Die Landratskandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Liestal im Überblick

tho. Neun Sitze sind im grossen Wahlkreis Liestal zu vergeben, aktuell bewerben sich 23 Frauen und 40 Männer auf sieben vollen Listen darum. Nicht mehr dabei ist im Vergleich zu vor vier Jahren die BDP und anstelle der CVP stellt nun «Die Mitte» Kandidatinnen und Kandidaten.

Dem Wahlkreis gehören neben dem Kantonshauptort Liestal die Gemeinden Bubendorf, Lausen, Lupsingen, Ramlinsburg, Seltisberg und Ziefen an. Bei den vergangenen Landratswahlen im Jahr 2019 hat es in diesem Kreis vergleichsweise stark «gerumpelt»: Die SVP (noch 2 Sitze) und die EVP (0) mussten jeweils einen Sitz preisgeben, die SP (3) und die Grünen (2) hingegen konnten jeweils um einen Sitz zulegen.

Seit 2019 gibt es bei der Mandatsverteilung in diesem Wahlkreis also eine rot-grüne Mehrheit. Das ist sonst in keinem anderen der total 12 Wahlkreise im Kanton der Fall. Mit den Anteilen an Listenstimmen in diesem Gebiet korrespondiert dies indessen nicht ganz: SP und Grüne kommen gemeinsam auf weniger als 41 Prozent. Erstaunlich: Die SP hatte ihren zusätzlichen Sitz trotz einer leichten Einbusse bei den Parteistimmen geholt: 2015 kam die SP auf einen Anteil von 24,36 Prozent der Stimmen, 2019 waren es nur noch 22,52 Prozent.

Von der Wahl 2019 bleibt in diesem Wahlkreis vor allem die überraschende Abwahl von EVP-Landrätin Priska Jaberg in Erinnerung, die eigentlich ein gutes (individuelles) Resultat gemacht hatte. Die Eigenheiten des Baselbieter Wahlgesetzes sorgten aber dafür, dass der EVP-Sitz innerhalb der Wahlregion in den Kreis Pratteln entschwand und dort von einer Füllinsdörfer Kandidatin geerbt wurde, für die massiv weniger individuelle Stimmen abgegeben worden waren. Nicht zuletzt deshalb wird im Baselbiet über die Erneuerung des manchmal nur schwer zu durchschauenden Wahlsystems nachgedacht.

Zugpferd Thomas Noack
SP und Grüne wollen ihr Überflieger-Resultat von 2019 nun bestätigen. Beide Parteien können mit Bisherigen antreten, was jeweils von Vorteil ist, aber längst keine Garantie für die Besitzstandswahrung. Spitzenkandidat bei den Sozialdemokraten ist zweifelsfrei Thomas Noack. Der ehemalige Bubendörfer Gemeinderat und amtierende Stadtbaumeister von Liestal erreichte vor vier Jahren das beste individuelle Resultat im ganzen Wahlkreis und seine jetzige zusätzliche Kandidatur für den Regierungsrat dürfte ihm noch zusätzliche Stimmen bringen. Ebenfalls gute Karten hat die bisherige Landrätin und Liestaler Stadträtin Pascale Meschberger, die vor vier Jahren den Sprung ins Kantonsparlament problemlos geschafft hatte. Die Überraschungsfrau als dritte Gewählte der SP war damals die Lausner Juristin Tania Cucè, die sich im Parlament mittlerweile gut eingelebt zu haben scheint. Ihr Name war schon verschiedentlich im Zusammenhang mit einer Regierungsratskandidatur oder jüngst als mögliche Nationalratskandidatin genannt worden.

Indessen wird die SP im Wahlkreis Liestal ihre drei Bisherigen nur dann wieder ins Ziel bringen können, wenn insgesamt genügend Listenstimmen zusammenkommen. Und hier wird bis zum Wahltag Ungewissheit herrschen, denn gleich sechs der neun Kandidatinnen und Kandidaten sind neu auf der Liste. Erfahrungswerte fehlen also. Zuverlässige Stimmensammler wie der Liestaler Einwohnerrat (und ehemalige Landrat) Peter Küng sind nicht mehr dabei.

Auch die Grünen werden sich strecken müssen, um ihr gutes Resultat bestätigen zu können. Die 2019 als Zweite auf der Grünen-Liste gewählte Meret Franke (Liestal) ist 2021 zurückgetreten und hat Fredy Dinkel Platz gemacht.

Der Ziefner hatte damals intern Rang 5 belegt, dürfte dank des Bisherigen-Bonus nun aber mehr Stimmen für sich und seine Liste sammeln. Ebenso wird Michael Durrer ein besseres individuelles Resultat als 2019 zugetraut, als er noch Rang 8 (von 9) belegte: Der Liestaler ist mittlerweile zum Kantonalpräsidenten der Grünen aufgestiegen und hatte schon einiges an Medienpräsenz. Erneut kandidiert auch die Liestaler Einwohnerrätin Anita Baumgartner. Sie hatte nach dem Franke-Rücktritt aufs Nachrücken in den Landrat verzichtet, obwohl sie sich bei den Wahlen 2019 vor Dinkel eingereiht hatte.

