Silvester auf der Insel, bei Käsefondue, mit einem Buch, Panik und Glockengeläut
30.12.2022 BaselbietFrischer Fisch statt Fondue Chinoise
Mit dem diesjährigen Silvester schliesse ich ein globales und desaströses Krisenjahr ab und wünsche mir für alle eine friedliche Zukunft. Fondue Chinoise war gestern, frischer Fisch wird es dieses Jahr. Das Jahresende ...
Frischer Fisch statt Fondue Chinoise
Mit dem diesjährigen Silvester schliesse ich ein globales und desaströses Krisenjahr ab und wünsche mir für alle eine friedliche Zukunft. Fondue Chinoise war gestern, frischer Fisch wird es dieses Jahr. Das Jahresende und den Start ins neue Jahr werde ich auf einem Segeltörn mitten in der Karibik feiern und entfliehe so der «Tagesschau», dem Lärm und der Kälte. Ich werde mich der Fröhlichkeit der Inselbewohner hingeben und vergesse nicht, an all jene zu denken, die sich Frieden statt Feiern wünschen.
Claude Lachat,
Schriftsteller, Nunningen
Fast so heiliger Abend
Die Silvesterfeier ist in unserer Familie fast so heilig wie der ebenfalls so genannte Abend, mindestens für unsere jüngsten beiden Töchter. Meine Kolumnenleser mögen sich vielleicht daran erinnern. Die ganze Sippe trifft sich bei uns zu Hause. Es gibt Käsefondue und anschliessend werden Quiz-Spiele geboten, vorbereitet von verschiedenen Familienmitgliedern. Um Mitternacht stehen wir auf unserer Terrasse und stossen auf das neue Jahr an. Danach geht es mit Spielen weiter bis in den Morgen hinein.
Kuri Wirz,
Gelterkinder von Geburt und aus Passion
Silvestermuffel
Ich bin ein Silvestermuffel. Nach den Weihnachtstagen mit diversen Familienanlässen ist mein Bedarf an Festlichkeiten gedeckt. Wahrscheinlich kann ich Silvester auch deshalb nichts abgewinnen, weil man bis 24 Uhr wach bleiben muss. Könnten wir uns nicht irgendwann darauf einigen, dass das neue Jahr bereits um 20 Uhr beginnt? Bis es so weit ist, besteht mein Ritual für den letzten Tag des Jahres aus einem Glas Rotwein, einem Buch und Ohrstöpseln, damit ich um Mitternacht nicht vom Geböller aufwache.
Yvonne Zollinger,
ehemalige «Volksstimme»- Redaktorin, die in ihrem Wohnmobil lebt
Sir Toby und Co.
Seit den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfolge ich das öffentliche Besäufnis der imaginären Herren Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom. Ich sehe Butler James zu, wie er 23-mal den Tisch umrundet, 11-mal über den Kopf eines Tigerfells stolpert und bei seiner Arbeit 15 alkoholische Getränke und eine Blumenvase leer trinkt. Irgendwann wurde die Fernsehsendung zum Ritual. Die kleine Komödie begleitet mich rund um die Welt. Ich werde sie mir auch dieses Jahr ansehen. Auf einer karibischen Insel.
Hanspeter Gsell,
Autor und Kolumnist, Sissach
Ohne Kopfweh, Kater oder Übelkeit
Früher war die Silvesterparty jeweils der allergrösste Stress, denn sie musste einfach – zwingend!, unbedingt! – die geilste Party des Jahres werden. Meistens aber waren alle schon um zehn Uhr knülle oder weggedröhnt oder sonstwie hinüber – und die Party wurde zum Rohrkrepierer. Seit ich alt bin, schätze ich es, vor Mitternacht ins Bett zu gehen. So umschifft man Komplikationen. Und wenn ich am Morgen aufwache, hat das neue Jahr bereits begonnen. Und das alles ohne Kopfweh, Kater oder Übelkeit.
