Kunst und «Stedtli» – eine Liebesbeziehung
28.10.2022 Bezirk Waldenburg, Waldenburg, KulturAusstellung «Ville des Arts» geht morgen zu Ende
Auch die zweite Ausgabe von «Ville des Arts» in Waldenburg, der grössten und zeitlich längsten Open-Air-Kunstausstellung in der Nordwestschweiz, fand ein grosses Publikumsinteresse – doch Kunst ist nicht gratis. Morgen ist der letzte ...
Ausstellung «Ville des Arts» geht morgen zu Ende
Auch die zweite Ausgabe von «Ville des Arts» in Waldenburg, der grössten und zeitlich längsten Open-Air-Kunstausstellung in der Nordwestschweiz, fand ein grosses Publikumsinteresse – doch Kunst ist nicht gratis. Morgen ist der letzte Tag der Ausstellung.
Elmar Gächter
Morgen Samstag findet die «Ville des Arts 2022» mit der Finissage ihren Abschluss. Die Veranstalter zeigen sich sehr zufrieden mit dem Anlass, bei dem 45 Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Schweiz und dem Ausland mit ihren 100 Werken Waldenburg während rund fünf Monaten wiederum in ein lebendiges Kunsthappening verwandelt haben.
Der Besucherstrom bewegte sich laut den Organisatoren im Rahmen der ersten Ausgabe von 2020, die schon damals mehr Publikum in das Städtchen führte als erwartet. Sibylla Dreiszigacker, Renato Wellenzohn und Pt Whitfield, alle in Waldenburg zu Hause, kuratierten gemeinsam auch die diesjährige Ausstellung. Sie zeigen sich motiviert, die Biennale weiterzuführen und 2024 zur dritten «Ville des Arts» einladen zu können. Dann allerdings in der Hoffnung, dass ein grosszügiger Sponsor die finanzielle Last mittragen wird.
Angesprochen auf den Erfolg, zehn Künstlerinnen und Künstler mehr als 2020 nach Waldenburg geholt zu haben, meint Pt Whitfield: «Die Kunstschaffenden fühlen sich bei uns sehr gut aufgehoben. Sie spüren unsere Herzlichkeit ihnen gegenüber und dass der Anlass für uns nicht einfach ein Business ist.» Das Credo, dass sich die Künstlerinnen und Künstler ihre Themen frei auswählen und sich den Platz für ihre Werke aussuchen können, habe sich erneut bewährt und eine breit gefächerte Ausstellung mit verschiedensten künstlerischen Aussagen ermöglicht.
Renato Wellenzohn hat auch heuer zahlreiche Interessierte durch die Ausstellung geführt. Im Gegensatz zu 2020 habe es auffallend weniger Besucher aus Basel gegeben. Er schreibt dies der Coronazeit und dem Umstand zu, dass damals die «Art Basel» abgesagt werden musste und die Kunstinteressierten Alternativen gesucht hätten. «Doch je länger die diesjährige Ausstellung dauerte, desto mehr nahm die Anzahl der Besuchenden aus allen Landesteilen und sogar dem Ausland zu», so Wellenzohn. Als eines der Highlights bei seinen Führungen habe sich die Installation mit Schafen, Hirtin, Hund und Wolf im Hof der Kirche erwiesen.
Drei Kunstwerke demoliert
Als sehr erfreulich bezeichnet Sibylla Dreiszigacker den Verkauf von Kunstwerken. «Die Kunstschaffenden verkauften rund ein Drittel an Objekten mehr als 2020. Dies geht in die richtige Richtung», hält sie fest. Denn dies ist auch wichtig für die Veranstalter, da ihr Anteil am Verkaufserlös dazu beiträgt, die Ausgaben decken zu helfen. Einmal mehr durften die Organisatoren auf die Unterstützung der Gemeinde Waldenburg in Form von Manpower und verschiedenen Dienstleistungen zählen. Kein Verständnis bringen sie den Vandalenakten entgegen, bei denen drei Kunstwerke teilweise ganz demoliert wurden. Dass sich solche mutwillige Zerstörungswut trotzdem in Grenzen gehalten hat, ist laut Pt Withfield vor allem der Bevölkerung zu verdanken, die stets ein wachsames Auge auf die Ausstellungsgegenstände werfe.
Für Gemeindepräsidentin Andrea Kaufmann trägt auch die diesjährige «Ville des Arts» dazu bei, Waldenburg in der ganzen Schweiz als Kulturort bekannt zu machen. Es sei grossartig, solch engagierte und innovative Personen in der Bevölkerung zu wissen, die viel Zeit und Herzblut in das Projekt investierten. Auch dass die Einwohnerinnen und Einwohner ihre Grundstücke für die Ausstellung zur Verfügung gestellt haben, sei nicht selbstverständlich, beweise aber ihre grosse Verbundenheit mit dem «Stedtli» und den Künstlerinnen und Künstlern.
«Viele Besucherinnen und Besucher schwärmten vom ‹Stedtli› und zeigten damit, dass Waldenburg seinen Charme doch nicht verloren hat.» Dies sieht auch Irma Bucher aus Sissach so, die zum zweiten Mal mit verschiedenen Kunstwerken präsent war. «Die Ausstellung passt perfekt ins ‹Stedtli›. Meine Bekannten, die von weit her nach Waldenburg gereist sind, waren auch überrascht über die entdeckungswürdigen und heimeligen Gässchen. Nur schade, dass es die kleinen Beizli nicht mehr gibt.»
Die drei organisierenden Kunstschaffenden sind gewillt, die Biennale auch im Jahr 2024 wieder durchzuführen. Ob dies tatsächlich auch möglich ist, hängt nicht zuletzt von den finanziellen Mitteln ab. «Von unseren Ausgaben und insbesondere von unserem Stundenaufwand her bräuchten wir eine Summe, die wir realistischerweise nicht einholen können. Aber trotz unseres grossen Idealismus und der weitgehend ehrenamtlichen Tätigkeit kommen wir nicht darum herum, Sponsoren zu finden, die uns namhaft unterstützen, denn Kunst ist nicht gratis», so Pt Whitfield.