Erinnern Sie sich?
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor 4 des ukrainischen Atomkraftwerks in Tschernobyl. Radioaktive Wolken verbreiteten sich weltweit innert weniger Tage. Tausende von Menschen arbeiteten als sogenannte Liquidatoren ungeschützt, und viele von ...
Erinnern Sie sich?
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktor 4 des ukrainischen Atomkraftwerks in Tschernobyl. Radioaktive Wolken verbreiteten sich weltweit innert weniger Tage. Tausende von Menschen arbeiteten als sogenannte Liquidatoren ungeschützt, und viele von ihnen starben später qualvoll an den Folgen der radioaktiven Verseuchung. Die von ihnen gebaute Schutzhülle musste 2019 mit einem zweiten Sarkophag geschützt werden und wird wohl knappe 100 Jahre die nötige Sicherheit bieten. 28 Geberländer haben dafür das Startkapital von über 700 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.
2022 eroberten russische Truppen vorübergehend das AKW-Gelände, und zweieinhalb Flugstunden von Basel entfernt befindet sich mit der Ukraine ein Land, auf dessen Territorium 15 Atommeiler stehen, im Verteidigungskrieg gegen die grösste Atommacht der Welt.
Noch immer gibt es nirgendwo auf der Welt ein Endlager für den radioaktiven Abfall und noch immer ist kein einziger Versicherer bereit, ein Atomkraftwerk zu versichern. Wenn Sie wissen wollen, was dieser schreckliche Unfall den Menschen angetan hat, dann lesen Sie den dokumentarischen Roman der weissrussischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch, in dem ein Soldat ganz nebenbei erwähnt: «Jedes Jahr am 26. April treffen wir uns. Alle, die dort gewesen sind. Dann erinnern wir uns an die Zeit.»
Georg Geiger, Tenniken