Auen und Widder auf dem Laufsteg
04.10.2022 Bezirk Liestal, LandwirtschaftHerbstschau der Rasseschafe auf dem Schillingsrain
Für viele «Schäfeler» ist das Züchten und Halten von Rasseschafen eine Herzensangelegenheit. Allerdings werden sie immer weniger. Ein Augenschein an der Herbstschau in Liestal.
Elmar Gächter
Die ...
Herbstschau der Rasseschafe auf dem Schillingsrain
Für viele «Schäfeler» ist das Züchten und Halten von Rasseschafen eine Herzensangelegenheit. Allerdings werden sie immer weniger. Ein Augenschein an der Herbstschau in Liestal.
Elmar Gächter
Die Schafzüchter aus dem Baselbiet präsentierten an der Herbstschau auf dem Schillingsrain in Liestal einmal mehr einen Teil ihrer Tiere. Vertreten waren rund 100 Schafe von fünf der schweizweit anerkannten 12 Rassen des Schweizerischen Schafzuchtverbandes. Sie liessen sich von den Experten beurteilen und die schönsten von ihnen zu Missen oder Mister ihrer Kategorie küren. Organisator war der Schafzuchtverein Baselland und Umgebung, der seit rund zwei Jahren von Philipp Miesch aus Diegten präsidiert wird. Die beurteilenden Fachleute lobten die gute bis sehr gute Qualität der Tiere, sahen bei einzelnen Rassen allerdings auch Verbesserungspotenzial. Zu schaffen macht dem Verein der Rückgang an Züchtern und an Tieren, eine Tatsache, die nicht allein in Baselland zu beobachten ist.
Waren es vor ein paar Jahren noch an die 300 Schafe, die sich auf dem Schillingsrain zur Schau stellten, ist diese Zahl mittlerweile auf knapp 100 zurückgegangen. «Wir spüren den Rückgang im Verein sowohl bei den Mitgliedern als auch bei den Herdebuchtieren. Ein wichtiger Grund ist die Überalterung der Züchter und Halter und der fehlende Nachwuchs», so Philipp Miesch. Wie eine Umfrage bei verschiedenen an der Schau anwesenden Tierhaltern zeigt, bereiten ihnen vermehrt vor allem auch die laufend zunehmenden Vorschriften Probleme, nicht zuletzt beim Bau von Tierunterkünften wie Ställen, Weidezelten oder Unterständen. Und, wenn auch in Baselland noch nicht so präsent, der Wolf. «Der bereitet uns in der Tat Sorgen», hält Rolf Marfurt aus Schötz fest, seit mehr als 30 Jahren Schafzüchter und Schafzuchtexperte.
Kein Bezug zur Landwirtschaft
Kurt Vogt aus Hölstein befasst sich seit mehr als 50 Jahren mit der Schafzucht. Aufgrund seines Alters möchte er Land und Schafe in andere Hände geben, hat bis heute jedoch noch keinen Nachfolger gefunden. «Es sollte jemand sein, der sich bereits bei der Zucht und der Haltung ein wenig auskennt. Leider ist bei vielen jüngeren Leuten der Bezug zur Landwirtschaft verloren gegangen», bedauert Vogt.
Die Schafe könne er wohl problemlos verkaufen, «aber wer bewirtschaftet dann mein Land?». Eine Frage, mit der Kurt Vogt nicht alleine dasteht.
Für Freude an diesem etwas regnerischen Tag gibt es dennoch genügend Gründe. Rolf Marfurt lobt die gute bis sehr gute Qualität der Tiere. Vor allem bei der neben dem Braunköpfigen Fleischschaf (BFS) und dem Schwarzbraunen Bergschaf (SBS) auf dem Schillingsrain am meisten vertretenen Rasse der Weissen Alpenschafe (WAS) gebe es Spitzenzüchter, deren Tiere auch an interkantonalen Märkten durchaus mitreden könnten. «Bei den BFS fehlt mir noch ein bisschen die Fleischigkeit. Sie haben wohl die nötige Grösse und Länge, doch beim Gigot und dem Rücken, die vor allem gefragt sind, gibt es noch Verbesserungspotenzial», meint Marfurt. Eine gute Qualität sieht er auch bei den Walliser Schwarznasenschafen (SN) und bei den Suffolk (SU), wobei bei den Letzteren das Fundament seiner Ansicht nach verbesserungsfähig ist.
Als eigentlicher Star der Herbstschau entpuppt sich der 11 Monate alte Widder aus der WAS-Zucht von Ambros Zurfluh aus Bubendorf. Experte Christian Peter nennt den Bock ein «Traumtier» und hebt dabei dessen saubere obere Linie, die Verbundenheit vorne, das «Superbecken», das sehr gute Fundament und die feine Wolle hervor. «Wer dieses Tier hält, darf stolz sein, denn ein solches gibt es nicht jedes Jahr.» Diese Beurteilung nimmt selbstverständlich auch sein Züchter mit Freude entgegen. «Für mich ist dies wie eine Garantie, dass ich auch in Zukunft sehr gute Tiere präsentieren kann», meint Ambros Zurfluh. Er nennt sich Schäfeler mit Leib und Seele, war sechs Jahre lang Präsident des Schafzuchtvereins Baselland und engagiert sich seit mehr als 40 Jahren für die Schafzucht und -haltung im Baselbiet.
Mister und Miss …
Mister WAS (Weisses Alpenschaf): Besitzer Ambros Zurfluh, Bubendorf
Miss WAS: Besitzer Ambros Zurfluh, Bubendorf
Mister SBS (Schwarzbraunes Bergschaf): Besitzer Stephan Habegger, Böckten
Miss SBS: Besitzer Bernard Affolter, Seltisberg
Mister BFS (Braunköpfiges Fleischschaf): Besitzer Käthi und Fritz Bieri, Diegten
Miss BFS: Besitzer Käthi und Fritz Bieri, Diegten
Miss SN (Walliser Schwarznasenschaf): Besitzer Sonja und Markus Dörig, Frenkendorf
Miss SU (Suffolk): Besitzer Martin Rupp, Liestal emg.