Liebesbetrug im Internet

Ich schildere einen Fall, der sich vergangene Woche im Baselbiet ereignet hat. Es geht um die bekannte Masche des Liebesbetrugs im Internet. In Zusammenarbeit mit einer Bank konnten wir verhindern, dass ein älterer Herr eine grössere Geldsumme an eine angebliche Freundin verlor.

Roland Walter

Der Fall spielte sich wie folgt ab: Vergangene Woche rief mich eine Bank an und teilte mir mit, dass ein 82-jähriger Kunde einen grösseren Geldbetrag an eine Dame an der Elfenbeinküste überweisen möchte. Die Mitarbeitenden der Bank haben dem Herrn bereits zuvor mehrere Male mitgeteilt, dass diese Geschichte stark nach einer Betrugsmasche riecht. Der Bankkunde schenkte dieser Warnung jedoch keine Beachtung – er wollte nicht glauben, dass seine Freundin, die er vor einem Jahr auf einem Internetportal kennenlernte, ihn über den Tisch ziehen will.

Ich bin mit dem Bankmitarbeiter so verblieben, dass er dem Kunden mitteilt, dass dieser mich unbedingt anrufen solle. Zu meinem Erstaunen rief mich besagter Bankkunde noch am selben Tag an und schilderte mir seine Geschichte. Er habe vor gut einem Jahr im Internet eine Frau, die angeblich von der Elfenbeinküste stammt, kennengelernt. Es habe sich in der Folge ein intensiver Kontakt entwickelt. Vor einem Monat sei nun der Vater der angeblichen Freundin verstorben und sie hätte eine Goldmine mit einem grossen dazugehörenden Grundstück geerbt. Nun seien Kosten wie Erbschaftssteuer und Notariatskosten angefallen, die sie bezahlen müsse. Sie besitze jedoch zu wenig Geld, um diese Kosten bezahlen zu können, und hat den älteren Mann um einen Vorschuss gebeten.

Dabei handelte es sich um mehrere Zehntausend Franken. Der ältere Herr wollte selbstverständlich seiner geliebten Freundin behilflich sein und ihr den Betrag vorschiessen. Auf Nachfrage sandte er mir diverse Belege, welche die ganze Geschichte auch glaubwürdig machen sollten. Es stellte sich jedoch rasch heraus, dass diese Belege allesamt gefälscht waren. Aber auch nach Kenntnis unserer Abklärungen glaubte der Senior immer noch an die Geschichte.

Erst dank Google überzeugt
Der springende Punkt, ihm glaubhaft beweisen zu können, dass es sich um einen Betrug handeln würde, war die Bildersuche auf Google. Der Kunde hat mir zuvor zwei Fotos seiner angeblichen Freundin gemailt. Aufgrund der Google-Bildersuche mit diesen beiden Fotos stellte sich rasch heraus, dass die Bilder auf einer Model-Website gestohlen wurden und es sich bei den Fotos nicht um seine vermeintliche Freundin handeln kann. Nur dank dieser Fakten konnte ich ihn überzeugen, dass er Opfer einer Betrugsmasche ist und in Tat und Wahrheit nie mit der abgebildeten Dame kommuniziert hat, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer männlichen Person aus Westafrika.

Mittlerweile hatte der Mann das Vertrauen in mich gewonnen und mir auch mitgeteilt, dass er im vergangenen Jahr bereits mehrere Tausend Franken an die Elfenbeinküste überwiesen hatte. Er hat mir abschliessend versprochen, dass er den Kontakt sofort abbrechen und keine weiteren Beträge überweisen werde.

Fazit dieses Falls: Nur dank der vorbildlichen Zusammenarbeit zwischen der Bank und der Polizei konnte ein grösserer Betrugsfall verhindert werden. Mit solchen Geschichten ergaunern sich Täter und Täterinnen nicht selten Hunderttausende von Franken, bis das verliebte Opfer realisiert, dass nicht sein Herz, sondern seine Brieftasche Ziel der Anwerbung war. Da die E-Mails, Telefonnummern und Profile allesamt gefälscht sind, die Zahlungen meist über Geldtransfer-Services wie Western Union oder Moneygram erfolgen und somit auch der Geldfluss nicht nachverfolgt werden kann, ist das Geld bei erfolgreichem Betrug verloren. Zusätzlich wird dann das Vertrauen der Betroffenen erschüttert und die Scham ist gross.

Sind Sie Opfer eines solchen Internetbetrugs geworden? Schämen Sie sich nicht und melden Sie sich bei der Polizei. Für weitere Informationen wenden Sie sich an die Beratungsstelle für Kriminalprävention der Polizei Basel-Landschaft: 061 553 30 66 oder pol.praevention@ bl.ch.

Roland Walter ist Präventionsberater und Mediensprecher bei der Baselbieter Polizei.

Grosse Liebe? Grosse Lüge!

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