Esaf-Referendum: Initiant Patrick Vock fordert Transparenz

Der Binninger Patrick Vock lancierte mit zwei Mitstreitern das Referendum gegen den Zusatzkredit des Kantons Baselland an das Eidgenössische Schwingund Älplerfest (Esaf). Das Fest selber genoss er wie zuvor schon jenes in Zug live vor Ort.

Tobias Gfeller

Patrick Vock spaziert am Gelände entlang, auf dem vor gut einem halben Jahr an zwei Tagen 400 000 Besucherinnen und Besucher den Schwingsport, Schweizer Traditionen und ganz allgemein das friedliche Beisammensein feierten. Der 32-Jährige hatte sich im Internet Tickets für den finalen Wettkampftag ergattert und erlebte das Esaf von der Stehplatztribüne aus. Noch heute schwärmt er: «Es war ein wahnsinnig schönes und friedliches Fest. Die Stimmung war grossartig.»

An die zwei Tage habe er nur gute Erinnerungen. Doch mittlerweile liege ein Schatten über dem Fest, weil sich die Verantwortlichen verrechnet haben. Gleich um 4 Millionen Franken lagen die Kosten über Budget. Der Baselbieter Landrat sprach deshalb eine halbe Million Franken als zusätzlichen Kantonsbeitrag (die «Volksstimme» berichtete). Die Aufregung in der Bevölkerung und Teilen der Politik war gross. So auch bei Patrick Vock. Der Binninger liess es aber nicht dabei bleiben. Mit Melina Kaeser und Yves Jenni, die er bei einem Essen über Kollegen zufällig kennengelernt hatte, lancierte er eigenhändig und als Privatperson das Referendum. Bis zum 20. April müssen Vock und seine Mitstreiter 1500 Unterschriften zusammenkriegen, damit der zusätzliche Kantonsbeitrag an die Urne kommt.

Eine Grundsatzfrage
Für Patrick Vock geht es um die Grundsatzfrage, wer für Fehlplanungen von privaten Veranstaltern aufkommen muss. Beim Organisationskomitee fehlt es ihm an Transparenz. «Es wurde der einfachste Weg mit dem geringsten Widerstand gewählt, weil man hoffte, die Bevölkerung wird schon bezahlen.» Die Art und Weise, wie das OK nach Bekanntgabe des Defizits vorgegangen ist, stört Vock. «Niemand nimmt die Verantwortung wahr, wie man es von Veranstaltern eines so grossen Ereignisses erwarten könnte.»

Der Kanton und die Gemeinde Pratteln und mit ihnen unzählige ehrenamtliche Helferinnen und Helfer hätten bereits einen grossen Beitrag geleistet. Patrick Vock will sich mit dem von den Organisatoren, der Regierung und dem Landrat gewählten Weg des geringsten Widerstands nicht abfinden. Der Präsident des Referendumskomitees «Das Volk schwingt mit» stellt sofort klar: «Ich habe nichts gegen das Schwingen, im Gegenteil.»

Berater von Martullo-Blocher
Patrick Vock ist es ein grosses Anliegen, dass die Baselbieter Stimmbevölkerung über den Zusatzkredit befinden kann. Für ihn ist es auch schon wichtig, dass über das Thema öffentlich diskutiert wird. Damit habe er bereits viel erreicht. Dafür erhalte er täglich positive Reaktionen über die für das Referendum extra geschaffene Webseite (www.dasvolkschwingtmit.ch). Ihm sei bewusst, dass eine Punktlandung bei einem 40-Millionen-Franken-Budget fast unmöglich ist, sagt Vock. «Aber sich gleich um 10 Prozent zu verrechnen ist schon unglaublich. Die zusätzlichen Herausforderungen, die als Begründung genannt wurden, waren schon lange vor dem Fest bekannt.»

Der 32-Jährige ist sich bewusst, dass die Unterschriftensammlung für ihn und seine beiden Mitstreiter eine Herkulesaufgabe darstellt. Ohne Partei oder Organisation im Rücken ist das Zustandekommen eines Referendums – notabene gegen einen sehr populären Anlass und Sport – extrem schwierig. Es sei ihm aber wichtig, unabhängig von Parteien und weiterhin parteilos zu sein, auch wenn es seit der Lancierung des Referendums immer wieder Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Parteien gegeben habe.

Politisch interessiert war Patrick Vock schon immer. Als persönlicher Berater von SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher war er auch schon einmal nah am politischen Geschehen in Bundesbern dran. Die parteiliche Unabhängigkeit habe er sich auch damals bewusst bewahrt.

Kritik an Ticketvergabe
Im Zürcher Oberland aufgewachsen, zog es Patrick Vock vor zwei Jahren aus beruflichen Gründen ins Baselbiet. In Pratteln arbeitet er in der Maschinenindustrie als Leiter Unterhalt und Reparaturen bei einem bekannten Schweizer Unternehmen. Vock gefällt es im «vielfältigen, lebendigen Kanton», wie er das Baselbiet selber in positiven Worten umschreibt. «Es läuft immer etwas. Es kommen auf kleinem Raum viele verschiedene Kulturen zusammen.»

Er hätte es gerne gesehen, wenn im vergangenen August noch mehr Menschen aus der Bevölkerung an Tickets fürs Esaf gekommen wären. «Viele Tickets gingen unter der Hand weg und die teuren VIP-Tickets teilweise gar nicht. Bei den Tickets wurde die Baselbieter Bevölkerung auch nicht wirklich miteinbezogen. Aber zahlen soll sie jetzt trotzdem.» Patrick Vock ärgert diese Unterscheidung. In solchen Sätzen ist sein «ausgeprägter moralischer Kompass» herauszuhören, der ihn durchs Leben leite.

Noch bis zum 20. April tourt der Binninger durchs Baselbiet und sammelt Unterschriften. Zu dritt wird es äussert anspruchsvoll. «Wir brauchen die Unterstützung aus der Bevölkerung», mahnt Patrick Vock.

«Ich habe nichts gegen das Schwingen»

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