Regierungsanwärter sprachen über die Entwicklung der Uni Basel

Die Regierungsratskandidaten Thomas Noack (SP), Thomi Jourdan (EVP) und Manuel Ballmer (GLP) waren zu Gast an der Uni Basel. Sie diskutierten über die Ausrichtung der Hochschule.

Janis Erne

«Wir haben uns in einer städtischen Organisation Selbstbewusstsein erarbeitet. Heute sind das Baselbiet und Basel-Stadt gleichwertige Partner.» Regierungsratskandidat Thomi Jourdan (EVP) zeichnete ein positives Bild von der Kantonsbeteiligung an der Uni Basel. Diese war jüngst in den Schlagzeilen, als die massive Kostenüberschreitung beim Biozentrum-Neubau bekannt wurde und die Kommunikation der Regierung dürftig ausfiel.

Jourdan war am Donnerstag zusammen mit Thomas Noack (SP) und Manuel Ballmer (GLP) zu Gast an der Uni Basel, wo alle drei einst studiert hatten. Sandra Sollberger (SVP) sei verhindert und habe auf Nachfrage keine Alternativtermine vorgeschlagen, so die Studentische Körperschaft (Skuba), die das Podiumsgespräch organisiert hat.

Moderator Yanik Freudiger aus Diegten wollte von den Regierungsanwärtern wissen, wie sich die Uni entwickeln soll. Der Student fragte die Politiker, wann der «Neubau Geisteswissenschaft» realisiert werde. Eine Anspielung auf die angebliche Übermacht der «Life Sciences» an der Uni, die mit den Neubauten Biozentrum und Biomedizin zwei moderne Gebäude für 700 Millionen Franken erhalten. Auf dem Podium betonten alle Teilnehmer die Wichtigkeit der Geisteswissenschaften, wozu etwa Fächer wie Linguistik oder Geschichte gehören. «Es soll nicht nur das zählen, was morgen ein Patent gibt oder die Wirtschaft fördert», so Noack, «sondern auch Fächer, welche die Meinungsbildung fördern.» Unternehmer Jourdan pflichtete bei: Die Schweiz solle sich nicht nur marktkompetitive Wissenschaften leisten. Wir hätten die Verpflichtung, Wissen weiterzugeben.

Ballmer, lange bei einer Bank tätig, sagte, dass Uni-Absolventen teils «überraschend gut» für artfremde Berufe geeignet seien. Er befürwortet eine Spezialisierung der Hochschulen: Jedes Fach an jedem Standort anzubieten, sei nicht sinnvoll. Jourdan nahm es auf und brachte die Idee eines nationalen Lastenausgleichs ein. Die Universitäten sollten gemeinsam schauen, dass jedes Fach an mindestens einem Standort angeboten wird.

Frauenquote bei Professuren?
Als die drei Regierungskandidaten abermals die Einführung einer Studentenquote in den Organen der Uni ablehnten, musste es raus: «Wir haben heute offensichtlich ein sehr konservatives Podium», meinte Moderator Freudiger mit einem Schmunzeln. Die Skuba fordert eine gleichwertige Vertretung aller Gruppen, also der Professoren, Dozenten, Doktoranden, wissenschaftlichen Mitarbeitenden und Studierenden, in den Uni-Gremien. Mehr als einen «ständigen Beisitz im Unirat», wie es Ballmer vorschlug, konnten sich die Politiker aber nicht vorstellen. Die Mitbestimmungskultur und die Eigenmotivation, sich einzubringen, seien wichtiger als Quoten, meinte Jourdan.

Weniger eindeutig waren die Haltungen auf die Frage, ob es eine 50-Prozent-Frauenquote bei Professuren braucht. Im vergangenen Jahr sprach sich der Landrat dagegen aus, Noack dafür. «Ich habe lange überlegt», sagte er rückblickend. Es gebe ein Spannungsfeld zwischen dem Anstellen der besten Leute und der Frauenförderung, räumte er ein. Eine Quote schaffe Verbindlichkeit.

Auch Jourdan und Ballmer sind in einem Zwiespalt. Zwar wollten sie die Vielfalt stärken. Doch sei eine 50-Prozent-Quote zu starr und die gesellschaftliche Entwicklung hinke ihr noch hinterher. Es gebe noch nicht genug hoch qualifizierte Frauen. Sie nannten eine Anschubquote von beispielsweise 20 Prozent oder eine Rechenschaftspflicht, warum keine Frau angestellt wurde, als Optionen. Mädchen müssten bereits in der Primarschule für die Mint-Fächer begeistert werden, schloss Noack ab.

Im Kreuzverhör der Studenten

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