Geht Matthias Maeder mit Bubendorf in ein verflixtes siebtes Jahr?

In seiner sechsten Saison beim FC Bubendorf fährt Matthias Maeders Team erstmals weniger als einen Punkt pro Spiel ein. Für den 33-Jährigen ist der Platz im Tabellenkeller mehr Logik als Grund zur Panik.

Sebastian Wirz

Herr Maeder, verfolgen Sie die WM eher als Fussballlehrer oder als Fan?
Matthias Maeder: Wenn man richtig analysieren will, kann man daneben nicht gross plaudern. Ich bin daher eher als Fan dabei. Ich schaue alle Spiele, wenn es geht.

Wie beurteilen Sie die Leistung der Schweizer Nationalmannschaft?
Ich würde sagen: offensiv unspektakulär und defensiv robust. Ausser in der ersten Halbzeit gegen Serbien spielte die Nati in der Gruppenphase sehr solid. Aber die Stürmer der Serben sind in der Box auch brutal stark, dazu die Flanken von Kostic. Gegen Portugal waren die ersten 15 Minuten gut. Nach dem Traumtor zum 0:1 und spätestens dem 0:2 war es aber ein Klassenunterschied.

Spüren Sie die Erfolge der Nati bei den Anmeldezahlen für Ihre Fussballschule?
Die Resultate schlagen sich nicht wirklich nieder, aber die WM selbst schon: Wir hatten heuer erstmals schon vor Weihnachten zahlreiche Anmeldungen für unsere Frühlingscamps – ohne dass wir Werbung gemacht hätten. Die Kinder können kaum warten. Die WM ist sozusagen beste Werbung für uns.

Noch direkter betreffen Sie die Resultate des FC Bubendorf, der unter dem Strich überwintert. Wie blicken Sie auf die Vorrunde in der 2. Liga inter zurück?
Da wir gegen die Strafpunkte aufgrund einer Roten Karte im letzten Spiel Rekurs eingelegt haben, werden wir am Ende wohl knapp über dem Strich überwintern, aber ja, die Vorrunde war sehr durchzogen. Wir haben nicht schlecht begonnen, neue Ideen im Spielaufbau gut umgesetzt und gepunktet. Danach hatten wir einen Hänger, aus dem wir nicht recht rauskamen. Wir haben wieder viele lange Bälle geschlagen, nicht attraktiv gespielt, und die Spieler haben das Selbstvertrauen und die Ruhe am Ball verloren. Da wieder rauszukommen ist mit nur zwei Trainings in der Woche sehr schwierig. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir auf diese Saison hin mit Marc Stocker und Pius Kaderli zwei echte Säulen in der Innenverteidigung verloren haben. Mir war klar, dass wir es in der starken Zürcher Gruppe sehr schwer haben würden.

Es fällt auf: Die Resultate der zweiten Halbzeiten sind markant schlechter. Würde jeweils nach 45 Minuten abgepfiffen, hätte der FCB 10 Punkte mehr auf dem Konto – und keine Abstiegssorgen. Wie erklären Sie sich den wiederholten Einbruch? Sind Ihre Spieler nicht fit?
Auch wenn sie das nicht gerne hören: Ja, die Kondition ist ein Faktor. Die guten Teams haben individuell so viel Klasse, dass sie aufdrehen können, wenn es nötig ist. Das konnten wir nicht. Und andererseits waren wir zu wenig effizient. Chancen waren in fast allen Spielen da, meist zur Genüge. Wir müssten oft deutlicher führen. Und dann gab es häufig in den ersten Minuten nach der Pause ein Gegentor. Das haben wir trotz hundert Ideen, von der Wahl eines anderen Kabinenausgangs über Sensibilisierung für das Problem bis zur Aktivierung der Muskeln und des Kopfs in den letzten Minuten der Pause, nicht weggebracht.

Ein Einbruch ist auch über die ganze Saison hinweg zu beobachten: Betrug das Torverhältnis bis Ende September noch 10:12, wurde der FCB danach mit 8:27 fast abgeschossen. Warum?
Mit den Old Boys und Dietikon hatten wir in dieser Phase sehr starke Gegner. Aber es liegt schon auch daran, dass wir während unseres Tiefs allgemein Mühe hatten. Vor allem gegen das letztplatzierte Mutschellen hätten wir ganz einfach gewinnen müssen – und kassieren in der zweiten Hälfte vier Tore. Wenn wir die Auswärtsspiele anschauen, zeigt sich zudem, wie wir Mühe haben, auf Naturrasen ins Spiel zu kommen. Da macht man sich Gedanken.

Sie befinden sich in ihrer sechsten Saison in Bubendorf und gehen erstmals mit einem Punkteschnitt von unter 1 ins neue Kalenderjahr. Wird 2023 ihr verflixtes siebtes Jahr?
Es ist immer möglich, dass sich eine Ansprache oder eine Herangehensweise abnutzt. Aber ich bin nicht schockiert von unserer Platzierung. Und ich sehe weiterhin eine Entwicklung. Auf unserem Kunstrasen punkten wir häufig. Wir entwickeln sehr viele junge Spieler, die einen nächsten Schritt machen können und vor allem auch gute Typen. Das macht mir Freude. Es kann schon sein, dass jemand anderes mit dieser Mannschaft ein Spiel mehr gewänne. Aber ich denke, viel mehr lässt sich aus dem Verein und diesem Team nicht herausholen. Wir halten uns mit bescheidenen Mitteln seit bald vier Jahren in der 2. Liga inter. Ich wäre auch gerne weiter vorne, aber unsere Rangierung ist nicht schlimm.

Sie sind mit 33 ein aufstrebender Trainer, absolvieren aktuell das Uefa-A-Diplom. Beschäftigen Sie sich mit dem Abgang oder möglichen Veränderungen zugunsten des Ligaerhalts?
Mir und dem Verein ist klar, dass ich nicht für immer in Bubendorf bleiben werde. Angebote gab und gibt es immer, aber ich habe keinen Stress für den nächsten Schritt. Für mich muss es menschlich stimmen und das tut es hier, wo ich als Erster im Training bin und als Letzter das Klubhaus abschliesse. Für den Verband ist das nicht die ideale Lösung, aber ich will das A-Diplom mit dem FC Bubendorf schaffen. Falls wir einen Spieler bekommen, der das gratis macht und der menschlich passt, nehmen wir ihn als Verstärkung. Und sonst erreichen wir den Klassenerhalt mit dem jetzigen Kader.

«Wir konnten nicht aufdrehen»

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