«Unterwegs fühle ich mich am wohlsten»
10.01.2023 WenslingenNoah Buess wanderte quer durch Europa
Noah Buess war mit seinem Schulfreund Bastian Schaub für rund zehn Monate in Europa unterwegs. Mit dem ganzen Gepäck auf dem Rücken bestritten die beiden einen Grossteil ihrer Reise zu Fuss. Nun ist Buess wieder zurück im Baselbiet. ...
Noah Buess wanderte quer durch Europa
Noah Buess war mit seinem Schulfreund Bastian Schaub für rund zehn Monate in Europa unterwegs. Mit dem ganzen Gepäck auf dem Rücken bestritten die beiden einen Grossteil ihrer Reise zu Fuss. Nun ist Buess wieder zurück im Baselbiet. Doch die Reise hat ihre Spuren hinterlassen.
Lara Uebelhart
Kurz vor den Feiertagen kehrte Noah Buess nach einer zehnmonatigen Reise wieder in seine Heimat zurück – nach Wenslingen. Er hat eine intensive Zeit hinter sich, denn seit Februar war der 21-Jährige gemeinsam mit seinem Freund Bastian Schaub unterwegs, quer durch Europa.
Nach dem Start beim Nordkap in Norwegen reisten die beiden durch Skandinavien, Deutschland, Frankreich, machten einen kurzen Abstecher in die Schweiz und zogen dann weiter nach Italien, Spanien und Portugal. Dabei waren sie so oft wie möglich zu Fuss unterwegs. Nur in Deutschland legten die Schulfreunde ein Teilstück mit dem Velo zurück. «Velofahren ist aber definitiv nicht so mein Ding», sagt Buess nach seiner Rückkehr und lacht. Denn viel lieber schreitet er durch die Landschaft und lässt die Gegend auf sich wirken. Da sich Deutschland aber ziemlich «ziehen» würde und auch die Landschaft über weite Strecken gleich aussehe, habe sich der Abschnitt mit dem Zweirad trotzdem gelohnt. Für Noah Buess scheint das Motto sowieso zu sein: «Hauptsache, ich bin unterwegs.»
Der Drang nach Freiheit oder auch sein «Fernweh» haben ihn zu dieser langen Reise inspiriert. Jedoch sei es kein spontaner Einfall gewesen. Schon seit Jahren träumte Buess davon, eines Tages für einige Monate loszuziehen. Anfang 2022 machte er Ernst damit. Unerwartet und spontan war es jedoch, dass er die Reise dann doch nicht alleine antrat, sondern von seinem Schulfreund Bastian begleitet wurde. Und auch wenn es auf der Reise immer mal wieder einen kurzen Abschnitt gab, wo die beiden getrennte Wege gingen: Bis zum Schluss waren sie fast immer als Duo unterwegs.
Erneut nach Norwegen
Nun ist Buess wieder zu Hause bei seiner Familie in Wenslingen. Und hier wolle er nun auch für eine Weile bleiben, sagt er. Zumindest, bis es im Januar 2024 wieder auf eine etwas längere Reise gehen soll. Denn dann will er nach Norwegen zurückkehren, um noch mehr von diesem Land zu entdecken. Neben der Alpenüberquerung habe ihm dieser Teil der Reise nämlich besonders gut gefallen, sagt er.
Generell ziehe es den Baselbieter eher in kältere Gebiete, da er niedrige Temperaturen bevorzuge. Ein weiteres grosses Ziel sei eine Reise nach Russland, irgendwann in den nächsten fünf Jahren. Schon immer ist Buess von diesem Land fasziniert gewesen: «Alleine die Grösse finde ich sehr beeindruckend. Und schon als Kind wollte ich immer Russe sein», erinnert er sich. Und dieses Vorhaben würde eine noch umfangreichere Sache werden. Gemeinsam mit seiner Freundin wolle er für eine Weile in Russland bleiben und das Land und die Kultur entdecken. In der Vorbereitung darauf wollen die beiden auch Russisch lernen. Dass Russland im Krieg mit der Ukraine steckt, schrecke ihn von der Reise nicht ab, sagt Buess. Ein Land zu bereisen, wenn politisch eine angespannte Phase herrscht, könne spannend sein. Doch bis er reise, dauere es noch lange, und es sei kaum möglich, abzuschätzen, wie sich die Situation dann präsentiert.
Zurück in der Schweiz, hat der 21-Jährige bereits wieder einen vollen Terminkalender. Es standen und stehen viele Besuche bei Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten auf dem Programm. Nach einem Skiurlaub Ende Jahr geht es im Januar ins Militär. Danach könne er wieder seinen Job als Maurer aufnehmen. «Ich hoffe, ich kann das noch und habe nicht alles verlernt», scherzt Buess. Er freue sich auch wieder auf den geregelten Arbeitsalltag.
Auch wenn es zunächst darum geht, wieder in den normalen Alltag zurückzukehren, weiss Buess, dass er die langfristigen Reisepläne braucht. Sie seien wie ein Anker für ihn. Er schätze das Leben in der Schweiz mit all seinen Vorteilen und vor allem auch, dass er hier viel Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden verbringen könne, sagt er. Der Drang, mehr zu entdecken, auszubrechen und sich ungewohnten Herausforderungen zu stellen, sei aber ein Teil von ihm. Zuhause ist für Noah Buess kein Ort; er brauche keine «Festung», in die er zurückkehren könne. Unterwegs – da fühlt sich der Baselbieter am wohlsten.