Ortssammlung trifft auf Industrie geschichte
13.10.2022 NiederdorfSonderausstellung im Industriemuseum Waldenburgertal feiert ihre Vernissage
Die Ausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit» zeigt Objekte aus 2000 Jahren Geschichte des Dorfes und präsentiert die Heimatkunde Niederdorf in 3D.
Elmar Gächter
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Sonderausstellung im Industriemuseum Waldenburgertal feiert ihre Vernissage
Die Ausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit» zeigt Objekte aus 2000 Jahren Geschichte des Dorfes und präsentiert die Heimatkunde Niederdorf in 3D.
Elmar Gächter
Was seit längerer Zeit getrennt ist, kommt wieder zusammen, mindestens vorübergehend. Denn es war der Verkehrs- und Verschönerungsverein Niederdorf (VVN), der vor einem Vierteljahrhundert aus seiner Ortssammlung der damals neuen Stiftung «Industriemuseum Waldenburgertal» jene Gegenstände übergeben hat, welche die reiche Geschichte der Industrialisierung im Waldenburgertal dokumentieren.
Das Industriemuseum, seit 2007 vom Verein IMW-Forum geführt, mit seiner reichen Sammlung an Raritäten aus der industriellen Hochblüte des Tals – namentlich der Uhrenindustrie – hat mit seinem Pavillon längst seinen gebührenden Platz in der musealen Welt gefunden. Demgegenüber fristet die verbliebene Ortssammlung des VVN ein Mauerblümchendasein. Dies will der Stiftungsrat ändern und präsentiert deshalb an seiner Ausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit» verschiedene spannende Objekte aus der 2000-jährigen Geschichte von Niederdorf.
«Die Idee für diese Ausstellung kam mir bereits während der Arbeit für das Heimatkundebuch. Als neue Stiftungsratspräsidentin finde ich es interessant, die ursprüngliche Verbindung der Ortssammlung mit dem industriellen Teil wieder aufzubauen und gleichzeitig die im Heimatkundebuch festgehaltene Geschichte von Niederdorf mit überlieferten Gegenständen und Dokumenten zu untermauern», sagt Helene Koch, die in der Arbeitsgruppe Heimatkunde an vorderster Front mitgearbeitet hat.
Beilklinge und Granatensplitter
Koch war es, die in Absprache mit Hansjörg Thommen, Präsident des VVN, die Ausstellungsstücke aus dem Lager an der Dorfgasse zusammengetragen und für die Ausstellung aufbereitet hat.
Die Ausstellung im Eingangsraum des Pavillons ist weitgehend chronologisch aufgebaut, Helene Koch spricht von einem «optischen Zeitstrahl». Er umfasst die frühesten Spuren jungneolithischer Siedlungen vor 6000 Jahren, die Ernst Schmutz auf seinem Acker nahe dem Kurhaus Abendsmatt unter anderem in Form einer Silexbeilklinge gefunden hat. Der Zeitstrahl umfasst auch die Zeit der 1950er-Jahre, als der Gemeinderat den Frauen aus Niederdorf das konsultative Stimmrecht erteilte. Der Granatensplitter mahnt an den 22. Februar 1945, als ein amerikanisches Kriegsflugzeug zehn Bomben im Gebiet Chänel abwarf, während das Originalholzstück an den Felssturz von St. Peter von 1295 erinnert. Fotos und Zeitungsauschnitte lassen die Tellspiele von 1925 und 1928 aufleben, zu denen WB- und SBB-Extrazüge fuhren, und die Handsämaschine der einheimischen Firma Plattner lässt die «gute alte Zeit» der einfachen landwirtschaftlichen Tätigkeiten auferstehen. Und immer wieder findet sich auch der Bezug zur Industrialisierung, wie am Beispiel der Herren De Bary aus Basel, die in Niederdorf die erste Bandweberei erbauen liessen.
Für alle Generationen
Gegenstände aus alten Zeiten werden doppelt faszinierend, wenn man ihre Geschichten dahinter kennt. So dürfen sich die Besucherinnen und Besucher am kommenden Wochenende auf Historiker Rémy Suter aus Ziefen freuen. Er wird durch die Ausstellung führen und wie gewohnt mit spannenden und humorvollen «Müschterli» aufwarten. Helene Koch betont, dass sich die Ausstellung an alle Generationen richtet. «Ich denke, es ist immer schön, wenn man weiss, woher man kommt. So würde ich mich speziell freuen, wenn wir auch Vertreter der Unternehmen im Tal begrüssen dürften.»
Die Ausstellung an der Kilchmattstrasse 2 bietet Gelegenheit, auch die vielen Trouvaillen aus der Industrieund insbesondere der Uhrenmacherzeit zu besichtigen. Die Sonderausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit» selber bleibt ein Jahr lang in den Räumlichkeiten des Pavillons, der jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 15 Uhr geöffnet ist.
Ausstellung «Zeichen und Spuren der Zeit»,
Freitag, 14. Oktober, 19.30 Uhr (Vernissage); Samstag, 15. und Sonntag, 16. Oktober, jeweils von 10 bis 17 Uhr, im Pavillon, Kilchmattstrasse 2 in Niederdorf.