Der Kandidat, der sich jetzt traut
14.04.2023 Bezirk Waldenburg, DiegtenDrei Bewerber für den freien Sitz im Gemeinderat
Einmal mehr herrscht auf einen freien Sitz im Diegter Gemeinderat grosser Andrang. Drei Männer wollen ins Amt. Nach zwei Wahlgängen mit jeweils guten Resultaten tritt Christian Thomet jetzt erstmals als offizieller Kandidat ...
Drei Bewerber für den freien Sitz im Gemeinderat
Einmal mehr herrscht auf einen freien Sitz im Diegter Gemeinderat grosser Andrang. Drei Männer wollen ins Amt. Nach zwei Wahlgängen mit jeweils guten Resultaten tritt Christian Thomet jetzt erstmals als offizieller Kandidat an.
Christian Horisberger
Die Diegterinnen und Diegter machten es sich zuletzt nicht leicht, ihre vakanten Sitze im Gemeinderat zu besetzen. Dies nicht etwa, weil es an Kandidierenden gefehlt hätte, sondern weil die Auswahl gross war und im ersten Wahlgang das absolute Mehr verpasst wurde. Bei den beiden jüngsten Ersatzwahlen musste jeweils ein zweiter Wahlgang angesetzt werden. Am 23. April wird der Nachfolger von Mahmut Leuthold bestimmt, der Ende 2022 nach nur sieben Monaten aus dem Amt ausgeschieden ist. Es treten an: Thomas Mumenthaler, Peter Steffen und Christian Thomet.
Eine spezielle Rolle bei dieser Nachwahl spielt der 35-jährige Christian Thomet. Obwohl er zunächst keine Ambitionen auf das Amt hatte, könnten es seine Stimmen gewesen sein, die Mumenthaler im ersten Anlauf zum Sprung in die Exekutive gefehlt und den zweiten Wahlgang notwendig gemacht haben.
Erstmals war Thomets Name im November vergangenen Jahres herumgeboten worden, vor dem zweiten Wahlgang für die Nachfolge des zurückgetretenen Samuel Jenni. Als «Schnapsidee» hätten Freunde ihn auf Whatsapp ohne sein Einverständnis als Kandidaten deklariert, sagt Thomet auf Anfrage. Das Gerücht machte die Runde. Er habe dies wieder rückgängig gemacht, sagt Thomet, doch blieb der Streich nicht ohne Wirkung: Mit wenigen Stimmen Rückstand auf den gewählten Philipp Stooss belegte Thomet Platz zwei. Den zweiten offiziellen Kandidierenden liess er weit hinter sich.
Im ersten Wahlgang der darauf folgenden Gemeinderatsersatzwahl vom Februar dieses Jahres dasselbe Spiel: Ohne zu kandidieren, erreichte der 35-Jährige wiederum das zweitbeste Ergebnis. Die meisten Stimmen machte Thomas Mumenthaler (141 Stimmen), er verpasste das absolute Mehr von 215 Stimmen aber deutlich. Thomet (97 Stimmen) klassierte sich vor den beiden weiteren offiziell kandidierenden Peter Steffen und Rolf Dettwiler.
«… jetzt aber offiziell»
Kurz nach dem ersten Wahlgang gaben Mumenthaler und Steffen bekannt, dass sie im zweiten Wahlgang erneut antreten werden, während Dettwiler verzichtete. Ende März dann die Überraschung: Im Gemeindeblatt gab Christian Thomet bekannt, dass er sich «… jetzt aber offiziell» um den Sitz bewerbe, nachdem ihn die Diegterinnen und Diegter überzeugt hätten. Auf Anfrage führt der Kandidat aus, was hinter seinem Gesinnungswandel steckt: Er sei politisch nicht aktiv und habe bisher erst eine einzige Gemeindeversammlung besucht. Auch sei er kein grosser Redner und meide das Rampenlicht. Daher habe er sich selber nicht als Gemeinderat gesehen. Aber dann sei er von vielen Leuten regelrecht bestürmt worden. Viele hätten ihm gesagt, das Amt sei etwas für ihn und er der Richtige für die Aufgabe, sagt Thomet. «Irgendwann habe ich nachgegeben.» Mit ein Grund sei gewesen, dass ihm als Strassenbau-Polier die freien Ressorts Strasse und Wasser liegen würden. Nun stelle er sich zur Verfügung – «aber ich mache nicht gross Werbung». Im Gespräch mit der «Volksstimme» bittet er denn auch um zurückhaltende Berichterstattung zu seiner Person.
Die Wahlberechtigten haben nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ eine attraktive Auswahl. Mit Peter Steffen (68) tritt eine bewährte Kraft an. Der pensionierte Immobilienfachmann hat von 2005 bis 2013 bereits im Diegter Gemeinderat mitgewirkt. Laut seiner eigenen Wahlempfehlung interessiere er sich besonders fürs Wasser und Abwasserwesen, wo er auch schon einen Erfolg vorweisen könne: Auf seine Anregung hin sei beschlossen worden, ab 2022 die Abwassergebühr markant zu senken.
Dritter im Bunde ist Thomas Mumenthaler (58). Der Gartenbauunternehmer mit einem Betrieb in Diegten ist dem Vereinsleben stark verbunden – einst als aktiver Fussballer und Turner, aktuell als Vorstandsmitglied des Natur- und Verschönerungsvereins. Aus seiner beruflichen Tätigkeit könne er für das vakante Ressort eine hohe Fachkompetenz ausweisen, hält er in seinem Werbeschreiben fest.
Der grossen Andrang aufs Gemeinderatsamt in Diegten ist aussergewöhnlich. Denn manche Gemeinde bekundet Mühe, ihre Sitze zu besetzen. Weshalb das in ihrem Dorf so ist, kann selbst die einstige Gemeindepräsidentin und Landrätin Myrta Stohler nur vermuten: Allenfalls spiele das aktive Vereinsleben eine Rolle. Innerhalb der Vereine wie FC, TV oder Musik dürfte diskutiert werden, wen man sich im Gemeinderat vorstellen könnte. Aufgrund dessen würden die entsprechenden Personen angesprochen.