Zweiter Regierungsratskandidat
Wie in allen Wahlkreisen erwächst den Grünen mit der GLP grüne Konkurrenz. Diese Partei konnte im Wahlkreis Liestal bei den Wahlen 2011 mit Gerhard Schafroth zwar einen Sitz ergattern, büsste diesen 2015 aber wieder ein. Vor vier Jahren verpasste sie den Mandatsgewinn knapp beziehungsweise sah ihren Sitz in den Wahlkreis Pratteln abwandern. Spitzenkandidat ist nun erneut Manuel Ballmer aus Luspingen, der zusätzlich für den Regierungsrat kandidiert. Davon dürfte die ganze GLP-Liste profitieren. Die kleine Partei kann auf zuverlässiges Personal setzen: Fünf Kandidatinnen und Kandidaten der 2019er-Liste sind erneut dabei.

Die GLP hatte 2019 im Wahlkreis Liestal einen Parteistimmen-Anteil von 7,37 Prozent geholt – und damit exakt das gleiche Resultat erzielt wie die EVP, die ihren Sitz verloren hat. Die damals abgewählte Landrätin Priska Jaberg, die auf der EVP-Liste mit Abstand am meisten Stimmen sammelte, fehlt heute auf der Liste. Zuoberst steht bei der Evangelischen Volkspartei nun Sonja Niederhauser, die vor vier Jahren Rang 2 belegt hatte. Niederhauser ist Präsidentin des Liestaler Einwohnerrats und dürfte dadurch zumindest im Kantonshauptort von einigem Rückenwind profitieren.

Zu den Verlierern im Wahlkreis Liestal gehörte 2019 die SVP. Gewählt wurden der Lausner Reto Tschudin und der Liestaler Dieter Epple, während es Hans Rudolf Schafroth nicht mehr schaffte. Tschudin und Epple dürfen am 12. Februar als gesetzt gelten. Erneut auf der Liste ist auch Landwirt Ernst Lüthi aus Ramlinsburg («Öpfelhüsli»), der vor vier Jahren als fleissiger Stimmensammler Rang 4 auf der Liste belegte. Des Weiteren hat die SVP mit Lorenz Holinger, Markus Rudin und Daniel Jurt drei Liestaler Einwohnerräte aufgestellt.

FDP nur noch auf Rang 4
Auch die Freisinnigen dürfen mit zwei Bisherigen antreten, die als gesetzt gelten dürfen: Thomas Eugster und der ehemalige Landratspräsident Heinz Lerf. Beide hatten 2019 mit Abstand am meisten Stimmen für ihre Liste gesammelt. Erstmals kandidiert für die Freisinnigen im Wahlkreis Liestal Lucca Gloor (Lausen), der 2015 als junger Bursche aus Maisprach noch singender Finalteilnehmer bei der Fernsehsendung «Die grössten Schweizer Talente» war. Neue Talente kann die FDP in diesem Wahlkreis gut gebrauchen: Im Jahr 1999 war sie mit knapp 25 Prozent Wähleranteil noch die stärkste Kraft. 20 Jahre später, 2019, erreichte sie knapp 15 Prozent und lag nur noch auf Rang 4 hinter SVP, SP und Grünen.

Traditionell eher schwer im vorwiegend reformierten Wahlkreis Liestal hatte es bisher die CVP. 2007 holte sie zwar einen Sitz, verlor diesen vier Jahre später aber wieder. 2019 erreichte die Liste keine 4 Prozent mehr. Nun tritt die Partei bekanntlich unter der neuen Bezeichnung «Die Mitte» an. Fünf von neun Kandidatinnen und Kandidaten sind im Vergleich zu 2019 neu dabei, darunter mit der Bubendörferin Denise Buser auch eine Kandidatin, die vor vier Jahren noch für die BDP kandidiert hatte, die nun in der «Mitte» aufgegangen ist. Unter den bestandenen Bewerberinnen und Bewerbern befindet sich erneut auch Claudio Wyss, der 2007 für die CVP gewählt, 2011 aber nicht mehr bestätigt wurde.

Wer gewinnt und wer verliert am 12. Februar? Das ist in diesem Wahlkreis kaum vorhersehbar. Es braucht nur geringfügige Veränderungen bei den Parteistärken und es «rumpelt» erneut.

Alle Kandidatinnen und Kandidaten des Wahlkreises auf Seite 17, 18 und 19.

Können sich SP und Grüne halten?

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