Herr Müller, was motiviert Sie als bekannter und renommierter Journalist, an diesem Anlass teilzunehmen?
Felix E. Müller: Ich vergleiche Journalismus zuweilen mit dem Abschicken einer Flaschenpost. Man schreibt einen Artikel und weiss nie, bei wem oder wo er ankommt. Beim Artikel «Überall ist Weltuntergang» in der NZZ ist es nun Waldenburg. Ich freue mich über jedes Echo. Und ich freue mich, auf diese Weise Menschen und Orte kennenzulernen, die mir noch nie begegnet sind. Deshalb komme ich gerne nach Waldenburg.

Der Titel Ihrer Rede tönt sehr pessimistisch. Dürfen die Teilnehmenden trotzdem auch Zuversichtliches hören?
Ich werde diesbezüglich mein Bestes geben! Aber – und ich sage es jetzt etwas salopp: Die Zukunft ist auch nicht mehr, was sie einmal war. Lange Zeit glaubten die Menschen, dass es immer besser werde auf der Welt, dass es jede Generation besser haben werde als die vorangehende. Gerade in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien die Zukunft nur verheissungsvoll. Das ist heute nicht mehr so.

Die Serie Tischreden lehnt sich an 500 Jahre Reformation und insbesondere an Martin Luther an, in dessen Haus viel disputiert wurde. Was würde aus Ihrer Sicht Luther zur heutigen Weltlage sagen?
Er würde wohl sagen, diese Welt sei das Werk von Menschen, denen der Glaube an die Gnade Gottes abhandengekommen ist. Und er würde zu Recht sagen, dass es sicher richtig sei, einen Apfelbaum zu pflanzen.

Welches ist aus Ihrer Sicht die grösste Herausforderung, der sich die Menschheit heute stellen muss?
Ich sehe zwei grosse Herausforderungen. Zum einen gilt es, den Frieden zu wahren. Das schien bis vor einem Jahr in Bezug auf Europa ein eher theoretisches Problem zu sein. Seit Putins Krieg gegen die Ukraine handelt es sich um eine sehr konkrete Sorge, die durch die wachsende Rivalität der drei grossen Mächte USA, China und Russland an Dringlichkeit gewinnt. Und dann müssen wir die ökologischen Lebensgrundlagen auf einem Planeten erhalten, auf dem bald einmal 10 Milliarden Menschen leben.

«Die Zukunft ist auch nicht mehr, was sie einmal war»

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