe, in einem weiteren Schritt sicher ein gemeinsam zu erarbeitendes Konzept der Zusammenführung, mit klar vorgegebenen Zielen und Aufgabenverteilungen unter den Gemeinden. Inhaltlich könnte zum Beispiel eine spezifische Neuausrichtung auf die Familien in den Dörfern mehr Menschen mittleren Alters und auch junge Leute in die Kirche bringen. Dies dürfe aber nicht auf Kosten der Alleinstehenden und der älteren Menschen geschehen. Eine örtliche Aufteilung der Gottesdienste sei bereits heute Realität: Es gibt pro Monat drei Sonntagsgottesdienste in Diegten und einen Gottesdienst in Eptingen. Myrta Stohler: «Das Diegtertal muss unbedingt zusammenhalten.»