Wohin geht es mit dem Leuenberg?
17.03.2023 Baselbiet, Gesellschaft, Hölstein, Bezirk WaldenburgNeue Pächtergruppe provoziert Fragezeichen
Der «Leuenberg» in Hölstein hat eine neue Betreibergruppe. Diese hat den Betrieb des Seminarhotels erfolgreich gestartet. Ihre Absicht, jegliche Mietanfragen, also auch solche von rechtsextremen Personen, zu prüfen, dürfte aber nicht überall ...
Neue Pächtergruppe provoziert Fragezeichen
Der «Leuenberg» in Hölstein hat eine neue Betreibergruppe. Diese hat den Betrieb des Seminarhotels erfolgreich gestartet. Ihre Absicht, jegliche Mietanfragen, also auch solche von rechtsextremen Personen, zu prüfen, dürfte aber nicht überall auf Verständnis stossen.
Elmar Gächter
Die «Volksstimme» hatte Gelegenheit, mit zwei Personen der neuen Betreibergruppe auf dem Leuenberg ein Gespräch zu führen. Getreu der neuen Kultur auf dem Anwesen spricht man sich mit Du und Vornamen an. Leo, der Medienbeauftragte, und Thomas, Profikoch und Seminarverantwortlicher, stellen von Anfang an klar, dass sie Teil einer Gruppe von Pächtern sind und keines ihrer Mitglieder am Eigentum des Leuenbergs beteiligt ist. Besitzerin der Gebäulichkeiten und des Umgeländes ist die Firma EML Immobilien AG in Zug. Wer genau hinter der Käuferschaft steht, geben die Pächter auch nach vermehrtem Nachfragen nicht preis.
In Gründung sei eine «Leuenberg Event GmbH», die Seminarräume und Zimmer vermiete, aber auch spezielle Seminare und Kurse selber organisiere und auf Wunsch einen Catering-Service anbiete. Das Café soll ab Pfingsten auch für Passanten und Wanderer wieder offen sein mit Snacks, Kuchen, Glace und einem einfachen Mittagsmenü.
Leo und Thomas machen aus ihrer persönlichen Gesinnung keine Mördergrube. «Ich stelle fest, dass sehr viele Leute seit der Pandemie Schwierigkeiten haben, mit der neuen Welt klarzukommen. Selbstverantwortung und Selbstermächtigung ist für sie wie für mich ein Thema. Ich bin ein selbstständiger Mensch und brauche keinen Staat, der mir sagt, was ich zu tun habe», hält Leo fest. Thomas ergänzt: «Das Wichtigste für uns ist, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die denken. Ob sie meiner Meinung sind, ist mir einerlei. Ich persönlich brauche niemanden, der für mich denkt.» Wenn ihre Gruppe Interessierten ihre Räume und Zimmer anbiete, ob für Seminare oder Kurse, ganze Wochenenden oder Feste, spiele es keine Rolle, welche Haltung diese Menschen hätten. «Wir sind ideologisch, religiös und politisch völlig unabhängig», betont Leo.
«Jeder kann Anfrage stellen»
Leo spricht Daniele Ganser an, der wegen seiner Verschwörungsmythen in Deutschland nicht öffentlich auftreten darf, hingegen in der Schweiz wohl, beispielsweise im Stadtcasino Basel. «Wie deren Betreiberschaft orientieren wir uns nicht an der Meinung derer, die hier in unseren Räumen etwas veranstalten wollen. Bedingung ist, dass sie sich an die Hausordnung halten, beispielsweise an einen gepflegten Umgang.» Zur Frage, ob beispielsweise auch Personen aus der rechtsextremen Szene Räume mieten können, meint Leo: «Bei uns kann jeder eine Anfrage stellen.» Thomas ergänzt: «Wir prüfen die Anfragen individuell.»
Auf der Homepage von «Xsundheit.net GmbH», dem Unternehmen von Thomas, wird der Leuenberg als «grosses einzigartiges Paradies» und als «weltweit einzigartiger Ort der Kraft» mit einer «reinen, sauerstoffreichen Luft» angepriesen. Leo und Thomas machen diese Aussage nicht zuletzt an drei auf dem Gelände installierten naturharmonisierenden Stationen fest. «Sie verbessern das energetische Umfeld in grossem Umkreis.» Leo schwört auf diese Elektrokultur mit dem Magnetismus und den Kupferdrähten, die man in der Erde vergräbt. «Ich setze ein solches Gerät seit drei Jahren privat in meinem Garten ein und brauche seither keine Düngemittel und Schneckenkörner mehr, auch wächst das Gemüse viel besser als früher.»
Break Even bis Ende Jahr
Der grösste Teil der auf dem Leuenberg stattfindenden Kurse und Seminare würde von den Mieterinnen und Mietern der Räumlichkeiten organisiert. Jeder Veranstalter könne die Verpflegung mit einem von ihm gewünschten Caterer selber auswählen, auf Wunsch stehe auch Thomas mit seinem eigenen Cateringbetrieb zur Verfügung. «Unsere Präferenz hier auf dem Leuenberg ist, in den nächsten Jahren eines der besten Hotels für pflanzliche Ernährung zu werden», so der Profikoch mit 35jähriger Erfahrung. Gekocht werde nur mit ökologisch wertvollen Lebensmitteln, weitgehend aus der nahen Umgebung. «Die Nachhaltigkeit ist uns ein grosses Anliegen», betont Thomas.
Ab Pfingsten soll das Café jeden Tag geöffnet sein, wobei von Montag bis Freitag ein Mittagsmenü angeboten werde, das vorzubestellen sei und das sich auch zum Mitnehmen eigne. Die Betreiber können sich auch vorstellen, das Lokal abends für Vereine zu öffnen. Bezahlt werden kann auf dem Leuenberg nur mit Bargeld. Die Betreiber sind im Übrigen zuversichtlich, bis Ende Jahr den Break Even, das heisst die Gewinnzone, zu erreichen. «Wenn es so weitergeht, wie es sich bisher angelassen hat», so Thomas.
Die sich in Gründung befindende «Leuenberg Event GmbH» hat zurzeit noch keine Angestellten. Betrieben wird sie vorläufig ausschliesslich von der Pächtergruppe, zu der sich allenfalls auch die von der Serie «SRF bi de Lüt» bekannte Familie Badertscher gesellen könnte.
Zu den Personen
emg. Leo Gschwind, der sich als Medienbeauftragter des Leuenbergs bezeichnet, wohnt in Hofstetten und ist seit mehr als 10 Jahren pensioniert. Er war während rund drei Jahrzehnten Marketingverantwortlicher der Firma Habasit in Reinach. Zusammen mit seiner Frau bietet er Kurse für das Töpfern, Malen oder Steinhauen an.
Thomas Freilinger ist gelernter Koch und war längere Zeit als Küchenchef unter anderem auf einem Kreuzfahrtschiff unterwegs. 2016 hat er die Firma «Xsundheit.net GmbH» in Triengen gegründet, um sich zusammen mit seiner Partnerin Doris Wingeier der gesunden Ernährung zu widmen. Vorübergehend hat er das «Begegnungszentrum Aarau» geleitet. Gemäss Recherchen der «Basler Zeitung» hatte es dort mehrfach Reichsbürgerveranstaltungen gegeben. Reichsbürger sind Personen, die den Staat ablehnen.