Dieses Mal mehr als ein Aussenseiter
11.11.2022 Baselbiet, Politik, GesellschaftMuttenz | Gelingt Thomi Jourdan zehn Jahre nach seiner ersten Kandidatur der Coup?
Mit seiner Kandidatur für den Regierungsrat sorgt der Muttenzer Gemeinderat Thomi Jourdan (EVP) für Spannung im Baselbieter Wahlkampf. Er sieht seinen Rucksack prall gefüllt, betont aber ...
Muttenz | Gelingt Thomi Jourdan zehn Jahre nach seiner ersten Kandidatur der Coup?
Mit seiner Kandidatur für den Regierungsrat sorgt der Muttenzer Gemeinderat Thomi Jourdan (EVP) für Spannung im Baselbieter Wahlkampf. Er sieht seinen Rucksack prall gefüllt, betont aber die Bedeutung der Kompetenz, auch eigene Grenzen zu kennen.
Tobias Gfeller
Für das Foto sitzt Thomi Jourdan auf einer Holzbank im eigenen Garten. Sogleich laufen im abgetrennten Gartenbereich nebenan die zwei Hängebauchschweine, die Zwergziegen, Hühner und Laufenten im Schnellschritt zum Zaun. Die Familientiere erkennen ihr Herrchen schon nur an der Stimme. Der etwas andere Zoo der Familie Jourdan erfreut in Muttenz Passantinnen und Passanten. Auch der Regierungsratskandidat selber nennt die Tiere sein erstes Hobby. Dazu joggt er regelmässig und spielt wieder Fussball bei den Senioren des SV Muttenz. «Mit dem Ball bin ich sehr minderbegabt», sagt der 48-Jährige dazu lachend.
Sonst ist Thomi Jourdan nicht der Mann der bescheidenen Töne, vor allem wenn es um seine politischen Ambitionen und die damit verbundenen eigenen Fähigkeiten geht. Der Muttenzer kandidiert nach 2013 zum zweiten Mal für den Baselbieter Regierungsrat. Damals scheiterte er überraschend knapp in einer Ersatzwahl gegen den heutigen Finanzdirektor Anton Lauber. «Im Oberbaselbiet wäre ich gewählt worden», erinnert sich Jourdan noch heute an das gute Abschneiden im oberen Kantonsteil.
Für die Wahl zehn Jahre später sieht er sich noch besser gerüstet und sagt klar, dass er konkret für die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (VGD) kandidiert. «Mir ist natürlich schon bewusst, dass es am Ende auch eine andere Direktion sein kann. Aber mein Ziel ist klar die VGD.» Darauf bereitet sich Jourdan auch konkret vor und setzt sich vor allem mit Themen des Gesundheitsbereichs auseinander. Der Fachkräftemangel, die steigenden Kosten und die insbesondere im Baselbiet massiv steigenden Krankenkassenprämien beschäftigen ihn.
Jourdan weiss, wie schwierig es ist, hierfür konkrete Lösungen zu finden. «Zuerst will ich sagen, dass Thomas Weber wirklich einen sehr guten Job gemacht hat. Mit dem Gesundheitsraum zusammen mit Basel-Stadt ist eine sehr gute Basis für die Zukunft gelegt.» Jourdan ist überzeugt, dass dieser Gesundheitsraum noch weiter ausgedehnt werden muss.
Zudem sieht er es als notwendig an, die Menschen mehr in die Diskussionen um die Gesundheitspolitik miteinzubeziehen. «Es reden immer nur Spitäler, Ärzte, Krankenkassen oder Apotheker. Alle haben ihre eigenen Interessen. Wir müssen aber konkret die Menschen fragen, was sie möchten.» Für Jourdan ist klar, dass Wünsche auch immer mit Kosten verbunden sind. «Auch das müssen wir den Menschen aufzeigen.»
Vom Streetworker zum Chef
Thomi Jourdan blickt mit seinen 48 Jahren auf eine abwechslungsreiche berufliche und politische Karriere zurück. Nach dem Studium der Ökonomie und der Gesundheitspolitik wurde er zum Streetworker mit Jugendlichen, dann zum Personalchef des Felix Platter-Spitals und später Mitglied des Stabs der Stadtzürcher Gesundheits- und Umweltdirektion. Er war 8 Jahre lang Landrat und ist seit 14 Jahren als Gemeinderat Chef Hochbau und Planung in Muttenz, der grössten Baselbieter Gemeinde mit einer Gemeindeversammlung. Dabei gelte es, so Jourdan, konsensfähige Lösungen zu finden und die verschiedenen Interessensgruppen an einen Tisch zu holen. Seit sieben Jahren leitet Thomi Jourdan das Basler Immobilienunternehmen Trimag. In dieser Zeit sei das Unternehmen von 17 auf 30 Mitarbeitende angewachsen, erzählt Jourdan nicht ohne Stolz. Dass er in unterschiedlichen Bereichen tätig war, entspreche auch seinem Charakter. «Es stellt sich immer die Frage, wie gehe ich eine Aufgabe an. Für mich ist das Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten und Grenzen enorm wichtig. In einer Führungsposition geht es für mich darum, mit den richtigen Leuten die richtigen Fragen zu stellen, den Mitarbeitenden zu ermöglichen, ihr maximales Potenzial herauszuholen, und so gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.» Man müsse wissen, was man kann und was nicht. Das ist ein Leitmotiv von Thomi Jourdan. «Dann überschätzt man sich auch nicht.»
Evangelium als Wertekompass
Als Mitglied der EVP ist Thomi Jourdan Vertreter einer Baselbieter Kleinpartei. Für den Muttenzer spielt dies keine Rolle. «Exekutivwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Es ist nicht entscheidend, wie stark eine Partei im Landrat ist. Die Regierung braucht die besten Leute. Das ist auch mein Anspruch als Wähler.» Jourdan sieht sich als Person der Mitte.
Aufgewachsen in einem reformierten Elternhaus spielt das «Evangelisch» im Parteinamen der EVP für Thomi Jourdan als «Wertekompass» eine essenzielle Rolle. «Es geht darum, wie man mit Menschen umgeht, – ob in der Politik, im Geschäft oder im persönlichen Leben.» Jourdan nennt Begriffe wie Wertschätzung, Respekt, Anstand und Dankbarkeit. «Es ist nichts selbstverständlich. Man muss immer bescheiden bleiben.» Die Eltern waren gesellschaftlich stets stark engagiert. Das habe ihn bis heute geprägt, verrät der 48-Jährige. Mit einem engagierten Wahlkampf auf sprichwörtlich allen Kanälen – inklusive Tiktok und Newsletter – und am eigenen Kaminfeuer mit Persönlichkeiten aus dem Baselbiet will Thomi Jourdan den nächsten Sprung in seinem Leben schaffen.