Der Elektro-Familientransporter mit der nostalgischen Note
13.12.2022 Auto, VerkehrFahrbericht | Der VW ID Buzz versprüht nach aussen Charme und hat innen verschwenderisch viel Platz
Der VW ID Buzz bietet verschwenderisch viel Platz und ausgereifte Technik. Die Reichweite des optisch sehr ansprechenden Reisefahrzeugs dürfte etwas grösser ...
Fahrbericht | Der VW ID Buzz versprüht nach aussen Charme und hat innen verschwenderisch viel Platz
Der VW ID Buzz bietet verschwenderisch viel Platz und ausgereifte Technik. Die Reichweite des optisch sehr ansprechenden Reisefahrzeugs dürfte etwas grösser sein.
Christian Horisberger
Schön ist relativ, weil Geschmackssache. Aber ein Hingucker ist der VW ID Buzz auf jeden Fall. Wer im Elektro-Familientransporter unterwegs ist, zieht Blicke von Passanten auf sich, als sässe er in einem pinken Ferrari. Denn äusserlich erinnert das Fahrzeug durch seine Zweifarbigkeit und der keck designten Front an den Ur-VW-Bus, den legendären «Bulli».
Innendrin steckt das Modernste, das der VW-Konzern aktuell zu bieten hat: ausgereifte Elektroautotechnik, Komfort, reichhaltige Ausstattung und verschwenderisch viel Platz. Dank richtig zuverlässig arbeitender Sicherheitsfeatures, wie dem adaptiven Tempomat oder dem Spurhalteassistenten, fühlt man sich im Transporter aufgehoben wie in Abrahams Schoss. Dazu trägt freilich auch die hohe Sitzposition bei, die für eine gute Verkehrsübersicht sorgt.
Die Bedienungselemente für das Auto sind konzentriert aufs Lenkrad und das grosse, mittig angebrachte 10-Zoll-Touch-Display über das sich Klima, Radio, Navi, Kommunikation und Fahrmodi steuern lassen. Um das Display «blind» bedienen zu können, damit man nicht vom Verkehrsgeschehen abgelenkt wird, sind ausgiebige Trockenübungen dringend zu empfehlen. Oder aber man findet heraus, auf welche Sprachbefehle der Bordcomputer hört – und auf welche nicht.
So viel Leistung wie nötig
Ganz ohne sich ausführlich mit dem Auto vertraut gemacht zu haben, funktioniert das Losfahren: Mit dem Zündschlüssel in der Tasche auf den Fahrersitz klettern, den kurzen Hebel rechts vor dem Lenkrad nach vorne drehen und aufs Gaspedal drücken und es geht vorwärts. Dreht man am Hebel in die entgegengesetzte Richtung, ist auf dem Display zu sehen, was hinter dem Heck vor sich geht und die Fahrt geht rückwärts.
Der 150 kW (204 PS) starke Elektromotor des Hecktrieblers bringt exakt die Leistung, die es für dieses Fahrzeug braucht. Das Drehmoment von 310 Newtonmetern gewährleistet, dass man auch mit Vollbesetzung und Gepäck flott losfahren kann. Bei Geschwindigkeiten jenseits von 80 Stundenkilometern ist der Vortrieb nicht mehr ganz so unwiderstehlich, für zügige Überholmanöver auf der Autobahn aber vollauf ausreichend. Der Transporter liegt auch bei flotter Fahrt extrem ruhig und stabil auf der Strasse, was dem niedrigen Schwerpunkt durch die Batterien im Fahrzeugboden zu verdanken ist. Zunächst gibt es den ID Buzz nur als Fünfplätzer. In der fürs kommende Jahr angekündigten Langversion soll es dann sieben Sitze geben.
Auffallend ist die Lärmdämmung. Trotz seiner Form und Grösse dringen selbst bei Topspeed 145 km/h (elektronische Abregelung) nur wenige Windgeräusche ins Wageninnere. Deutlich stärker nimmt man die Abrollgeräusche bei nasser Strasse wahr. Aber damit lässt sich sehr gut leben.
Reichweite im Auge behalten
Weniger mit der Reichweite. Davon ausgehend, dass sich so ein Fahrzeug für Familienferien mit längeren Autobahnfahrten aufdrängt, sind Tankstopps weise zu planen. Die 77-Kilowatt-Batterie soll das Auto gemäss Werksangaben 423 Kilometer weit bringen. Die Angabe ist mit Vorsicht zu geniessen. Einerseits schmilzt bei Geschwindigkeiten jenseits von 80 Stundenkilometern die verbleibende Fahrdistanz wie Schnee an der Sonne. Zudem wird im Interesse einer möglichst langen Lebensdauer der Batterie empfohlen, sie nur bis 80 Prozent aufzuladen. Eltern sind also gut beraten, sich vor der Abreise in die Ferien Gedanken zu machen, wie sie ihre Kinder während der Wartezeiten an den Ladestationen beschäftigen. Oder sie steuern eine E-Zapfsäule einer McDonald’s-Filiale an …
Mit 4,7 Metern Länge ist der ID Buzz um 20 Zentimeter kürzer als der Multivan, doch bietet er innen gleich viel Platz. Sowohl auf den Vordersitzen als auch im Fond sitzt man bequem und hat reichlich Kopf-, Knie- und Ellenbogenfreiheit. Und der Kofferraum? Ein Ausbau der hinteren Sitze ist nicht möglich. Die Rücksitzlehnen lassen sich mühelos im Verhältnis 1:2 herunterklappen und dank eines demontierbaren Podestes entsteht so im Kofferraum eine lange, ebene Fläche, womit man im Auto bequem schlafen kann. Das Podest hat den Nachteil, dass damit einiges an Ladevolumen verloren geht.
Ein hübsches Extra des von der Garage Wicki zur Verfügung gestellten Testwagens ist die Anhängerkupplung, die sich per Knopfdruck ausschwenken und von Hand leicht verriegeln lässt. Die maximale Anhängelast beträgt 1 Tonne. Geradezu begeistert waren wir vom Navigationssystem, das auch mit unvollständigen Informationen etwas anfangen kann. Und sehr dankbar waren wir für die Anzeige der E-Ladestationen auf der Landkarte – samt deren jeweiligen Ladeleistungen. Besonders dann, als das Navi meldete, dass unser gewähltes Fahrziel ohne Nachladen des Akkus nicht erreicht werden kann.
Der ID Buzz ist ein Aufsehen erregendes, sprintstarkes Raumwunder. Wer ihn heute bestellt, muss mit einer Lieferzeit von einem Jahr rechnen – und mit einem stattlichen Preis: Das Basismodell kostet 67 860 Franken.