Max Küng, Kolumnist,
aufgewachsen in Maisprach, heute wohnhaft in Zürich
«Eseln» und den Götti anrufen
Diesen Silvester verbringe ich bei meinen Eltern im Oberbaselbiet. Wir «Eseln» mit drei Generationen und wer bei diesem einfachen Kartenspiel verliert, ruft traditionell meinen Götti an. Um Mitternacht zünden wir jeweils ein einfaches, musikalisches Feuerwerk: Wir spielen auf dem Balkon «Tequila» – wobei die Kinder im Refrain laut «Rivella» rufen.
Marianne Lindner-Köhler,
alias «Mary Long», Baselbieterin in München
Im ganzen Land wird gebimmelt
Silvester ist für mich ein stiller Abend, den ich auch wehmütig verbringe. Ein weiteres Jahr meines Lebens: Geschichte! Alle drei Jahre bin ich als Liturg in der Silvesterfeier an der Arbeit. Danach Apéro mit vielen Menschen. Meist sind wir zu Hause, zu zweit oder mit Söhnen und Freundinnen. Ein feines Nachtessen und Warten auf Viertel vor zwölf. Mir lieb sind die Kirchenglocken, die das Jahr aus- und wieder einläuten. Im ganzen Land wird gebimmelt. Zeitenwende. Ein Glas Sekt. Dann bald reif für ins Bett.
Matthias Plattner,
Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Sissach, Sissach
Ein Grund zur Panik
Silvester ist für mich immer ein Grund zur Panik. Je älter ich werde, desto unangenehmer wird es. Daher geniesse ich es, Zeit mit unseren Freunden zu haben und an dem Tag nichts anderes tun zu müssen – am Ende bleibt vielleicht als Einziges von uns, wie wir unsere Beziehungen gelebt haben. Auf die Rituale Bleigiessen, Silvester-Memes und Feuerwerk könnte ich verzichten. Das stressige Anzählen des neues Jahres ist für mich verordnete Fröhlichkeit auf Knopfdruck. Daher verpasse ich gern meinen Einsatz und bin froh, wenn mich einfach jemand knuddelt.
Petra Huth,
Politikwissenschaftlerin und Ökonomin, Anwil
Diffusi Angscht
E Zyt lang han I amme no wie aagschosse afo schwitze nur scho bim Wort Silveschter. Dasch cho, wil mer mol am Musical Theater nach der Silveschtervorstellig my Chef efangs am halb zwölfi gsäit het, I müess für s Publikum im Foyer no rasch e luunigi Aasproch halte, numme fümf Minute bis zum Abzelle vo de Gloggeschleeg! Nie im Läbe han I eso gschwitzt vor Närvositeet! S het denn zwar klappt, aber die diffusi Angscht isch mer bliibe! Drum bin I hüt no am Silveschter lieber dehei, dass nit nomol neumen ein uf so ne soublödi Idee chunnt.
Florian Schneider,
Sänger, Schauspieler und Liederschreiber, Eptingen
Was nehm’ ich mit? Was lass’ ich zurück?
Schon als Kind faszinierte mich die Bahnhofsuhr. Vor allem der Sekundenzeiger! Nach jeder Umdrehung hält der Zeiger einen Augenblick inne. Dann dreht er weiter. Silvester. Kurz innehalten. Was nehm’ ich mit? Was lass’ ich zurück? Gepäck unter der Bahnhofsuhr. Frauen, Männer, Kinder. Reisende. Flüchtende. Silvester. Wann hat die Knallerei ein Ende? Ein letztes Mal stoppt der Sekundenzeiger im alten Jahr. Dann dreht die Erde weiter. Allen alles Liebe im 2023!
Aernschd Born,
Songpoet, Autor und Kulturschaffender, Reinach
Silvester verpennen
Die kalendarische Zeitrechnung ist nur ein Konstrukt des menschlichen Geistes. Trotzdem ist mir die Jahreswende wichtig. Sich zu hinterfragen sowie gute Vorsätze sind eine Tugend – auch wenn Letztere den Januar häufig nicht überdauern: Lieber einmal erfolglos einen Seitenschritt wagen als ewig im gleichen Trott kein Bein vor das andere bekommen. Diesen Silvester werde ich wohl «verpennen». Seit dem Schlaganfall im April gehört Schlaf zu meiner wichtigsten Medizin. Mein Vorsatz: «Nimms ruhig!»
Patrick Moser,
Primarlehrer, Anwil