Viel kritisierte Radicant soll ab Ende 2026 profitabel sein

Ein freigestellter CEO und Kritik am Geschäftsmodell: Die BLKB-Tochterbank Radicant ist unter Beschuss. Ende 2026 soll sie die Gewinnschwelle erreichen.

Janis Erne

In den vergangenen Wochen herrschte Unruhe rund um die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB). Sie stellte den CEO ihrer Tochterbank Radicant, Anders Bally, per sofort frei, nachdem sich dieser in einem internen Mail abschätzig über Baselbieter Politiker geäussert hatte. Laut des Finanzblogs «Inside Paradeplatz» sprach er von «älteren Politikern» aus einem «nicht-urbanen Kanton», die Mühe hätten, Radicant zu verstehen. Als «dumm» und «despektierlich» bezeichnete Marco Agostini (Grüne) diese Worte gestern im Landrat. Ballys Aussagen sind deshalb problematisch, weil der Kanton Eigentümer der BLKB ist und mit der Staatsgarantie finanziell für sie haftet.

Auslöser für den Fauxpas von Bally waren kritische Medienberichte und Äusserungen von Politikern zum Geschäftskonzept der Radicant. Die digitale Vermögensverwalterin steht mit ihren nachhaltigen Fonds kurz vor dem Markteintritt – noch diesen Monat soll es so weit sein. Doch es scheiden sich die Geister, ob die Radicant mit ihrem Fokus auf die 17 Uno-Nachhaltigkeitsziele jemals erfolgreich sein wird. Die Bankenexpertin Monika Roth äusserte in der BaZ grosse Zweifel.

Anderen Medienberichten zufolge gibt es ein krasses Missverhältnis zwischen den BLKB-Investitionen und der bisherigen Kundengewinnung der Radicant. Laut «Inside Paradeplatz» hat die BLKB schon 70 Millionen Franken eingeschossen, wobei ihre Tochterfirma in der Pilotphase erst 4,2 Millionen Franken Anlegegelder erwirtschaften und nur wenige Kunden gewinnen konnte.

Gestern nun, als die Beteiligungen der BLKB im Landrat Thema waren, beruhigte Finanzdirektor Anton Lauber: Die «Werthaltigkeit» der investierten 70 Millionen sei gewährleistet. Das zeige ein Bericht des Wirtschaftsprüfers PWC. Das Geschäftsmodell der Radicant bezeichnete der «Mitte»-Regierungsrat als «realistisch». Es sei von der Finanzmarktaufsicht geprüft worden. Lauber verriet: «Bis Ende 2026 soll die Radicant die Gewinnschwelle erreichen.»

Bessere Kommunikation verlangt
So weit, so gut? Nicht ganz, denn es bleiben Zweifel. Gestern sagte Peter Riebli (SVP) im Landrat, er hoffe, «dass er sich irrt und die Radicant Erfolg haben wird». Der Buckter hatte die politisch-mediale Debatte über die Radicant ausgelöst, indem er die Regierung mit einem Vorstoss um Details zu allen Beteiligungen der BLKB ersuchte.

Das Parlament war sich gestern weitgehend einig: Die Bank müsse sich wegen des wegbrechenden Zinsdifferenzgeschäfts weiterentwickeln, aber gleichzeitig transparenter über ihre Pläne informieren. Finanzdirektor Anton Lauber meinte, dass die Bereitschaft, zu kommunizieren, vorhanden sei. «Es gibt aber Hemmnisse wie die Börsenkotierheit oder Verträge, die Vertraulichkeit erfordern.» In der landrätlichen Finanzkommission (FIK) werde seit 2020 über die Radicant gesprochen. FIK-Mitglied Fredy Dinkel (Grüne) sagte, dass die BLKB die Kommissionsfragen nur «teilweise» zufriedenstellend beantworten würde.

Trotz Kritik an der Investition in die Radicant: Die BLKB hat mit ihren zahlreichen Beteiligungen über die Jahre hinweg ein gutes Händchen bewiesen. Laut Berechnungen der Finanzdirekton hat die Bank dank «der strategischen Initiativen und Beteiligungen» seit 2011 im Jahresschnitt 30 bis 40 Millionen Franken mehr Gewinn erwirtschaften und insgesamt rund eine Viertelmilliarde mehr an den Kanton ausschütten können.

BLKB-Tochter beschäftigt die Politik

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