Es ist gerodet – doch was wächst jetzt?
24.02.2023 Baselbiet, Läufelfingen, RegionHauenstein-Ifenthal | Das einstige Motel und spätere «Bolero» ist in neuen Händen
Ein Zürcher Geschäftsmann hatte das einstige Motel auf dem Hauenstein-Pass gekauft und wollte ein grosses Seminarzentrum samt Hotel realisieren. Daraus wird aber nichts: Das Gelände ...
Hauenstein-Ifenthal | Das einstige Motel und spätere «Bolero» ist in neuen Händen
Ein Zürcher Geschäftsmann hatte das einstige Motel auf dem Hauenstein-Pass gekauft und wollte ein grosses Seminarzentrum samt Hotel realisieren. Daraus wird aber nichts: Das Gelände wurde verkauft. Der neue Besitzer äussert sich noch zurückhaltend.
David Thommen
Um es vornehm auszudrücken: Schön ist der Anblick nicht, der sich einem seit einigen Wochen auf der Passhöhe des Unteren Hauensteins bietet. Dort wurde in den vergangenen Wochen radikal gerodet. Sichtbar ist seither das arg zerfallene ehemalige «Motel Nord-Süd», das später als Erotikbetrieb «Bolero» bekannt war.
2012 sind im «Bolero» die Lichter endgültig gelöscht worden. In der Folge nahm die Natur Besitz von Haupthaus und Nebengebäuden. Innerhalb von zehn Jahren hatte der Wald den ehemaligen Sündenpfuhl optisch so gut wie ganz verschluckt. Vandalen wüteten seither in den Häusern, Fenster wurden eingeschlagen, die Wände versprayt, sogar altes «Bolero»-Mobiliar wurde im grossen Betonbau in Brand gesteckt, wofür 2022 zwei junge Frauen vor Gericht mussten. Schliesslich marschierte auch noch die Armee auf, um im Abrissobjekt Nahkampfübungen mit Markier- und Hilfsmunition, aber auch mit geringen Mengen von Sprengstoff abzuhalten.
Nun sind die Ruinen auf der Passhöhe gut sichtbar. «Das Resultat der Rodung waren rund 160 Kubikmeter Holzschnitzel», sagt Peter Wegmüller, der das knapp 9000 Quadratmeter grosse Gelände im Vorjahr gekauft hat. Zuvor hatte das Areal dem Zürcher Geschäftsmann Benjamin Witztum gehört, der auf dem Unteren Hauenstein grosse Pläne hatte. Er wollte ein Seminarzentrum samt Hotel mit 90 Zimmern errichten. Ein renommiertes Zürcher Architekturbüro hatte dafür einen sehenswerten Rundbau entworfen (die «Volksstimme» berichtete mehrfach). Verschiedene Firmen sollten an diesem Ort ihre Retraiten abhalten und Aus- und Weiterbildung anbieten. Die Rede war von einem «Campus». Ankernutzer sollte ein grosser Schweizer Konzern werden, wie Witztum einst gegenüber der «Volksstimme» durchblicken liess.
Doch offensichtlich liessen sich nicht genügend Investoren für das Grossprojekt finden. Corona habe eine Rolle gespielt, erklärte Witztum Ende November 2022 unter anderem im «Oltner Tagblatt». In einer Zeit mit Kontaktbeschränkungen habe niemand mehr an die Idee mit dem Seminarzentrum geglaubt. Bereits im Oktober 2021 hatte der Initiant gegenüber der «Volksstimme» leicht zurückbuchstabiert und erklärt, dass er sich anstelle eines Seminarzentrums auch ein Pflegehotel in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Roten Kreuz oder aber den Bau von Mikrowohnungen auf der Passhöhe vorstellen könne. Doch alle Pläne zerschlugen sich. Es folgte der Verkauf des grossen Areals.
Mehrere Projekte denkbar
Den neuen Eigentümer Peter Wegmüller haben wir am Dienstag vor Ort auf dem Unteren Hauenstein zum Gespräch getroffen. Der 62-Jährige ist in Rünenberg aufgewachsen und hat als Unternehmer sein Geld im Ausland mit Sand und Kies für die Betonindustrie gemacht. Heute hat er seinen Wohnsitz im Kanton Nidwalden, fühle sich dem Baselbiet aber nach wie vor sehr verbunden. Das Motel-Areal direkt an der Grenze zu Läufelfingen sei ein fantastischer Ort mit einem umwerfenden Ausblick auf die Alpen, wie er sagt. Er sei Alleineigentümer und habe keine Investoren im Rücken, wie er betont. Mehrere verschiedene Projekte kämen infrage, doch darüber wolle er in der Öffentlichkeit noch nicht sprechen, um nicht falsche Erwartungen zu wecken. Zuerst wolle er die Behörden in seine Pläne einweihen und schauen, was möglich sei. Dies werde in den kommenden Wochen passieren. Dann werde er auch offen reden können.
Stefan Berchtold, Gemeindepräsident von Hauenstein-Ifenthal, bestätigt: «Ich hatte bisher noch keinen Kontakt mit Herrn Wegmüller.» Für das Gelände gilt eine Gestaltungsplanpflicht. Der Prozess dazu wurde bereits im Zusammenhang mit dem geplanten Seminarzentrum angestossen. Seine Pläne stünden im Einklang mit den dort geltenden Zonenvorschriften, die Wohnen und stilles Gewerbe zulassen, sagt Wegmüller. Er wolle sobald als möglich mit den Bauarbeiten loslegen. Was auch im Interesse der Gemeinde Hauenstein-Ifenthal sein dürfte: «Alles ist besser als eine Ruine», sagte Gemeindepräsident Berchtold Ende November gegenüber dem «Oltner Tagblatt». Alle, die dieser Tage über die Passhöhe fahren, dürften diese Ansicht teilen.