Schule will Jugendliche fürs Lesen begeistern
Während zweier Wochen wird der Regelunterricht an der Sekundarschule Sissach für jeweils 15 Minuten unterbrochen, um sich dem Lesen zu widmen. Das Ziel des Projekts ist die Förderung des Gemeinschaftsgefühls, sowie den Jugendlichen die ...
Schule will Jugendliche fürs Lesen begeistern
Während zweier Wochen wird der Regelunterricht an der Sekundarschule Sissach für jeweils 15 Minuten unterbrochen, um sich dem Lesen zu widmen. Das Ziel des Projekts ist die Förderung des Gemeinschaftsgefühls, sowie den Jugendlichen die Freude am Lesen zu vermitteln.
Boas Tschopp
Ein Gong ertönt und auf einen Schlag wird es still in der Sekundarschule Sissach. Sämtliche Aktivitäten werden sofort unterbrochen. Alle verharren, wo sie gerade sind, Bücher werden hervorgekramt und während fünfzehn Minuten ist das Blättern der Seiten das einzige Geräusch, das man hört. Anstatt herumzuturnen, sitzen die Jugendlichen in ihre Bücher vertieft in der Turnhalle und auch im Hauswirtschaftsunterricht wird nicht gekocht, sondern gelesen. Es herrscht eine faszinierende Ruhe, die erst mit dem erneuten Ertönen des Gongs, der die grosse Pause einläutet, beendet wird.
Grund dafür ist das Projekt «Alle:s Lesen!», welches die Arbeitsgruppe «Leseförderung Sek Sissach» lancierte und das vom 28. November bis zum 9. Dezember durchgeführt wird. Daran beteiligt ist die gesamte Schule, mit über 700 Lernenden und knapp 100 Angestellten, inklusive den Hausmeistern und den Sekretärinnen. Die Schülerinnen und Schüler dürfen selber entscheiden, was sie lesen. Auch Comics und Zeitungen sind erlaubt, jedoch nur in Papierform.
Den Vorschlag machte die Leiterin des Lesezentrums, Anna Schaub, die sich vom französischen «Silence – on lit» inspirieren liess, das in gewissen Schulen der Westschweiz bereits erprobt wurde. «Das Lesen hat an unserer Schule einen hohen Stellenwert, deshalb wollten wir ein Projekt auf die Beine stellen, das die gesamte Schule umfasst und die Schülerschaft verbindet», erklärt Anna Schaub. Die Arbeitsgruppe präsentierte dem Konvent die Idee, die schliesslich deutlich mit über 60 zu 2 Stimmen bei 10 Enthaltungen angenommen wurde.
Freude am Lesen (neu) entdecken
Die Schweizer Jugendlichen hinken den Altersgenossen der Nachbarländer hinsichtlich des Leseverständnisses hinterher. Dies zeigt die «Pisa-Studie» des Jahres 2018, ein Test der «Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD)». Das primäre Ziel des Projekts sei jedoch nicht, das Leseverständnis zu verbessern, sondern durch die gemeinsame Tätigkeit die Freude am Lesen und das Gemeinschaftsgefühl zu fördern, betont Barbara Gossweiler, Lehrperson und Mitglied der Arbeitsgruppe für Leseförderung.
Eine gesamtschulische Evaluation am Ende des Projekts wird zeigen, ob die Schülerschaft eine Lesepause als sinnvoll erachtet. Die Intention der Arbeitsgruppe für Leseförderung ist es, in jedem Jahr eine zweiwöchige Periode einzuführen, in der die viertelstündige Lesepause zum Tragen kommt.