«Umbau würde eine halbe Million kosten»
15.09.2022 Abstimmungen, Diegten, Buckten, PolitikRoman Fries
Nach den neusten von Tamedia veröffentlichten Trendumfragen bröckelt die Zustimmung zur Massentierhaltungsinitiative. Dennoch bleibt die Frage, wie die Tierhaltung in der Schweiz in Zukunft aussehen soll; ein emotional diskutiertes Thema. Eine überwiegende ...
Roman Fries
Nach den neusten von Tamedia veröffentlichten Trendumfragen bröckelt die Zustimmung zur Massentierhaltungsinitiative. Dennoch bleibt die Frage, wie die Tierhaltung in der Schweiz in Zukunft aussehen soll; ein emotional diskutiertes Thema. Eine überwiegende Mehrzahl der von den Auswirkungen der Initiative direkt Betroffenen weibelt vehement für ein Nein bei der Abstimmung am 25. September. Auch im Oberbaselbiet müssten einige Landwirte teilweise einschneidende Veränderungen in ihrem Betrieb vornehmen, um auch bei einer Annahme der Vorlage noch den Vorgaben des Bundes zu entsprechen.
Einer davon ist Daniel Eschbach aus Diegten. Der Eierproduzent hält zurzeit 9000 Legehennen. Die Bio-Suisse-Richtlinien von 2018, die für die neuen Gesetze ausschlaggebend wären, sehen lediglich 4000 vor. Die 9000 Tiere sind bei ihm auf zwei Ställe verteilt. Der eine beheimatet 8000, der andere die restlichen 1000 Legehennen. Beide müssten bei Annahme wohl umgebaut werden, da zusätzlich zu den neuen Höchstbeständen auch nur noch 2000 Tiere pro Stall untergebracht sein dürften.
Wirkung angezweifelt
Da Eschbach bereits heute mehr Platz gewährt als vorgeschrieben, würde das einzelne Lebewesen laut ihm nicht profitieren, falls die Initiative angenommen wird. «Meiner Meinung nach verbessert sich das Tierwohl nicht, wenn der Bestand reduziert wird, aber der vorhandene Platz pro Legehenne gleich bleibt», so der Diegter. Er fügt an, dass der erst vor zehn Jahren errichtete Stall verkleinert werden müsste, um ihn wirtschaftlich betreiben zu können.
Weiter erklärt Eschbach: «Unsere Stalleinrichtungen entsprechen den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen, sowohl was Platz- und Lichtals auch Futterverhältnisse anbelangt.» Alle Tiere haben jederzeit Zugang zum Aussenklimabereich und am Nachmittag zur Weide, die eine Fläche von drei Hektaren aufweist. Die allfälligen Umbau- und Mehrkosten bei einem Ja-Entscheid kann der Eierproduzent indes nicht beziffern: «Da den Betrieben Übergangsfristen von bis zu 25 Jahren gewährt werden könnten, müsste sich dann mein Nachfolger damit befassen.»
Nicht nur Bestandesreduktionen
Bereits mehr Gedanken über mögliche Kosten hat sich Samuel Gerber aus Buckten gemacht. Die Höchstbestände an Mastschweinen blieben zwar unverändert, umbauen müsste der Schweinebauer aber trotzdem. In dem Stall, in dem die Muttertiere während der Geburt und der Säugezeit in sogenannten Abferkelboxen gehalten werden, wären Ausläufe anzubauen, damit die Ferkel bereits ab der dritten Woche ins Freie gelangen könnten. Dies bei insgesamt 20 Abferkelboxen. Zusätzlich müsste das Platzangebot vergrössert oder die Sauenzahl im Stall reduziert werden. Dasselbe Prozedere wäre auch im Stall der abgesetzten Ferkel notwendig. «Das würde mich insgesamt wohl ungefähr eine halbe Million Franken kosten», so Gerber.
Auch der Buckter schätzt die positive Auswirkung der Initiative auf das Wohlergehen seiner Schweine als gering ein. «Die Muttertiere werden bei mir während der Trächtigkeit in Kleingruppen von 10 Sauen und mit Auslauf gehalten. Die jetzigen Abferkelboxen sind bereits grosszügig ausgelegt und mit einer Klimaanlage für die Neugeborenen ausgestattet», so seine weiteren Ausführungen.
Beide Befragten sind sich darin einig, dass es nicht nur an den Landwirten und dem Gesetzgeber liege, die Haltungsform zu beeinflussen. «In der Schweiz ist das Angebot an Bioprodukten und gelabeltem Fleisch grösser als die Nachfrage. Der Preis spielt eben doch noch eine wichtige Rolle», so Gerber. Sie sehen in der Initiative eine Bevormundung vieler Konsumenten, denn diese wären dann gezwungen, auf die zurzeit weniger gekauften tierischen Erzeugnisse aus Bioproduktion zurückzugreifen.