Riehen | Das kleine Chalet wird künftig beim Hof Mapprach in Zeglingen stehen

Das Kinderchalet befand sich mehr als 100 Jahre auf dem Areal des Bäumlihofs in Riehen. Nun passt es nicht mehr zu den Plänen des heutigen Besitzers. Balthasar Settelen von der Mapprach-Familienstiftung bringt das schmucke Häuschen nun ins Oberbaselbiet.

Martin Stohler

Spielhäuser für Kinder sind keine neue Erfindung. Das wachsende Verständnis dafür, welche Bedeutung Spiel und Spielzeuge für die Entwicklung von Kindern hat, führte im 19. Jahrhundert zur Einrichtung von speziellen Kinderzimmern oder auch von Kinderspielhäusern. Ein besonders schönes Beispiel eines solchen Hauses ist das Kinderchalet, das der begüterte Fabrikant Rudolf Geigy-Merian (1830–1917) im Jahr 1897 auf dem Gelände des Bäumlihofs in Riehen für seine Grosskinder errichten liess.

Das Chalet mit einer Grundfläche von 4,70 × 3,20 Metern besteht aus einem Wohnzimmer und einer Küche. «Das Zimmer», schreibt die Kunsthistorikerin Vera Heuberger in einem Gutachten, «ist mit einer Balkendecke, einer qualitätsvollen Täfelung und zwei schlanken Hochschränken ausgestaltet, ähnlich einer Stube in einem begüterten Bauernhaus.» Dazu passt das Ensemble von Stabellentisch, Stabellen und passender Sitzbank. Über einen Kachelofen, wie man ihn hätte erwarten können, verfügt das Chalet nicht. Wie bekannt ist, wurde es nur im Sommer benutzt.

Die Küche hat als Besonderheit einen Fussboden mit hellen Steinzeugfliesen und einen mit Holz befeuerten Kochherd. Der zum Teil mit weissem Email belegte, 54 Zentimeter hohe Herd ist mit metallbeschlagenen Türen und einer Stange versehen, die, wie auch weitere Ofentürchen und der Wasserschiffdeckel, mit Kugelgriffen verziert ist. Zum für die Zeit typischen Mobiliar kommen Küchengeräte wie bemalte Salzbehälter, Kasserollen, Bräter, Wasserbecken, Löffelhalter mit Abtropfrinne und weitere Utensilien hinzu. In ihrer Würdigung schreibt die Kunsthistorikerin Verena Heuberger denn auch: «Aussergewöhnlich ist die Einheit von Bau und Ausstattung bis hin zum kindermassstäblichen Küchenmaterial.»

Sorge getragen
Verena Hollinger-Vischer, eine Grossenkelin des Erbauers, berichtet aus ihrer Kindheit, dass sie in der Chaletküche nie ohne Betreuung von Erwachsenen «köcheln» durften. Die Grossmutter Helena Geigy-Schlumberger habe die Kinder in aller Strenge dazu angehalten, dem Chalet Sorge zu tragen und vor allem auf die «Butzenscheiben» zu achten. Man kann sich gut vorstellen, dass es etwas ganz Besonderes war, wenn man bei Geigys zu einem Kinderfestlein oder einem Spielnachmittag im Kinderchalet eingeladen war.

Wie andere Kinderspielhäuser war auch jenes des Bäumlihofs ursprünglich im Nutzgarten platziert. Es war den Gewächshäusern und dem Gemüsegarten vorgelagert und war auf den damals noch existierenden Rosengarten ausgerichtet. Als in den 1990er-Jahren dieser Gartenbereich zur Überbauung freigegeben wurde, musste es 1995 dem Bau eines Doppeleinfamilienhauses weichen. Erfreulicherweise wurde der kleine Holzbau damals nicht abgerissen, sondern an einen anderen Standort innerhalb des Bäumlihofgeländes versetzt. Damit war das kleine Bijou fürs Erste gerettet.

Eine neue Bleibe
Seit einiger Zeit steht nun fest, dass die Tage des Kinderchalets auf dem Bäumlihofgelände gezählt sind. Da in Basel kein anderer Standort gefunden werden konnte, nahm es Balthasar Settelen, damals noch Delegierter der Basler Bürgergemeinde im Denkmalrat des Kantons Basel-Stadt sowie Verwalter der Mapprach- Familienstiftung, an die Hand, dass das Kinderchalet im englischen Park des Hofguts Mapprach eine neue Bleibe bekommt.

Die «Verpflanzung» des Kinderchalets von Riehen nach Zeglingen ist allerdings eine komplexe Sache, die auch baurechtliche Fragen aufwarf. Der geplante Standort im Park des Hofguts Mapprach liegt nämlich in einer Landwirtschaftszone. In dieser dürfen lediglich landwirtschaftlich genutzte Gebäude errichtet werden. Eine Ausnahme sind Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Dies hat Balthasar Settelen mit einer entsprechenden Eingabe nun erreicht. Am 20. September dieses Jahres hat der Baselbieter Regierungsrat das Kinderchalet ins Inventar der geschützten Kulturdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft aufgenommen. Als nächster Schritt wird Balthasar Settelen nun ein Baugesuch einreichen. Ist dieses bewilligt, steht dem Transport ins Oberbaselbiet nichts mehr im Weg.

Balthasar Settelen rechnet mit Kosten von insgesamt 50 000 Franken. Es ist dies eine Summe, die die Mapprach-Familienstiftung nicht alleine aufbringen kann, weshalb er auch auf Spendensammlung für die Kinderchalet-Rettungsaktion gehen muss.

Die Familienstiftung Mapprach
sto. Die Familienstiftung Mapprach wurde 1752 vom Erbauer des Wenkenhofs, Johann Heinrich Zaeslin, testamentarisch errichtet. Sie besitzt die Bauernhöfe Mapprach und Hofmatt und rund 100 Hektaren Ackerland und Wald. Der Bauernhof ist verpachtet. Er wird seit 2012 als Biohof mit Angus-Mutterkuhhaltung betrieben. Der zum Hofgut gehörende Park mit Weiher und diversen Kabinetten wurde 1862 angelegt und wird im Sommer für kulturelle Anlässe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Kinderhaus aus vergangenen Tagen

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