Die Landratskandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Sissach
06.01.2023 Baselbiet, Wahlen, Bezirk Sissachje. Im Juni wurde bekannt, dass der Wahlkreis Sissach zulasten des Unterbaselbiets einen zusätzlichen Sitz im Landrat erhält – nur acht Monate vor den Wahlen. Am 12. Februar sind nun sieben Mandate zu vergeben. Im Vorfeld drängen sich dabei folgende Fragen auf: Welche Partei ...
je. Im Juni wurde bekannt, dass der Wahlkreis Sissach zulasten des Unterbaselbiets einen zusätzlichen Sitz im Landrat erhält – nur acht Monate vor den Wahlen. Am 12. Februar sind nun sieben Mandate zu vergeben. Im Vorfeld drängen sich dabei folgende Fragen auf: Welche Partei ergattert den neuen Sitz? Und wird Marcel Zimmermann («Mitte»), der kürzlich ins Parlament nachgerückt ist, im Amt bestätigt?
Antworten auf die beiden Fragen zu finden, ist nicht leicht. Denn das Wahlsystem im Baselbiet ist komplex. Es basiert auf Wahlregionen mit Wahlkreisen und Restmandaten, die alle miteinander zusammenhängen. So können überschüssige Stimmen in einem Wahlkreis unter Umständen zu einem Sitzgewinn in einem anderen Wahlkreis derselben Wahlregion führen.
Intakte Chancen auf den siebten Sitz oder das mögliche Erbe des «Mitte»-Mandats im Wahlkreis Sissach haben besonders Parteien, die bei den Wahlen 2019 knapp an einem zusätzlichen Sitz vorbeigeschrammt sind. So etwa die SP. Allerdings sind Prognosen – gerade wegen der GLP, die erstmals seit Langem wieder eigenständig antritt – schwierig. Wie viele Stimmen kann die GLP auf sich vereinigen, und auf Kosten welcher Parteien? Der Grünen, der FDP, der «Mitte» oder anderer Konkurrenten?
Die Grosse
Mit Abstand die stärkste Partei im Wahlkreis Sissach ist die SVP. 2019 erreichte sie einen Wähleranteil von 30,2 Prozent (minus 1,6 Prozent im Vergleich zu 2015) und holte damit als einzige Partei zwei Sitze. Das sei auch dieses Jahr das Minimalziel, wie Landrat Peter Riebli sagt. Einer davon geht wohl an ihn selbst; der Buckter ist das SVP-Aushängeschild im Wahlkreis Sissach. Als Ex-Landratspräsident und Fraktionspräsident kennt er den Parlamentsbetrieb so gut wie nur wenige. Er würde sich erneut als Fraktionspräsident zur Verfügung stellen, sollte ihm die Wiederwahl ins Parlament gelingen.
Wie Riebli geniesst auch Susanne Strub, Landrätin seit fast 13 Jahren, grossen Rückhalt in der Bevölkerung. Heuer darf sie aufgrund der Amtszeitbeschränkung aber nicht mehr antreten. Als Kronfavorit auf ihre Nachfolge gilt Matthias Liechti. Der langjährige frühere Rümlinger Gemeindepräsident erzielte bei den letzten Wahlen ein Glanzresultat; er holte mit 1563 Stimmen nur rund 250 weniger als Riebli.
Dieser ist «sehr zuversichtlich», dass die Wählerstimmen von Strub behalten werden können. Und Riebli schielt gar auf einen dritten Sitz: «Dank unserer Top-Liste haben wir gute Chancen.» Ein Blick darauf zeigt: Das Profil von Nicole Roth, Präsidentin der Jungen SVP, könnte für einige Wählende interessant sein: Die Expertin für Intensivpflege brächte das Wissen für anstehende Debatten zum Pflegenotstand mit.
Die Mittelgrossen
Bei den Wahlen vor vier Jahren holte die SP 21,4, die Grüne Partei 19,9 und die FDP 16,1 Prozent der Stimmen. Während die anderen stagnierten (SP: minus 0,1 Prozent) oder Stimmen einbüssten (FDP: minus 3,7 Prozent) wuchsen die Grünen (plus 6 Prozent) markant. Dank des neu zu vergebenden siebten Mandats dürften alle drei mittelgrossen Parteien ihren Sitz im Wahlkreis Sissach problemlos verteidigen können. Zudem ist es möglich, dass eine von ihnen einen zweiten dazugewinnt.
Für SP-Landrätin Sandra Strüby-Schaub ist das Ziel klar: der Gewinn eines vierten Sitzes in der Wahlregion 4, die sich aus den Wahlkreisen Sissach, Gelterkinden und Waldenburg zusammensetzt. «Am liebsten im Wahlkreis Sissach», so die Buckterin. Ihre eigene Wahl dürfte Formsache sein. Sie setzt sich im Landrat seit 2016 sehr aktiv für eine bessere verkehrstechnische Erschliessung der Region Sissach ein und ist mittlerweile zur Vizepräsidentin der SP-Fraktion aufgestiegen.
