Mit fast 100 Jahren noch voll im Saft
20.01.2023 Bezirk Sissach, KienbergDas Volkstheater trotzt allen Widerwärtigkeiten
Am Samstag öffnet sich der Vorhang der Theaterbühne Kienberg zur Premiere. Gespielt wird passend die Komödie «Nid ganz hundert», ein Dreiakter aus der Feder von Winnie Abel.
Otto Graf
Nicht ganz zufällig ...
Das Volkstheater trotzt allen Widerwärtigkeiten
Am Samstag öffnet sich der Vorhang der Theaterbühne Kienberg zur Premiere. Gespielt wird passend die Komödie «Nid ganz hundert», ein Dreiakter aus der Feder von Winnie Abel.
Otto Graf
Nicht ganz zufällig lautet der Titel der jüngsten Theateraufführung in Kienberg «Nid ganz hundert». Denn 2019 konnte der Verein sein 100-jähriges Bestehen feiern und beinahe ebenso viele aufgeführte Stücke. Nur 1921, in den Kriegsjahren 1940, 1941 und 1945 sowie 2021 und 2022 entfielen die Darbietungen. Nachdem Corona überwunden und der Umbau der Mehrzweckhalle abgeschlossen ist, endet die lange Durststrecke am Samstag mit der Premiere.
Spielte der Männerchor Liederkranz in Kienberg in der Anfangszeit und dem damaligen Zeitgeist entsprechend patriotisch gefärbte sowie heimatverbundene Stücke, so gelangen seit den 1970er-Jahren ausschliesslich Komödien und Volksstücke zur Aufführung. Längst ist das Theater in Kienberg zum Selbstläufer geworden, sind doch die sechs Aufführungen jeweils innert Minuten nach Beginn des Online-Vorverkaufs weitgehend ausverkauft. Kein Wunder, denn die Freunde des Volkstheaters dürfen zu Recht erwarten, dass ihnen eine leicht verdauliche Kost vorgesetzt wird.
Im Dreiakter «Nid ganz hundert» aus der Feder der jungen deutschen Autorin Winnie Abel sind Verwechslungen im Irrenhaus an der Tagesordnung. Dabei treiben die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihren sonderlichen Ideen und Handlungen das Personal fast in den Wahnsinn – zumal auch noch «Blick»-Reporterin Frau Blitz ins Geschehen eingreift. Als eine Besucherin von einer sich öffnenden Tür glatt erschlagen wird, ist das Chaos perfekt. Doch für die cleveren Bewohner ist das kein Problem.
Publikum entscheidet
Was in einem Jahr gespielt wird, bestimmt das Publikum, das heuer das Theater besucht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können nämlich aus sechs Produktionen auswählen, die zwischen 1992 und 2006 aufgeführt wurden. Wer erinnert sich nicht an die Komödien «Bäckerei Dreyfuss» oder «Dr müed Theodor», um zwei Titel zu nennen.
Theater, «Nid ganz hundert», Samstag, 21. Januar; Samstag, 28. Januar; Freitag, 3. Februar und Samstag, 4. Februar, jeweils 20 Uhr, sowie Sonntag, 29. Januar, 14 Uhr, Mehrzweckhalle, Bühlstrasse 192, Kienberg. www.theater-kienberg.ch
Theatertradition mit Herzblut
og. 1919 führte der Männerchor Liederkranz im Saal des Restaurants Sonne in Kienberg erstmals ein Theater auf. Seit 1967 wird in der Mehrzweckhalle gespielt. Gab es während vieler Jahre pro Saison nur eine Aufführung am Neujahrstag, sind es heute vier Abendveranstaltungen und eine am Nachmittag. 2001 wurde der Verein «Theaterfreunde Kienberg» gegründet und löste den inzwischen aufgelösten Männerchor als Organisator der Theaterveranstaltungen ab. Unterstützt werden die Theaterfreunde von den Turnenden des STV und des DTV Kienberg. Seit 1988, also seit 35 Jahren, führt Rolf Marti Regie und passt die Stücke ausserdem den lokalen Begebenheiten an. Das Theaterensemble zählt über ein Dutzend Darstellerinnen und Darsteller sowie weitere Mitwirkende, die alle aus Kienberg oder den Nachbargemeinden stammen. Das Team übt sein Hobby mit Leidenschaft und viel Herzblut aus, was schliesslich den Erfolg des Kienberger Theaters ausmacht, weit über die Gemeindegrenzen hinaus.