Welche Zukunft wollen wir?
17.11.2022 Bildung, Energie/Umwelt, GelterkindenVortrag zum Thema Ernährung in Zeiten des Klimawandels
Die Sek Gelterkinden ist seit zwei Jahren als «Klimaschule» unterwegs. Das Schwerpunktthema in diesem Jahr lautet «Ernährung». Nach einem «Impulse Day» Anfang Schuljahr standen vorgestern Referate aus Wissenschaft und Politik ...
Vortrag zum Thema Ernährung in Zeiten des Klimawandels
Die Sek Gelterkinden ist seit zwei Jahren als «Klimaschule» unterwegs. Das Schwerpunktthema in diesem Jahr lautet «Ernährung». Nach einem «Impulse Day» Anfang Schuljahr standen vorgestern Referate aus Wissenschaft und Politik auf dem Programm.
Brigitte Keller
«Als wir vor zwei Jahren als Klimaschule mit einem ‹Blackout Day› starteten, hätten wir nie gedacht, dass eine Energiekrise plötzlich so nahe ist.» Mit diesem Satz begrüsste Gabriela Graf, Sekundarlehrerin und Leiterin der Kerngruppe Klimaschule, die Anwesenden in der Aula der Sekundarschule Gelterkinden am Dienstagabend. Das diesjährige Schwerpunktthema «Ernährung» ist nicht minder aktuell. Wie es der Zufall will, wurde gemäss den Vereinten Nationen genau an diesem Tag die 8-Milliarden-Menschen-Marke überschritten.
Wie alle diese Menschen ernährt werden können, nicht zuletzt in Zeiten des Klimawandels, das ist die grosse Frage. Gian-Kasper Plattner warf als erster Referent einen Blick auf die neusten Zahlen und Erkenntnisse. Er ist als Klimawissenschaftler bei der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in Birmensdorf tätig. Bereits vor einem Jahr war er Gastreferent an der Schule Gelterkinden. «Gerade nach diesem heissen und trockenen Sommer ist es interessant, wie sich dieser mit den langfristigen Mittelwerten des Klimas der letzten Dekaden vergleicht», sagte er denn auch zum Einstieg in sein Referat.
Seine Ausführungen zeigten in komprimierter Form auf, wie die Landwirtschaft und mit ihr die Ernährung Treiber und gleichzeitig Opfer des Klimawandels sind. Die Auswirkungen des Klimawandels würden sich im Lauf der Zeit verstärken, sie werden global sein und die Nahrungsmittelproduktion beeinflussen. Die Deckung des künftigen Nahrungsmittelbedarfs erfordere einen grösseren Flächenanteil. «Es sei denn, es ändert sich etwas daran, was gegessen wird und wie die Nahrungsmittel angebaut werden», so Plattner.
Beitrag jedes Einzelnen
Als zweite Referentin ergriff Ständerätin Maya Graf das Wort mit Fokus auf die Schweiz. Sie betonte, dass ihr daran gelegen sei, dass man gemeinsam überlege und sich austausche, was jede und jeder Einzelne beitragen kann. Ihr Wunsch sei es, dass man nicht mit einem Ohnmachtsgefühl nach Hause gehe und denke, man könne sowieso nichts machen. «Wir beeinflussen so unglaublich viel damit, wie wir uns ernähren.»
Neben vielen Lösungsansätzen auf dem Weg der Nahrungsmittel von der Herstellung bis auf den Teller zeigte Graf unter anderem auf, wie viel an Umweltbelastung vermieden werden könnte, wenn weniger Lebensmittel weggeworfen würden – Stichwort «Food Waste». Im Durchschnitt aller Produkte geht jedes dritte Lebensmittel verloren. Als Beispiel wies Graf auf Brot und Backwaren hin, wo es gar rund 55 Prozent sind. Kaum besser sieht es beim Fisch und Gemüse aus. Oder anders und vielleicht noch eindrücklicher ausgedrückt: «Food Waste» verursacht so viel Umweltbelastung wie die Hälfte aller Schweizer Autofahrten.
Kann man mit der Gabel die Welt verändern? Diese Frage beantwortet Graf ganz klar mit Ja: «Wir hier könnten etwas ändern, wenn wir auch unförmigem Obst und Gemüse, Brot vom Vortag und weniger edlen Fleischstücken eine Chance geben. Wenn wir im Restaurant kleinere Portionen bestellen und Reste einpacken lassen. Wenn wir regionale Produkte mit kurzen Transportwegen vorziehen und wenn wir saisonal einkaufen und Lagerverluste vermeiden.»
Schaltung nach Sharm el-Sheik
Im Anschluss an die Worte von Maya Graf stand als weiterer Punkt eine Liveschaltung zur Klimakonferenz in Sharm el-Sheik auf dem Programm. Vor Ort stand die junge Gelterkinderin Marie-Claire Graf Rede und Antwort, die sich seit Jahren für eine gerechte, nachhaltige Entwicklung und Klimaschutzmassnahmen einsetzt. Sie berichtete über den bisherigen Verlauf der Konferenz und darüber, was noch zu erwarten ist, welche Rolle die Schweiz, auch als Vermittlerin, hat und weshalb viele Teilnehmende frustriert bis gar verärgert sind.
Ernährung und Klimawandel sind sehr komplexe Themen und hängen stark voneinander ab. Sie werden die Welt in den kommenden Jahren in Atem halten. Da ist es sehr löblich, dass sich die Lehrerinnen und Lehrer mit ihren Schülerinnen und Schülern in Gelterkinden nicht scheuen, gemeinsam genauer hinzuschauen, was getan werden kann. Und es dann umsetzen.