Schiessen | Michèle Bertschi gewinnt Sportförderpreis

Die Bubendörfer Sportschützin Michèle Bertschi hat trotz ihrer Erfolge nicht damit gerechnet, den Sportförderpreis zu erhalten. Die gelernte Kauffrau mit Berufsmaturität ist jetzt sehr motiviert «durchzustarten». Ihr grosser Traum ist die Teilnahme an Olympischen Sommerspielen.

Willi Wenger

Michèle Bertschi aus Bubendorf hat im Schiesssport als eine der bisher wenigen Baselbieterinnen für Schlagzeilen gesorgt. Sie gewann Ende September am Europacup-Final in Zagreb Silber und Bronze. Zwei Monate zuvor hatte sie mit dem Schweizer Team an den Europameisterschaften im 300-Meter-Schiessen den Europameistertitel geholt. Diese beiden Erfolge sind die bisherigen Highlights in Bertschis zwölfjähriger Karriere. Ihre Förderer sind ihre Eltern Aldo und Marceline, die seit Jahrzehnten ebenfalls mit dem Schiesssport verbunden und nach wie vor selber aktiv sind. Aufgrund ihrer Erfolge wird die Bubendörferin am 30. November mit dem Sportförderpreis geehrt.

Die 22-jährige Bertschi sagt, dass sie ihren Eltern in Bezug auf ihren leidenschaftlich betriebenen Sport sehr viel verdanke. Sie seien als Mitglieder der Feldschützen Bubendorf quasi ihre Motivatoren. «Und sie haben mich zu dem Sport gebracht, dem ich heute alles unterordne.» Bertschi ist ehrgeizig und will Grosses erreichen. «Mein Traum ist es, an Olympischen Sommerspielen teilnehmen zu können. Im Idealfall 2028 in Los Angeles und 2032 in Brisbane».

Diesen Traum hat Bertschi, die nach ihrer Sportkarriere die Fachhochschule besuchen oder eine höhere Fachprüfung absolvieren möchte, seit 2010. Damals begann sie mit dem Kleinkaliber-Schiessen, nachdem sie drei Jahre zuvor dem damaligen Luftgewehrverein Bubendorf beigetreten war. 300 Meter mit dem Gewehr schiesst sie seit dem vergangenen Jahr. Die Umstellungen zwischen den Disziplinen fielen Bertschi dabei grundsätzlich leicht, obwohl diese, vor allem vom Luftgewehr zum Kleinkaliber, nicht klein sind. «Mit dem Luftgewehr wird hauptsächlich stehend geschossen und mit dem Kleinkaliber kniend, liegend und stehend. Somit war der Wechsel vom Kleinkaliber zum 300-Meter-Schiessen einfach, da ich dort doch die gleichen Stellungen mehr oder weniger übernehmen konnte.» Nach 2010, ihrem ersten erfolgreichen Jahr, als sie mit dem Luftgewehr im Kanton mehr oder weniger alles gewann, was es zu gewinnen gab, träumte sie erstmals von Olympia.

Dieses Ziel verfolgt sie konsequent – mit intensiven und massgeschneiderten Trainings. Pro Woche stehen gut zehn Stunden Schiessen auf dem Programm. Dazu kommen anderthalb Stunden Haltetraining, sieben viertelstündige Balance-Trainings, zwei Stunden im Fitnessstudio sowie zwei Stunden Mentaltraining. «Ich bin neben meiner Tätigkeit in einem Treuhandbüro voll ausgelastet.» Zum Schiessen stehen der Oberbaselbieterin drei eigene Gewehre zur Verfügung, mit denen sie pro Jahr 9000 (Luftgewehr), 8500 (Kleinkaliber) und 2400 (300 Meter Freies Gewehr) Schüsse abgibt.

«Sappeten» als zweite Heimat
Bertschi ist in mehreren Vereinen Mitglied. So bei den Feldschützen Bubendorf, bei den Freischützen Balsthal-Klus, den Sportschützen Oberdorf sowie bei den Luftgewehrschützen Olten. Bei Balsthal-Klus ist sie als Kleinkaliber-Schützin aktiv, und zwar deshalb, weil sie dort eine ausgezeichnete Infrastruktur mit elektronischen Scheiben zur Verfügung hat. «Die habe ich hier im Baselbiet nicht in diesem Ausmass.» Aber: «Die Anlage Sappeten hier im Dorf ist quasi meine zweite Heimat. Dort verbringe ich die meiste Zeit mit dem Luftgewehr. Mit dem Gewehr über 300 Meter trainiere ich bei den Feldschützen Bubendorf.»

Ihren Sportförderpreis in der Höhe von 5000 Franken verwendet Bertschi zur Entlastung ihrer «privaten Kasse». Diese wird unter anderem durch die beiden Sponsoren Auto Kurve AG Bubendorf und Die Mobiliar-Generalagentur Liestal gefüllt. Bertschi weist in diesem Zusammenhang auf die intensiven Kosten ihres Sports hin. «Eine Jacke und Hose kosten zirka 2000 Franken. Die Gewehre sind auch nicht billig. Ein Spitzengerät mit allen Details kostet schnell einmal zwischen 7000 und 8000 Franken.»

Als grosses Ziel im kommenden Jahr hat die Bubendörferin die Weltmeisterschaften in der Disziplin Freies Gewehr in Aserbaidschan im Visier. «Dieses verfolge ich konsequent», hält das Nationalkader-Mitglied fest. Trotz engagiertem Sportlerinnenleben besucht sie regelmässig einen Nähkurs, macht gerne Ausflüge und geht gelegentlich ins Kino. Einem feinen Essen sei sie auch nicht abgeneigt, sagt sie. Wenn es die Zeit zulässt, fährt sie im Winter gerne Ski oder unternimmt Reisen. Ihren Eltern hilft sie im Geschäft, der Bäckerei-Konditorei-Café Bertschi, wenn sie gebraucht wird. «Beispielsweise wenn die Angestellte Ferien hat und ich am Samstag frei habe.»

5 Förderpreise zu verleihen

vs. Neben Schützin Michèle Bertschi erhalten bei der Baselbieter Sportpreisverleihung am 30. November im Kuspo Pratteln vier weitere Personen einen Förderpreis. Es sind dies Tennisspieler Mika Brunold, Schwinger Lars Voggensperger und Svea Ursprung, die im Artistic Swimming aktiv. Der letzte Förderpreis geht schliesslich an den Maispracher Jan Imhof, den Junioren-Schweizer-Meister sowie EM- und Eyof-Teilnehmer im Kunstturnen.

«Olympia ist mein Traum»

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title