Claude Debussy lässt niemanden kalt
29.11.2022 Kultur, Sissach«Klanglichter» bieten zum Saisonabschluss ein Konzert der Extraklasse
Der Pianist Adrian Oetiker und der Musikwissenschaftler Roman Brotbeck haben tiefgründige Einblicke in die Klangwelten des französischen Komponisten Claude Debussy gegeben. Das Publikum war ...
«Klanglichter» bieten zum Saisonabschluss ein Konzert der Extraklasse
Der Pianist Adrian Oetiker und der Musikwissenschaftler Roman Brotbeck haben tiefgründige Einblicke in die Klangwelten des französischen Komponisten Claude Debussy gegeben. Das Publikum war begeistert.
Thomas Lüthi
Er sei noch nie an einem «Klanglichter»-Konzert gewesen, sagte ein Mann an der Bar in der Oberen Fabrik in Sissach. Ein anderer Konzertbesucher meinte freimütig: «Ich habe den Namen Debussy noch nie gehört.» Trotzdem ist er gekommen. Der französische Komponist Claude Debussy (1862 – 1918), so scheint es, lässt niemanden kalt. Das verwundert nicht; schon gar nicht, wenn seine Werke von einem herausragenden Pianisten wie Adrian Oetiker gespielt werden.
Aber auch das Klavier war in diesem Konzert von besonderer Qualität. Adrian Oetiker spielte auf einem D-Flügel von Steinway and Sons. Das fast drei Meter lange und rund eine halbe Tonne schwere Instrument ist bekannt für sein unverwechselbares Klangvolumen. Gerade gut genug für höchste musikalische Ansprüche. Der Pianist spielte zahlreiche Meisterwerke von Debussy, darunter selbstverständlich das berühmte «Clair de Lune», das 1905 veröffentlicht wurde. Das Publikum wünschte sich dieses Stück auch als Zugabe.
Bilder in Klangfarben
Adrian Oetiker spielte 13 repräsentative Werke aus der farbenreichen Klangwelt des französischen Impressionisten – von der Mondscheinkompostion «Clair de Lune», das noch von der Spätromantik durchdrungen ist, bis zum technisch höchst anspruchsvollen Präludium «Feux d’artifice», bei dem die Klaviertastatur einiges auszuhalten hatte. Vertreten waren auch Stücke aus den beiden Bänden «Images I» – daraus etwa die poetischen und ausdrucksstarken «Reflets dans l’eau» (Spiegelungen im Wasser) – und «Images II» sowie weitere Werke.
Ein Höhepunkt aus den «Images II» waren die «Poissons d’or» (Goldfische). Die Komposition hat wie viele andere von Debussy mit der Verherrlichung des Wassers zu tun, dessen wechselhafte Bewegungen mit den schwimmenden Fischen ebenso in pulsierenden, schillernden Klängen wie in harmonisch-ruhigen Farbtönen musikalisch wiedergegeben werden.
In einem kurzen Gespräch mit dem Musikwissenschaftler und Forscher Roman Brotbeck erklärte Adrian Oetiker, was ihn an der Musik Debussys so fasziniert. Die Umbruchjahre vor dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) – in Frankreich war dafür der Begriff «Fin de Siècle» geprägt worden – seien auch in der Musik eine interessante Zeit gewesen, meinte Debussy-Spezialist Adrian Oetiker. Viele französische Musiker, angeführt von Debussy, wechselten damals von spätromantischen Stilrichtungen zu einer farbenreichen und filigranen Musiksprache, die zum Experimentieren einlud.
Roman Brotbeck moderierte den Konzertabend und lieferte zwischen den Klavierpartien viele Informationen und Hintergründe zum Werk von Debussy. Sie erleichterten es wesentlich, das Werk dieses eigenwilligen Künstlers zu verstehen. Debussy war alles andere als ein musikalisches Wunderkind. «Er hatte enorme Probleme, als Pianist erfolgreich zu sein», sagte Roman Brotbeck. Er erlitt viele Fehlschläge bei Klavierwettbewerben und für seine Musiklehrer galt er als schwieriger Schüler. Trotz allem – oder vielleicht gerade deswegen – war Claude Debussy wohl der bedeutendste Komponist Frankreichs.
Das Publikum war begeistert von diesem Konzert und spendete langen und tosenden Applaus. Das nächste «Klanglichter»-Konzert in der Oberen Fabrik Sissach findet am Samstag, 11. Februar 2023, um 19.30 Uhr statt.