«In erster Linie die Biodiversität fördern»
27.10.2022 Ramlinsburg, BaselbietAm Naturschutztag engagieren sich Gemeinden im ganzen Kanton
Am Samstag ist in zahlreichen Gemeinden des Oberbaselbiets Naturschutztag. Dann heisst es für alle Freiwilligen: Ab nach draussen und etwas Gutes für die Natur tun. Doreth Strübin, Präsidentin des ...
Am Naturschutztag engagieren sich Gemeinden im ganzen Kanton
Am Samstag ist in zahlreichen Gemeinden des Oberbaselbiets Naturschutztag. Dann heisst es für alle Freiwilligen: Ab nach draussen und etwas Gutes für die Natur tun. Doreth Strübin, Präsidentin des «Vereins für Naturschutz Ramlinsburg», gibt Auskunft, was es bedeutet, die Natur zu schützen.
Melina Mundschin
Frau Strübin, am Samstag organisiert der «Verein für Naturschutz Ramlinsburg» im Dorf ein Projekt zum Naturschutztag. Wie sieht dieses aus?
Doreth Strübin: Wir haben zwei kantonale Naturschutzgebiete, einerseits das «Looch» und andererseits die «Bodenrüti» sowie einige kommunale Objekte, um die wir uns kümmern. Am Samstag werden wir im «Looch» und auf der «Bodenrüti» hauptsächlich Schnittgut zusammennehmen. Zudem werden wir Hecken pflegen und bei der frisch sanierten Feldscheune Sträucher pflanzen. Vor und nach der Arbeit gibt es eine kleine Stärkung.
Was bedeutet der Naturschutztag für Sie?
An erster Stelle geht es darum, gemeinsam etwas Gutes für die Natur zu tun. Es ist ein schöner Event, bei dem wir die Möglichkeit haben, den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern zu zeigen, was für wunderbare Gebiete wir haben. Uns ist es auch ein Anliegen, die Menschen in unsere Arbeit miteinzubeziehen und sie für die Natur und den Naturschutz zu sensibilisieren.
Mit wie vielen Helfenden rechnen Sie?
Aus Erfahrung kommen 20 bis 30 Freiwillige. Für unsere kleine Gemeinde ist das eine erstaunlich hohe Zahl an Helferinnen und Helfern. Das freut uns sehr, denn so ist die Arbeit immer im Nu erledigt. Die meisten Helfenden sind Vereinsmitglieder oder sind in der Jagdgesellschaft engagiert, aber es kommen auch immer wieder neue Interessierte.
Welche Projekte waren die bisher schönsten, die der «Verein für Naturschutz Ramlinsburg» realisiert hat?
Da kommen mir gleich die zwei jüngsten Projekte in den Sinn. Zum einen die zwei Weiher, die wir erst vor Kurzem fertiggestellt und eingeweiht haben. Diese sind für die Vernetzung der Amphibienpopulationen sehr wichtig. Zudem bieten die errichteten Ast- und Steinhaufen Kleinsäugern wie Igeln, Hermelinen oder Wieseln Schutz. Zum anderen war das Projekt zur Sanierung der Feldscheune Obertal unten an der Frenke ganz speziell. In der Nähe der Scheune haben wir eine Hecke und Bäume gepflanzt und auch dort Ast- und Steinhaufen errichtet. Dieses zweite Projekt war sehr wichtig zur Förderung der Zusammenarbeit mit dem benachbarten Naturschutzverein aus Bubendorf.
Finden Sie, der Naturschutz wird von der Bevölkerung zu wenig ernst genommen?
Leider ja. Wir sind zu bequem geworden, agieren häufig unüberlegt und hinterfragen unsere Handlungen nicht. Das allgemeine Konsumverhalten zeigt, dass der Naturschutz zu wenig ernst genommen wird. Die aktuellen Krisen erhöhen zudem den Druck auf die Natur. Ich denke aber, dass langfristig nur Lösungen, die nachhaltig sind und im Einklang mit der Natur stehen, unsere Probleme lösen können. Dies ist sicher nicht einfach, denn auch mein ökologischer Fussabdruck ist zu gross, obwohl ich versuche, bewusst zu konsumieren.
Der Klimawandel steht in unmittelbarer Verbindung mit dem Naturschutz. Wie wird dieser im Verein erlebt?
Bei der Feldscheune sind einige Sträucher verdurstet, die wir im vergangenen Jahr gepflanzten hatten. Am diesjährigen Naturschutztag werden wir deshalb wieder Neupflanzungen machen. Dass Pflanzen verdursten und verwelken, ist zwar nichts Aussergewöhnliches, aber ich glaube, dass durch den Klimawandel solche Situationen vermehrt auftreten.
Kommen durch den Klimawandel neue Aufgaben dazu?
Durchaus, ja. Das Klassikerbeispiel dafür sind die invasiven Neophyten. Eingeschleppte fremdländische Pflanzen finden plötzlich auch bei uns geeigneten Lebensraum und können die einheimischen Pflanzen verdrängen. Wir versuchen deshalb, die Neophyten durch Ausreissen zu eliminieren, bevor sie sich ausbreiten können. Grössere Herausforderungen mit dem Klimawandel wird sehr wahrscheinlich der Wald erhalten, da viele der einheimischen Bäume Mühe mit Hitze und Trockenheit haben. Dieses Problem muss aber von der Forstwirtschaft gelöst werden, die Naturschutzvereine können dazu leider nichts beitragen.
Ist es ein Ziel des Vereins, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen und wäre dies überhaupt möglich?
Wir versuchen in erster Linie, die Biodiversität zu fördern, indem wir Kleinstrukturen errichten und pflegen. Selbstverständlich wollen wir auch sensibilisieren und aufklären, doch wir können keine globalen Herausforderungen bewältigen. Für uns gilt immer noch der alte Leitspruch: Denke global, handle lokal.
Inwiefern hat sich die Corona-Pandemie auf die Vereinsaktivität ausgewirkt?
Wir haben in dieser Zeit den Bau der Weiher sowie die Sanierung der Feldscheune in Angriff genommen. Wir konnten oft draussen arbeiten und hatten viele praktische Einsätze. Mir schien es, als ob die Menschen mehr Zeit gehabt hätten, um mitzuhelfen. Das war eine kleine positive Auswirkung der Pandemie.
Zur Person
mm. Doreth Strübin engagiert sich seit 23 Jahren im «Verein für Naturschutz Ramlinsburg» als Präsidentin. Es ist ihr ein Anliegen, dazu beizutragen, dass die Natur erhalten bleibt und wo möglich wieder aufgewertet wird.
Naturschutztag im Oberbaselbiet
mm. Nicht nur in Ramlinsburg steht der Samstag voll und ganz im Zeichen der Natur, sondern im ganzen Oberbaselbiet wird für die Natur gearbeitet. Das gesamte Waldenburgertal arbeitet gemeinsam und lädt ein zur Mithilfe bei der Heckenpflege, Sträucherpflanzung und den Weihersanierungen. Auch in Arboldswil, Titterten, Bubendorf, Lampenberg und Diegten fallen verschiedene Arbeiten in der freien Natur an. In Sissach und den Gemeinden Itingen, Hemmiken, Oltingen, Ormalingen, Rickenbach, Rünenberg, Wenslingen, Zeglingen und Kilchberg organisieren verschiedene Vereine Projekte zum Schutz der Natur.
Nähere Informationen unter: www.naturschutztag.ch