Mit alt Landrat Stefan Zemp, der 2019 knapp die Wiederwahl verpasst hatte und heuer nicht mehr antritt, verlieren die Sozialdemokraten zwar einen Stimmenfänger. Doch seien die Listen in den Wahlkreisen Sissach, Gelterkinden und Waldenburg «sehr gut», wie Strüby-Schaub sagt: «Auch die Alters- und Geschlechterverteilung simmt.» Im Wahlkreis Sissach stechen dabei die Wittinsburger Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher sowie der Böckter Gemeinderat Stephan Jung hervor.
Deutlich «jünger» besetzt ist die Liste der Grünen: Neben Laura Grazioli, Präsidentin der wichtigen Finanzkommission im Landrat, sind einige Personen aus dem Parteinachwuchs aufgeführt. «Damit wollen wir auch die Jungen ansprechen», sagt Grazioli. Das erste Ziel sei es, den einen Sitz zu halten. «Gleichzeitig sind wir ambitioniert», so die Sissacherin, ordnet aber ein: «Ob es für einen zweiten Sitz im Wahlkreis Sissach reicht, ist schwierig abzuschätzen und die Konkurrenz gross.» Bei den Wahlen 2019 verhalfen die überschüssigen «Sissacher» Stimmen den Grünen zu einem zweiten Sitz im Wahlkreis Gelterkinden. Im Wahlkreis Sissach kommt für einen zweiten Sitzgewinn am ehesten Thomas Schmelzer infrage. Er ist Präsident der Sissacher Gemeindekommission.
Bei der FDP führt die Itingerin Saskia Schenker die Liste an. Ihre Wiederwahl ist ungefährdet. Denn die Direktorin des Arbeitgeberverbands Region Basel ist eine profilierte Politikerin: Bis August 2021 war sie Präsidentin der Kantonalpartei, zudem sitzt sie seit 2015 im Landrat. Auch wenn es für die FDP eher schwierig sein wird, einen zweiten Sitz zu holen, schickt sie bewährte Kommunalpolitiker ins Rennen: die beiden Thürner Gemeinderäte Fadil Salkic und Pino Dellolio.
Die Kleineren
Hinter dem Abschneiden der «Mitte», die aus einer Fusion zwischen der CVP und BDP entstanden ist, steht ein Fragezeichen. Denn dieses Mal gibt es keine gemeinsame Liste mehr wie vor vier Jahren, als CVP, BDP und GLP zusammen einen Wähleranteil von 7,7 Prozent erreichten. Ein Grossteil der Stimmen ging damals auf das Konto der Sissacherin Regina Werthmüller (parteilos, für die GLP angetreten), die erneut den Sprung in den Landrat geschafft hatte und diesen Sommer schliesslich zurücktrat. Bei den kommenden Wahlen muss «Die Mitte» also wegfallende Stimmen von Werthmüller und der GLP kompensieren. Mit einer Anfang Jahr gegründeten Regionalpartei will sie im Oberbaselbiet ihre Präsenz stärken. Ein Plus ist, dass die Partei mit einem «Bisherigen» antritt: Der ehemalige Tenniker Gemeinderat Marcel Zimmermann rückte im Sommer für Werthmüller in den Landrat nach. Zudem kandidieren die langjährige Gemeindepräsidentin von Tenniken, Sandra Bätscher, und die Eptinger Gemeinderätin Eva Bolliger.
Die GLP tritt erstmals seit 2015 wieder eigenständig an, mit eigener Liste. Zwei Personen aus Läufelfingen führen das Kandidatenfeld an: Sabine Bucher, noch bis Ende Juni Gemeindepräsidentin, und Thomas Tribelhorn, Gemeinderat sowie GLP-Kantonalpräsident. Tribelhorn ist Geschäftsführer einer Energiegenossenschaft und gilt als Solarexperte. Das Fachwissen für wichtige Energie-Debatten hat er zweifellos. Ob das für den Einzug in den Landrat reicht, hängt davon ab, wie sich seine Partei ingesamt schlagen wird.
Aussenseiterin ist schliesslich die EVP. Die Kleinpartei (4,6 Prozent Wähleranteil) tritt ohne die grossen Namen an. Der Bekannteste ist der Tenniker Gemeinderat Beat Heller. Speziell ist: Die zwei EVP-Kandidatinnen mit den meisten Stimmen vor vier Jahren treten dieses Mal für eine andere Partei an: Sandra Bätscher für «Die «Mitte» und Sarah Regez für die SVP. Ziel der Mitte-Links-Partei dürfte es deshalb sein, nicht weitere Wählerstimmen zu verlieren. Dies, nachdem bereits die Wahlen vor vier Jahren eine kleine Enttäuschung waren: minus 1,4 Prozent im Vergleich zu 2015.