Nicht zweimal den gleichen Fehler machen
27.04.2023 Bezirk Liestal, PolitikIch bin mit dem Sprichwort aufgewachsen: Mach niemals den gleichen Fehler zweimal. Einmal kann man sich irren. Wer das zweite Mal in die gleiche Falle tappt, ist selber schuld. Meine Erfahrung ist die, dass dies nur passiert, wenn man Scheuklappen aufhat und nichts lernen will. Die rosarote ...
Ich bin mit dem Sprichwort aufgewachsen: Mach niemals den gleichen Fehler zweimal. Einmal kann man sich irren. Wer das zweite Mal in die gleiche Falle tappt, ist selber schuld. Meine Erfahrung ist die, dass dies nur passiert, wenn man Scheuklappen aufhat und nichts lernen will. Die rosarote Brille oder der Tunnelblick auf ein einziges Thema führen meist dazu, dass Menschen den Rundumblick verlieren und somit anfällig sind, die gleichen Fehler immer wieder zu machen.
Eine Anwendung dieser Sprichwörter und Prinzipien können wir bei der aktuellen Energiedebatte beobachten. Seit wenigen Jahren können wir sehen, dass die Weichenstellungen der Energiestrategie gescheitert sind. Die Annahmen waren zu optimistisch. Bereits vor dem Krieg wurde gewarnt, dass wir schon bald im Winter zu wenig Strom haben. Der Krieg in der Ukraine und die daraus folgenden Veränderungen der internationalen Energiepolitik haben das nun noch beschleunigt. Wir wurden anfällig für Krisen. Die Schönwetter-Energiestrategie hat sich nicht bewährt. Viele Länder sind aufgewacht und passen ihre Energieversorgung an. Manche wie Deutschland leider nicht. Aber es scheint sich Pragmatismus durchzusetzen. Es werden auch überall, wo möglich, ausländische Abhängigkeiten reduziert. Man versucht, sich möglichst alle Optionen offenzuhalten, keine Technologien zu verbieten, sondern von allen das Beste zu nutzen.
Wir dürfen heute nicht wieder in die gleiche Einseitigkeit abdriften wie schon vor Jahren. Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, weil wir ansonsten schon bald vor unlösbare Probleme gestellt werden, da wir nicht umfassend und vorausschauend gehandelt haben. Wir brauchen Energie für unser Leben, für die Wirtschaft und Gesellschaft. Wir brauchen immer mehr Strom, weil wir alles digitalisieren und elektrifizieren.
So erstaunt es mich, dass Bundesrat und Parlament eben doch wieder in die gleiche Falle tappen. Viele haben die ideologische Brille trotz allem noch nicht abgelegt. Sie glauben immer noch, dass mit Verboten, Regulierungen und einer einseitigen Energiepolitik die Zukunft gerettet werden kann. Es passiert aber das Gegenteil: Wir werden abhängig vom Ausland. Wir werden anfällig für Krisen aller Art. Es wird alles teurer und komplizierter. Denn am Schluss werden die Konsumen- tinnen und Konsumenten es berappen müssen. Laut einer ETH-Studie steigen mit dem neuen Gesetz die Energiekosten von heute 3000 Franken auf neu 9600 Franken pro Kopf und Jahr. Das ist nicht sozial. Es wird so oder so schon alles teurer. Wo soll dieses Geld herkommen? Zudem würden wir mit diesem Gesetz, über das wir am 18. Juni abstimmen, auch massive Verbote von Heizöl, Gas, Diesel und Benzin verhängen. Das ist naiv. Natürlich müssen wir neue Technologien und Innovationen fördern, aber wir sollten diese zuerst in der Praxis sehen, bevor wir blauäugig alles andere verbieten. Luftschlösser sind keine solide Basis für die Zukunft.
Wir brauchen eine ganzheitliche Sicht. Wir brauchen Weitsicht. Nur mit allen Technologien können wir die Versorgungssicherheit und Strom für alle garantieren. Deshalb sage ich Nein zum Stromfresser-Gesetz.
In der «Carte blanche» äussern sich Oberbaselbieter National- und Landratsmitglieder sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gemeindebehörden zu einem selbst gewählten Thema.